Immobilieninvestoren halten sich zurück
tl Frankfurt
Institutionelle Adressen haben in den ersten neun Monaten dieses Jahres 53 Mrd. Euro in deutsche Immobilien investiert – 13% weniger als in der Vergleichsperiode 2021. Angesichts der turbulenten und unsicheren Marktgegebenheiten sei dies aber ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis, findet der Immobiliendienstleister JLL. Im dritten Quartal wurden Immobilien für fast 17 Mrd. Euro gehandelt, mehr als in den Monaten April bis Juni.
Gesamtjahr wird schwächer
„Wir gehen weiterhin davon aus, dass sich das Gesamtjahresvolumen 2022 mit rund 70 Mrd. Euro um etwa 37% unter dem Vorjahreswert einsortieren wird“, sagt Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany. „Demzufolge rechnen wir mit einem Transaktionsvolumen im Schlussquartal von rund 17 Mrd. Euro.“ Eine traditionelle Jahresendrallye sei 2022 nicht zu erwarten. „Wir befinden uns in einer Orientierungsphase, die durchaus noch drei bis vier Monate anhalten kann.“
Für Konstantin Kortmann, Country Leader JLL Germany, ist jetzt „weniger der Blick zurück auf das dritte Quartal entscheidend, sondern vielmehr der Trend, mit dem der Markt ins letzte Quartal des Jahres geht. Hier gibt es auch positive Signale, dass der Markt sich mit den neuen Rahmenbedingungen arrangiert hat. Doch zugleich sehen wir, dass die Anleger sehr genau hinschauen und durchaus vorsichtiger als noch vor der Pandemie sind. Vor allem das Zinsniveau beeinflusst den Markt stark.“ Vor dem Hintergrund der anhaltend hohen Inflation sind die Akteure verunsichert, wie sich die steigenden Anleiherenditen auswirken, wie sich die Leitzinsen weiter entwickeln und welche potenziellen Folgen eine Rezession auf das Angebots-Nachfrage-Verhältnis für Immobilien haben wird, heißt es in der Analyse von JLL weiter. Deshalb warten viele zunächst einmal ab.
Einfluss des Anleihemarktes
„Grundsätzlich ist vor allem die Preisgestaltung am Anleihemarkt auch ein Orientierungspunkt für die Preisbildung bei Immobilien. Die zunächst unklaren Leitzinsreaktionen der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die Inflation deuten jedoch darauf hin, dass die Anleger wahrscheinlich bis Ende des Jahres in einer Art ,Preisfindungsmodus‘ verharren werden“, berichtete Scheunemann.
Deshalb sei es so wichtig, dass die Geldpolitik einen klaren und nachvollziehbaren Kurs verfolge. Mit der jüngsten Zinserhöhung inklusive der Ankündigung zumindest zwei weiterer Schritte in diesem Jahr sei diese Klarheit vorhanden, so zumindest die Meinung des Analysten.