Quartalsausblick

Metzler für Bonds optimistisch

Metzler Asset Management schätzt die Aussichten der Anleihemärkte trotz der Aussicht auf weitere Leitzinserhöhungen der EZB zuversichtlich ein.

Metzler für Bonds optimistisch

Metzler für Bonds optimistisch

Assetmanagement hält Leitzinssenkungen der EZB gegen Jahresende für möglich

ck Frankfurt
Christopher Kalbhenn, Frankfurt

In ihrem Marktausblick auf das zweite Quartal äußert sich Metzler Asset Management für die Aussichten der europäischen Anleihemärkte zuversichtlich. Allerdings geht ihr Chefvolkswirt Edgar Walk von weiter steigenden Leitzinsen aus und hält zunächst steigende Anleiherenditen für möglich. Die Finanzmarktakteure gingen davon aus, dass die Mini-Bankenkrise dazu beitragen werde, dass Banken weniger Kredite vergeben werden und sich daher die Konjunktur abschwächen wird. “Die unglaublich großzügigen Hilfen der Zentralbanken und der Finanzaufsicht könnten jedoch auch bedeuten, dass sich Banken sicher fühlen und mehr Kredite vergeben”, so Walk. Erst die Konjunkturdaten der kommenden Monate würden zeigen, wie und in welchem Ausmaß die Mini-Bankenkrise auf die Konjunktur wirken werde. Unbestreitbar sei dagegen, dass die Inflation immer noch zu hoch sei und sich die Lohndynamik in der Eurozone beschleunigt habe.

Im Erhöhungsmodus

Die EZB sei also weiterhin im Leitzinserhöhungsmodus. “Wir sehen noch einen Schritt im Mai von 0,5 Prozentpunkten auf 3,5%”, so Walk. “Sollte sich die Konjunktur stabiler als erwartet entwickeln, könnten weitere Zinsschritte der EZB folgen. Es bestehen also noch Risiken für steigende Renditen. Wir sehen in unserem Basisszenario jedoch eine merkliche Konjunkturschwäche ab Sommer, so dass wir mit keinem weiteren Zinsschritt der EZB nach Mai rechnen. Unseres Erachtens bestehen sogar Chancen auf Leitzinssenkungen gegen Jahresende.” Das Jahr 2023 verspreche also eine positive Wertentwicklung bei Staats- und Unternehmensanleihen.

Nur eine Frage der Zeit

Walk zufolge gibt es bereit jetzt Anzeichen für eine konjunkturelle Abschwächung im zweiten Halbjahr. Die kurzfristigen Zinsen seien höher als die langfristigen – die Finanzmarktakteure preisten also bereits Leitzinssenkungen der EZB in der Zukunft ein, was normalerweise nur in rezessiven Konjunkturphasen passiere. Auch sei eine Schrumpfung der Kreditvergabe und der Geldmengen zu beobachten, was sehr ungewöhnlich sei, zumal die europäischen Banken die Kreditstandards voraussichtlich merklich verschärfen würden. Ohne eine steigende Kreditvergabe entstehe kein neues Geld und damit keine neue Nachfrage im Privatsektor. Es sei also nur eine Frage der Zeit, bis sich die Konjunktur merklich abschwächen wird. Für die USA hält Metzler Asset Management einen Anstieg des Leitzinses auf mehr als 5% für möglich. Die schnellen und sehr großzügigen Liquiditätshilfen der amerikanischen Notenbank sowie das schnelle Eingreifen der Finanzaufsicht bedeuteten, dass nicht mit einer systemischen Bankenkrise in den Vereinigten Staaten zu rechnen sei. “Normalerweise dürften die kleineren und mittleren Banken jedoch ihre Kreditvergabe einschränken, um Liquidität zu sichern”, so Walk. “Die Folge wäre eine Konjunkturabschwächung in den kommenden Monaten.” Es sei aber auch möglich, dass die Banken sich aufgrund der großzügigen Hilfen plötzlich sicher fühlten und sogar die Kreditvergabe ausweiteten. Die Kreditdaten in den kommenden Monaten würden zeigen, welcher Effekt dominiere und wie stark er sein werde. Gleichzeitig habe sich jedoch auch die Kerninflation beschleunigt. “Die US-Notenbank könnte also durchaus im Mai den Leitzins auf über 5,0 Prozent anheben, wenn die Konjunkturdaten bis dahin einigermaßen stabil bleiben. Wir erwarten, dass es eine knappe Entscheidung wird.”

Aufschwung in China

“Der chinesische Aufschwung ist in vollem Gang”, so Walk. Die Daten zeigten eine Belebung der Industrieproduktion und des Konsums in den ersten beiden Monaten des Jahres. Auch der Immobilienmarkt zeigte erste Stabilisierungstendenzen. Das Ende aller einschränkenden Coronamaßnahmen in Kombination mit staatlichen Hilfen – vor allem für den Immobilienmarkt – scheinen also die gewünschten Effekte zu haben. Gleichzeitig ist die Inflation in China immer noch niedrig. Die Akteure der chinesischen Wirtschaftspolitik können daher erst einmal eine abwartende Haltung einnehmen.

Den Aktienmärkten traut Walk im weiteren Jahresverlauf keine größeren Avancen zu. Die positive Wertentwicklung an den globalen Aktienmärkten habe sich im ersten Quartal fortgesetzt. Leitzinserhöhungen der US-Notenbank und der EZB sowie eine Mini-Bankenkrise hätten die Aktienmärkte nicht aus der Bahn geworfen. Als eine Folge der Mini-Bankenkrise seien die Renditen an den Anleihemärkten gesunken, was vor allem den Wachstumstiteln einen positiven Impuls gegeben habe. Grundsätzlich hätten aber die guten Konjunkturdaten aus allen Wirtschaftsräumen, fallende Inflationsraten sowie stabile Gewinnmargen der Unternehmen ein ausreichend positives Gegengewicht gebildet.

Entscheidend für den Ausblick für die Aktienmärkte werde die Entwicklung der Weltwirtschaft sein. Die Optimisten sähen eine merkliche Verbesserung des Angebots an Rohstoffen und Vorleistungsgütern und rechneten daher mit einer spürbaren Verbesserung der globalen Konjunktur bei gleichzeitig merklich fallenden Inflationsraten. Auch sähen sie einen starken Arbeitsmarkt, der für ein dynamisches Wachstum der Arbeitseinkommen und damit des Konsums sorge. “In diesem Szenario wäre mit keinem weiteren Anstieg der Renditen am Anleihemarkt zu rechnen, da die fallende Inflation den Druck von den Notenbanken nehmen würde”, so Walk. “Auch hätten die internationalen Aktienmärkte in diesem Szenario noch erhebliches Kurspotenzial.”

Die Pessimisten gewichteten dagegen die Geldpolitik höher und schätzten die Ausrichtung der Geldpolitik schon jetzt als restriktiv ein. Sie verwiesen dabei auf die inverse Renditestrukturkurve und die merkliche Abschwächung der Kreditvergabe an den privaten Sektor in den Vereinigten Staaten und Europa. “Eine restriktive Geldpolitik bremst das Wirtschaftswachstum und stünde nicht im Einklang mit einer Wachstumsbeschleunigung, wie es die Optimisten erwarten.”

Auch verwiesen die Pessimisten darauf, dass die Zentralbanken noch weitere Leitzinserhöhungen im zweiten Quartal vornehmen könnten. Beide Lager hätten gute Argumente. “Die Kurse an den Aktienmärkten dürften sich daher weiterhin volatil seitwärts entwickeln – sowie es beim S&P 500 seit Mai 2022 zu beobachten ist”, so Walk.

Metzler Asset Management schätzt die Aussichten der europäischen Anleihemärkte trotz der Aussicht auf weitere Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zuversichtlich ein. Für die Aktienmärkte rechnet ihr Chefvolkswirt Edgar Walk mit einer volatilen Seitwärtsbewegung.

“Wir sehen noch einen Schritt im Mai von 0,5 Prozentpunkten auf 3,5%.”

Edgar Walk

Wir sehen noch einen Schritt im Mai von 0,5 Prozentpunkten auf 3,5%.

Edgar Walk