US-Banken dominieren schrumpfendes M&A-Geschäft
lee Frankfurt
In dem nach dem russischen Angriff auf die Ukraine eingebrochenen Geschäft mit der Beratung bei Übernahmen und Fusionen (Mergers & Acquisitions/M&A) unter deutscher Beteiligung haben die hiesigen Niederlassungen der großen US-Banken weiterhin die Nase vorn. Wie aus den vom Finanzinformationsdienstleister Refinitiv erstellten vorläufigen Rennlisten für die erste drei Quartale hervorgeht, machen J.P. Morgan Chase, Morgan Stanley und Goldman Sachs wie schon im Vorjahr das Rennen um die ersten drei Plätze unter sich aus. Angeführt wird die Liste demnach von der im Vergleichzeitraum zweitplatzierten J.P. Morgan Chase (siehe Tabelle).
Dabei ist der Rückgang des von Refinitiv mit rund 25 Mrd. Dollar bezifferten Transaktionsvolumens exemplarisch für den Gesamtmarkt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum brach demnach das vom Spitzenreiter begleitete M&A-Geschäft unter deutsche Beteiligung um gut 43% ein, der Einbruch des Gesamtmarkts lag mit 44 % auf 97,6 Mrd. Dollar sogar noch etwas darüber (siehe Grafik). Wie der Datendienstleister hervorhebt, ist es das erste Mal seit 2017, dass auf Neunmonatssicht die Marke von 100 Mrd. Dollar nicht erreicht wurde. Die Zahl der Transaktionen sank demnach um 22 %.
In diesem schwachen Umfeld konnte sich die Deutsche Bank laut Refinitiv-Zahlen auf einem stabilen Platz 6 behaupteten. Im Vergleich zum Vorjahr deutlich aufholen konnten dagegen Barclays, die sich dank des Teilverkaufs der Funkturm-Tochter GD Towers an ein Konsortium aus dem kanadischen Vermögensverwalter Brookfield und Digital Bridge von Platz 22 auf Platz 4 schob und somit die bestplatzierte europäische Adresse war. Nur knapp dahinter rangierte die ebenfalls von den Käufern mandatierte Investmentbank Rothschild & Co., die sich von Platz 12 im Vorjahreszeitraum auf Platz 5 verbesserte.
Private Equity resilient
Als vergleichsweise resilient erwiesen sich gemäß Refinitiv-Daten die von privatem Kapital gestützten Deals. Demnach wurden in den ersten neun Monaten bislang 287 Deals mit deutschen Unternehmen unter Beteiligung von Private-Equity-Firmen angekündigt. Die Volumina der seit Jahresbeginn angekündigten Deals summierten sich auf 15,5 Mrd. Dollar, was zwar ebenfalls einem Dreijahrestief entspricht. Mit gut 10 % fiel der Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch moderat aus.
Das deutsche Geschäft mit Anleiheemissionen ging den Angaben zufolge um gut 22 % auf knapp 270 Mrd. Dollar zurück. Die Deutsche Bank konnte mit 84 Emissionen mit einem Gesamtvolumen von knapp 21 Mrd. Dollar den Spitzenplatz zwar behaupten, gab allerdings Marktanteile ab. Nach Refinitiv-Berechnungen sank ihr Anteil um 9 Prozentpunkte auf 7,7 %. Der Marktanteil der von Platz 4 auf Platz 2 gekletterten US-Rivalin J.P. Morgan Chase erhöhte sich dagegen von 5,5 % im Vorjahreszeitraum auf 6,6 % (siehe Tabelle). In dem weitgehend brachliegenden Geschäft mit Aktienemissionen, das um fast 90 % auf 4,4 Mrd. Dollar einbrach, schob sich die Deutsche Bank vom 4. auf den 1. Platz.
M&A-Beratung mit deutscher Beteiligung | |||
Januar bis 9. September 2022 | |||
Rang | Bank | Vol. * | Zahl |
1 (2) | J.P. Morgan Chase | 25,2 | 15 |
2 (3) | Morgan Stanley | 20,3 | 14 |
3 (1) | Goldman Sachs | 20,2 | 15 |
4(23) | Barclays | 19,8 | 8 |
5(12) | Rothschild | 19,7 | 31 |
6 (6) | Deutsche Bank | 19,6 | 14 |
7 (5) | Perella Weinberg | 15,3 | 4 |
8 (–) | Evercore Partners | 13,6 | 5 |
9 (13) | Lazard | 13,0 | 13 |
10 (4) | BoA Securities | 12,3 | 18 |
*) in Mrd. Dollar | |||
Quelle: RefinitivBörsen-Zeitung |