Net Zero Banking Alliance unter Druck

US-Banken fliehen aus Klima-Initiativen

Nach der US-Konkurrenz erwägt angeblich auch J.P. Morgan einen Rückzug aus der Net-Zero Banking Alliance. Die nahende Trump-Präsidentschaft lastet dabei schwer auf der Stimmung für nachhaltige Finanzierungen.

US-Banken fliehen aus Klima-Initiativen

US-Geldhäuser fliehen
aus Klima-Initiativen

Republikanische Anti-ESG-Kampagne setzt Net-Zero Banking Alliance unter Druck

xaw New York

Der politische Konflikt um nachhaltige Finanzierungen in den USA setzt die Finanzbranche unter Druck. In der vergangenen Woche haben mit Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America drei der führenden amerikanischen Geldhäuser ihren Rückzug aus der Net-Zero Banking Alliance (NZBA) verkündet, zuvor hatten sich bereits Goldman Sachs und Wells Fargo verabschiedet. Der nächste Schlag für die Nachhaltigkeitsbewegung droht in Kürze – denn angeblich erwägt Branchenprimus J.P. Morgan, der von den Vereinten Nationen (UN) unterstützten Klima-Initiative den Rücken zu kehren.

Auf Anfrage der Börsen-Zeitung wollte sich das größte US-Geldhaus nicht zu entsprechenden Insiderberichten äußern. Zuletzt betonte eine Sprecherin allerdings, J.P. Morgan überprüfe ihre Mitgliedschaften regelmäßig. Die Mitglieder der im April 2021 ins Leben gerufenen NZBA verpflichten sich, ihre „Kredit-, Investment- und Kapitalmarktaktivitäten mit dem Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 in Einklang zu bringen“.

Gewaltiger Mittelschwund

Zwischen dem Start der Initiative und Oktober 2024 wuchs die Klima-Koalition von 43 Banken aus 23 Nationen auf 144 Institute aus 44 Ländern. Auch wenn die NZBA seither internationale Geldhäuser hinzugewonnen hat, ist sie durch den Abschied der US-Schwergewichte doch geschrumpft. Die Großbanken, die sich zurückgezogen haben, bringen gemeinsam Assets von rund 10,6 Bill. Dollar auf die Waage. Durch einen Abschied von J.P. Morgan ginge der Einfluss auf weitere 4,2 Bill. Dollar verloren.

Die Flucht der Finanzriesen aus der NZBA führen Analysten auch auf den anstehenden Beginn der zweiten Präsidentschaft Donald Trumps zurück. Der Republikaner hat den wissenschaftlichen Konsens zum menschengemachten Klimawandel wiederholt als „Schwindel“ bezeichnet – an der Wall Street rechnen viele Stimmen damit, dass die neue US-Regierung zahlreiche Nachhaltigkeitsregulierungen zurückfahren wird.

Koordinierte Kampagne gegen Nachhaltigkeit

Trump reiht sich damit in eine „eng koordinierte Kampagne“ ein, die rechte Gruppen laut S&P Global seit fast drei Jahren gegen ESG-Vehikel verfolgen. Öffentliche Pensionsfonds aus republikanischen Bundesstaaten ziehen Mittel von Assetmanagern wie Blackrock ab, die ihre Unterstützung für Nachhaltigkeitsinitiativen unter diesem Druck zuletzt massiv zurückgefahren haben.

Amerikas Großbanken geben indes weiter Bekenntnisse zu ESG-Prinzipien ab. Goldman Sachs macht nach eigenen Angaben „bedeutende Fortschritte“ auf dem Weg zu ihren Netto-Null-Zielen, während sich Citigroup statt auf die NZBA künftig auf die Glasgow Financial Alliance for Net Zero konzentrieren will. Der Druck auf diese Initiativen dürfte in den USA laut Analysten indes zunehmen.