Starkes Halbjahr

Gewinnsegen zeigt Folgen für Italiens Banken

Italiens Banken eilen von Rekordgewinn zu Rekordgewinn. Dennoch widerspricht die Regierung in Rom Gerüchten, es sei eine Sondersteuer auf die Erträge geplant.

Gewinnsegen zeigt Folgen für Italiens Banken

Gewinnrekord prägt Italiens Banken

Rom dementiert Pläne für Sondersteuer – Weniger Kredite vergeben

bl Mailand

Die im ersten Halbjahr weiter gestiegenen Rekordgewinne der großen italienischen Banken haben erneut Spekulationen ins Kraut schießen lassen, die notorisch klamme italienische Regierung plane eine Sondersteuer. Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti dementierte entsprechende Pläne. Er verwies darauf, dass die Institute erkleckliche Steuern zahlen. Schätzungen zufolge werden in diesem Jahr mindestens 5,2 Mrd. Euro fällig – deutlich mehr als die 4,5 Mrd. Euro des Vorjahres.

Im August 2023 hatte jedoch die überraschende Ankündigung von Premierministerin Giorgia Meloni, eine Strafsteuer auf „Bankenübergewinne“ verhängen zu wollen, die Aktienkurse der Institute abstürzen lassen. Die Regierung nahm daraufhin hektische Änderungen an den Plänen vor. Am Ende zahlte keine einzige Bank eine Sondersteuer.

Mehr als im ganzen Jahr 2022

Die Unternehmenberatung Kearney schaute sich nun zusammen mit der Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“ die Halbjahreszahlen der acht größten Institute des Landes genauer an. Sie steigerten den kumulierten Nettogewinn um 18% auf 13 Mrd. Euro. Das ist mehr als der Jahresgewinn des Jahres 2022 von 12,5 Mrd. Euro. Zu den untersuchten Banken zählen neben Intesa Sanpaolo, Unicredit, BPM, BPER, Monte dei Paschi di Siena und Crédit Agricole Italia die Volksbank von Sondrio und Credem.

Mehr Erträge, weniger Risikovorsorge

Hauptgründe für die positive Entwicklung waren die weiter steigenden Einnahmen und die Reduzierung der Risikovorsorge. Der Zinsüberschuss der genannten Banken wuchs im Berichtszeitraum trotz eines leichten Zinsanstiegs gegenüber dem Vorjahr um weitere 9% auf 21,7 Mrd. Euro. Das Provisionsergebnis erhöhte sich um 6% auf 13,8 Mrd. Euro. Die Kreditrisikovorsorge wurde im Durchschnitt um 5% auf 1,5 Mrd. Euro reduziert. Ein uneinheitliches Bild ergab sich bei den Kosten, die teilweise stiegen – auch weil manche Institute in einigen Bereichen wie dem Assetmanagement oder bei digitalen Angeboten Personal aufgebaut haben. Die Dividendenankündigungen wurden allesamt bestätigt, teilweise sogar angehoben. In vielen Fällen wird eine Zwischendividende gezahlt. Ferner haben viele Institute Aktienrückkaufprogramme angekündigt bzw. bereits gestartet.

Cost-Income-Ratio sinkt

Einer weiteren Untersuchung der Fondazione Fiba der Gewerkschaft CISL zufolge haben die fünf größten Institute des Landes ihre Aufwandsquote im Berichtszeitraum gegenüber dem Vorjahr von 42,8% auf 39,9% gesenkt. Das Volumen der ausfallgefährdeten Kredite ging auf netto 1,4% zurück. Dagegen stiegen etwa die Personalkosten um 1,4%.

Aus Sicht der Gewerkschaft bergen die Resultate der Banken auch negative Aspekte. So sank der Personalbestand um 2,6% und die Zahl der Filialen ging
weiter zurück. 261 Geschäftsstellen wurden geschlossen. Das entsprach einem Minus von 2,2% gegenüber dem Vorjahr. Schon in den Vorjahren sind in erheblichem Maße Geschäftsstellen geschlossen worden.

Aktienkurse steigen

In einer Hinsicht schnitten Italiens Banken, deren Aktienkurse im europäischen Vergleich deutlich stärker gestiegen sind, schlechter ab als die der europäischen Konkurrenten: Die Kreditvergabe sank um 3,2% oder 37 Mrd. Euro. Dagegen vergaben die Institute in Deutschland, Frankreich und Spanien mehr Darlehen an Haushalte und Unternehmen als in der Vorjahresperiode.

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