Rechtsstreitigkeiten lasten auf Jahresgewinn der Deutschen Bank
Die Deutsche Bank hat wegen hoher Kosten für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten im vergangenen Jahr weniger verdient. Juristische Auseinandersetzungen wie etwa der Streit um die Postbank-Übernahme kosteten das Institut rund 1,7 Mrd. Euro, wie es am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Unter dem Strich blieb im vergangenen Jahr ein Nettogewinn von 2,7 Mrd. Euro übrig – ein Rückgang von 36% im Vergleich zu 2023, wie Deutschlands größtes Geldhaus mitteilte. Das lag etwas unter den Schätzungen der Analysten, die im Schnitt mit 2,97 Mrd. Euro gerechnet hatten. Im vorbörslichen Handel notierten die Aktien der Deutschen Bank knapp 3% im Minus.
Positiver Ausblick
„Zusammen mit einem starken Start ins neue Geschäftsjahr untermauert das unsere Überzeugung, dass wir unser Renditeziel von mehr als 10% für das Jahr 2025 erreichen und die Kapitalausschüttungen an die Aktionäre weiter erhöhen werden“, bilanzierte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. Das Institut blicke zuversichtlich auf das Jahr 2025, ergänzte Finanzchef James von Moltke. Bei den Kosten setzt sich die Deutsche Bank jedoch weniger ehrgeizige Ziele: 2025 wird eine Aufwand-Ertrag-Relation nur noch von unter 65% erwartet anstelle des ursprünglichen Ziels von unter 62,5%.
2024 als „Übergangsjahr“
2024 sei ein „wichtiges Übergangsjahr“ gewesen, erklärte Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr lastete ein herber Gewinnrückgang im vierten Quartal auf der Bilanz – das Institut hatte bereits angekündigt, in diesem Zeitraum weitere Schritte zur Beilegung alter Rechtsfälle zu unternehmen. Der Finanzkonzern erwirtschaftete 2024 Erträge von knapp über 30 Mrd. Euro - ein Plus von 4%. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 0,68 Euro je Aktie erhalten, nach 0,45 Euro je Anteilsschein im Jahr zuvor. Analysten hatten im Mittel mit 0,66 Euro gerechnet.
Zudem billigte die Bankenaufsicht einen Rückkauf von Aktien in einer Höhe von 750 Mill. Euro. Die Deutsche Bank plane, damit im Jahr 2025 insgesamt weiteres Kapital im Volumen von 2,1 Mrd. Euro an die Aktionäre auszuschütten, hieß es weiter. Die Bank bestätigte ihre Absicht, das Ziel einer Ausschüttung von 8 Mrd. Euro für die Jahre 2021 bis 2025 zu übertreffen.
Postbank-Klage belastet
Die Deutsche Bank versucht, ihre Altlasten zu beseitigen. Das kostet Geld. Im jahrelangen Rechtsstreit um die Übernahme der Postbank hatte das Geldhaus im vergangenen Oktober vor dem Oberlandesgericht Köln eine Schlappe verbucht, das Gericht gab den Klägern umfassend recht. Die Deutsche Bank muss damit mehr Geld zahlen – sie hatte indes schon Rückstellungen gebildet. Sie geht juristisch vor dem Bundesgerichtshof gegen das Urteil vor.
Auch in Polen hat das Institut mit Rechtsstreitigkeiten zu kämpfen. Die polnische Tochter stockte das Kapital um rund 310 Mill. Euro auf. Dort geht es um Fremdwährungskredite. Auch andere Banken sind von den Streitigkeiten betroffen. „Das bedeutet aber auch, dass wir nun Altlasten hinter uns gelassen und damit die Risiken für unsere Bank in diesem und den Folgejahren deutlich reduziert haben“, bilanzierte Sewing in dem Brief an die Mitarbeiter.
Investment Banking floriert
Rund lief es dagegen im Geschäft der Investment Bank. Die Erträge stiegen hier 2024 um 15% auf 10,6 Mrd. Euro. Allein im vierten Quartal legten sie im Vergleich zum Vorjahresquartal um 30% auf 2,4 Mrd. Euro zu. In der Unternehmensbank sowie im Geschäft mit Privatkunden gaben die Erträge dagegen leicht nach. Die Deutsche Bank steht mit den Zuwächsen in der Investment Bank nicht allein. US-Banken hatte das wiederbelebte Geschäft mit Übernahmen und Fusionen sowie anziehende Börsentätigkeiten 2024 Rückenwind gegeben. J.P. Morgan Chase verbuchte etwa den größten Gewinn der Firmengeschichte, Morgan Stanley und Bank of America konnten ihre Gewinne mehr als verdoppeln.
Billionen-Euro-Marke beim verwalteten Vermögen erreicht
Die Fondstochter DWS knackte dank Rekordzuflüssen vor allem bei ETFs – börsennotierten Indexfonds, die nicht aktiv gemanagt werden, sondern die Wertentwicklung der Börsenindizes abbilden – beim verwalteten Vermögen die Billion-Euro-Marke. Der Gewinn kletterte 2024 um 19% auf 655 Mill. Euro.