US-Banken knicken unter Druck von Diversitätsgegnern ein
US-Banken knicken unter Druck von Konservativen ein
Führende Geldhäuser fahren öffentliche Unterstützung für Diversitätsprogramme zurück – Furcht vor wachsenden rechtlichen Risiken durch Engagement
xaw New York
Angriffe aus konservativen und rechten Kreisen machen Amerikas größten Geldhäusern zu schaffen. Nun beginnen die Banken unter dem Druck einzuknicken und ihre Unterstützung für Initiativen zu Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) zurückzufahren. So entfernen J.P. Morgan, Citigroup und Morgan Stanley derzeit Inhalte aus öffentlichen Mitteilungen, die Bezug auf solche Bemühungen nehmen, oder passen diese sprachlich an. Mit Bank of America und Wells Fargo prüfen zwei weitere führende Institute ebenfalls ihre DEI-Formulierungen, wie das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Insider berichtet.
Feindliches Klima
Die Geldhäuser, wegen der geringen Präsenz kultureller Minderheiten und weiblicher Vertreter auf ihren Führungsetagen lange in der Kritik, hatten ihre Bemühungen um mehr Vielfalt nach der Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten im Jahr 2020 angekurbelt. Doch aus Sicht rechter und reaktionärer Kräfte öffnen die Banken mit ihrem Diversitätsengagement Einfallstore für Diskriminierungsklagen von Kunden und weißen Mitarbeitern. Spätestens mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump ist das Klima in den Vereinigten Staaten entschieden DEI-feindlich geworden.
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Der Republikaner hat Diversitätsprogramme über alle Zweige der US-Regierung per Exekutivbeschluss beendet. Der Oberste Gerichtshof hatte die „Affirmative Action“-Politik von Universitäten, durch die Minderheiten zugehörige Bewerber höhere Aufnahmechancen erhalten sollen, bereits 2023 für verfassungswidrig erklärt. Dies war ebenso gefundenes Fressen für DEI-Kritiker wie die Entscheidung, mit der die US-Börsenaufsicht SEC Diversitätsauflagen der Nasdaq für gelistete Unternehmen kippte.
Nun beeilen sich auch zahlreiche amerikanische Unternehmen wie die Fast-Food-Kette McDonald’s, der Autokonzern Ford oder die Einzelhandelsriesen Walmart und Target, ihre DEI-Programme zurückzufahren. Alphabet, die sich zuletzt wie andere Tech-Größen dem Trump-Lager annäherte, teilte Anfang Februar in einer E-Mail an Mitarbeiter mit, im Einstellungsprozess keine Zielquoten für eine Stärkung unterrepräsentierter Gruppen mehr anwenden zu wollen. Und auch deutsche Unternehmen wie Aldi Süd haben Informationen zu Diversitäts- und Inklusionsinitiativen auf ihren Webseiten entfernt oder geändert.
Vorwurf der Diskriminierung
Insbesondere die Banken sehen sich indes harten Angriffen aus der Politik ausgesetzt. So warf Trump Bank of America im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos im Januar vor, konservative Kunden zu diskriminieren. Damit goss er Öl ins Feuer, nachdem konservative Gruppen dem zweitgrößten US-Geldhaus und der Rivalin Citigroup vorgeworfen hatten, das Recht auf religiöse und politische Freiheit verletzt zu haben. Hintergrund ist der Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021, in dessen Nachgang die Banken mit der Bundespolizei FBI kooperierten und dabei angeblich private Daten teilten, um „gewalttätige einheimische Terroristen“ zu identifizieren.
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J.P. Morgan und Goldman Sachs sind besonders ins Visier von Shareholder-Aktivisten geraten. Die stärker spezialisierte Investmentbank hat „Inklusionsnetzwerke“ aufgebaut und sich in den USA und Großbritannien Mindestquoten für die Beschäftigung schwarzer und hispanischer Mitarbeiter gesetzt. Zudem hat sich das Wall-Street-Haus verpflichtet, 10 Mrd. Dollar in Unternehmen und Organisationen zu investieren, die schwarze Frauen fördern. Diversitätsvorgaben für die Verwaltungsräte von Firmen, denen es in den USA und Westeuropa zu Börsengängen verhilft, hat die Bank angesichts des heftigen Gegenwinds bereits gekippt.
Spannung vor Aktionärstreffen
Nun warten Investoren gespannt auf die Jahresabschlüsse, Stimmrechtsmaterialien und andere in Vorbereitung auf die Hauptversammlungssaison erstellte Dokumente, die Amerikas Geldhäuser in den kommenden Tagen und Wochen bei ihren Regulatoren einreichen. Bei J.P. Morgan hat sich der Ton in Bezug auf DEI gegenüber dem im Vorjahr veröffentlichten Abschluss bereits deutlich geändert. Hob der Branchenprimus seine Diversitäts-, Gleichberechtigungs- und Inklusionsmaßnahmen zuletzt noch positiv hervor, finden sie nun lediglich noch in negativem Kontext Erwähnung: J.P. Morgan erwartet nach eigener Aussage anhaltende Kritik von Aktivisten und Politikern.