Teilerfolg für Elektromobilität

Roland Berger: E-Ladeinfrastruktur verbessert sich

Einer Umfrage von Roland Berger zufolge hat sich das Vertrauen der Verbraucher in das Ladenetz für Elektroautos erhöht. Trotz dieses Hoffnungsschimmers für die E-Strategie der deutschen Autobauer gibt es beim entscheidenden Lenkungsinstrument, dem Preis, noch viel Handlungsbedarf.

Roland Berger: E-Ladeinfrastruktur verbessert sich

Bewegung in der zweigeteilten E-Auto-Welt

Roland Berger: Ladeinfrastruktur verbessert sich – Gefahr von teuren Fehlanreizen mit stärkerer Dienstwagen-Förderung

sck München

Die empfindlichen Rückschläge beim Absatz und bei den Neuzulassungen haben vor allem in Deutschland Zweifel genährt, dass die Elektroautos das klimafreundliche Zukunftskonzept der Mobilität im Straßenverkehr sind. Die jüngsten schwachen Auslieferungszahlen der Volkswagen-Gruppe fürs erste Halbjahr untermauerten die sich verbreitende Skepsis. In der derzeitigen Wirtschaftsflaute zeigt sich stärker als je zuvor, dass der Preis, die Batterieleistung (Reichweite) und die Ladeinfrastruktur die wichtigsten Kriterien für die Verbraucher sind, sich entweder für oder gegen einen vollelektrischen Pkw oder Wagen mit Hybridantrieb zu entscheiden.

Während aus Sicht von Käufern insbesondere bei der Preisstrategie der deutschen Hersteller und der Reichweite ein erheblicher Nachholbedarf besteht, scheint sich die Lage beim Thema Ladenetz aufzuhellen. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer weltweiten Umfrage der Unternehmensberatung Roland Berger. So gab die Mehrheit der Verbraucher in allen Ländern und Regionen an, dass das Laden von E-Autos komfortabler werde. Das betrifft damit die gesamte, grob zweigeteilte E-Auto-Welt: Dieser Trend zeigt sich sowohl in fortgeschrittenen Regionen wie China und Skandinavien als auch in Ländern wie Deutschland, wo die Entwicklung der Elektromobilität sehr holprig verläuft.

Hoffnungsschimmer

Dazu ein Beispiel aus der jüngsten Auswertung von Roland Berger: In China gaben 86% der Befragten an, dass das Laden von E-Autos an öffentlich zugänglichen Ladesäulen in den vergangenen sechs Monaten komfortabler geworden sei. Dabei schwankt das Kontinuum von „etwas“ (46%) bis „viel“ (40%). Nur insgesamt 14% meinten, dass es sich verschlechtert habe (1%) oder gleich geblieben sei (13%). In Deutschland betrug der Anteil der Optimisten insgesamt 78%, wobei 52% eine leichte und 26% eine deutliche Verbesserung wahrnahmen. Nur 2% meinten, es habe sich verschlechtert, während 20% indifferent blieben.

Der Studie zufolge wuchs 2023 die Zahl der Ladestationen weltweit um nahezu zwei Drittel. Zugleich stieg der Anteil von Schnellladepunkten laut Roland Berger deutlich, vor allem in Deutschland und in Frankreich. Das sind für die deutschen Hersteller eigentlich gute Hoffnungswerte, trommeln doch BMW, Mercedes-Benz und VW seit langem für einen konsequenten Ausbau der Ladeinfrastruktur, um die Nachfrage nach batteriebetriebenen Fahrzeugen anzukurbeln.

Preis wichtigstes Lenkungsinstrument

Die Realität zeigt jedoch, dass der Preis das entscheidende Lenkungsinstrument für die Elektromobilität ist. Das verdeutlichte die im Herbst vergangenen Jahres plötzlich gestrichene staatliche Umweltprämie. Seitdem gehen die Neuzulassungen von E-Autos in der größten Volkswirtschaft der EU in den Keller. Nach Angaben von Roland Berger fiel 2023 der Anteil von E-Fahrzeugen an den Neuzulassungen in den etablierten Märkten, darunter Deutschland, bereits um 11 Prozentpunkte auf 26% zurück.

Während der Inflationsdruck aufgrund deutlich gesunkener Energiekosten spürbar nachlässt, gewinnen Fördermaßnahmen der öffentlichen Hand wieder als zusätzlicher Kaufanreiz an Gewicht. Die Bundesregierung plant, batterieelektrische Dienstwagen steuerlich stärker zu begünstigen. Damit sollen also die Steuerzahler die Luxusstrategien der Adressen in Wolfsburg, Stuttgart und München stützen. Firmenwagen sind für BMW, Mercedes-Benz und VW ein wichtiges Absatzinstrument.

Ordnungspolitischer Sündenfall

Ordnungspolitisch wäre dieser Schritt der Ampel-Koalition unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein Sündenfall, förderte Berlin doch mit öffentlichen Mitteln indirekt einen Wirtschaftszweig, dessen Wachstumsmotor ins Stottern geraten ist. Strukturell befindet sich die deutsche Autoindustrie im weltweiten Wettbewerb auf einem absteigenden Ast. Statt stärker in die Hochtechnologie mit öffentlichen Mitteln zu investieren, würde man einer heimischen Branche helfen, die finanziell solide genug aufgestellt ist, ihre aufwendige Transaktion aus eigener Kraft zu stemmen. Höhere Zuschüsse für Dienstwagen setzten falsche Anreize.

Roland Berger zufolge hat sich das Vertrauen der Verbraucher in das Ladenetz für Elektroautos erhöht. Trotz dieses Hoffnungsschimmers für die deutschen Autobauer gibt es bei der Preisgestaltung noch viel Handlungsbedarf. Eine stärkere staatliche Förderung von Dienstwagen setze aber falsche Anreize.

Neu: ESG PRO
Jetzt weiterlesen mit ESG PRO
Alle Artikel zu ESG-Themen in der Börsen-Zeitung
1 Monat für nur 1 € testen
Danach im günstigen Einführungsangebot:
6 Monate für nur 34,90 €