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Regional­banken füllen ihre Eigendepots

Im Depot A gehaltene Wertpapiere haben für Sparkassen und genossenschaftliche Institute einen hohen Stellenwert. Trotz Wiederbelebung des Zinsgeschäfts im Zuge der Zinswende bauen sie ihre Eigendepots aus, zeigt eine Studie.

Regional­banken füllen ihre Eigendepots

fir Frankfurt

Für Genossenschaftsbanken und Sparkassen gewinnt das Depot A, das die Wertpapiere für den Eigenhandel enthält, trotz Zinswende an Bedeutung. In einer Umfrage unter Vertretern von 112 Sparkassen und Genossenschaftsbanken im Frühjahr und Sommer halten 58% das Eigengeschäft im Vergleich mit dem Jahr zuvor für wichtiger (s. Grafik). Beim Zinsgeschäft sind es angesichts steigender Zinsen drei Viertel. Zwei von drei Befragten erachten den Stellenwert des Provisionsgeschäfts als gleichbleibend, nur 24% glauben, dass er zunimmt. Das zeigt eine Studie des Research Center for Financial Services (München) der Steinbeis-Hochschule, unterstützt von Solutio, die für institutionelle Investoren und auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken in alternativen Assetklassen anlegt, sowie Pantheon, einem Dachfondsmanager in den Anlageklassen Private Equity, Infrastruktur und Private Debt.

„Trotz der geänderten Zinslandschaft liegt der Fokus weiterhin auf dem Depot A – und wird voraussichtlich zunehmen“, sagt Solutio-Vorstandsmitglied Robert Massing. „Denn wer wegen der Inflation knapp bei Kasse ist, wird voraussichtlich keine Lebensversicherung oder andere Kapitalanlagen abschließen. Das schlägt auf das Provisionsgeschäft der Banken durch und dürfte die Bedeutung des Depots A stärken.“

Weniger Kredite vergeben

Vor allem hätten Institute ihre Kreditvergabe heruntergefahren, sagen Massing und Rüdiger von Kollmann, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender von Solutio. „Viele Banken haben vor kurzem ihre Kreditbücher geschlossen und be­werten erst einmal die Marktentwicklung. Wir beobachten, dass im dritten und vierten Quartal die Mehrheit bei der Kreditvergabe restriktiv vorgeht“, berichtet von Kollmann. Mit der Zinswende sei das klassische Zinsgeschäft zwar wiederbelebt worden, sagt Massing, doch erlegen sich ihm zufolge die Banken selbst Restriktionen in der Kreditvergabe auf, weil sie angesichts von Inflation und Energiepreisexplosion sowie der schlechten Konjunkturaussichten Kreditausfälle befürchten. „Deshalb widmen sie sich verstärkt dem Depot A.“

Daran ändern auch die vom Zinsanstieg ausgelösten Bewertungsverluste auf festverzinsliche Papiere wenig. Die befragten Institute greifen laut Studie zunehmend auf alternative Anlageklassen wie Private Equity, Private Debt oder Immobilien zurück. Mittlerweile hätten fast drei Viertel Alternatives im Depot A, wohingegen es vor zwei Jahren noch 54% waren. Das größte Interesse erregten Infrastruktur-Investments, von denen 78% in den kommenden Jahren mehr aufnehmen wollen. Auf eine stärkere Berücksichtigung von Immobilien setzen 40%, Private Equity wollen 23% ausbauen, und 21% erwärmen sich für mehr Private Debt im Depot A.

Bremsend wirkten jedoch regulatorische und Eigenkapitalrestriktionen, geht aus der Erhebung hervor. So geben 94% der Befragten an, sie würden verstärkt in Alternatives investieren, stünde dem nicht der Aufwand durch regulatorische Hürden und Reporting-Vorschriften entgegen. Und 53% betrachten risikogewichtete Aktiva (RWA) als Hemmnis für mehr Investitionen in alternative Anlageklassen. Weitere 8% geben an, sich mangels Eigenkapital nicht darauf einlassen zu können.

„Die Eigenkapitalunterlegung für Alternatives ist unter anderem von der Laufzeit oder einem Rating der unterliegenden Assets abhängig. Private Debt, Private Equity und Infrastruktur können daher gegebenenfalls auch stärkere RWA-Belastungen zur Folge haben, die entsprechend mit Eigenkapital unterlegt werden müssen“, sagt Massing. „Das können sich nur Banken und Sparkassen leisten, die über genügend Polster verfügen.“

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