Finanzmarktkalender13. Februar

Commerzbank hofft auf Befreiungsschlag

Commerzbank strebt 2025 ein Rekordergebnis an und plant eine Dividendensteigerung, um eine Unicredit-Übernahme abzuwehren.

Commerzbank hofft auf Befreiungsschlag

13. Februar

Commerzbank dreht auf

Um Unicredit abzuwehren, feilt die Commerzbank an ihrer Strategie. Das Resultat will Konzernchefin Bettina Orlopp auf dem Kapitalmarkttag vorstellen. Eine unerwartet gute Gewinnentwicklung und ihre Dividendenpläne sind bekannt. Um zu punkten, muss sie das Geschäftsmodell überzeugend weiterentwickeln.

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Im zähen Abwehrkampf gegen Unicredit will die Commerzbank auf ihrem Kapitalmarkttag Boden gewinnen. Nachdem das Institut bereits Ende Januar unerwartet gute Eckdaten für das abgelaufene Jahr veröffentlicht hat, stellt sich allerdings die Frage, was Konzernchefin Bettina Orlopp aus dem Hut zaubern möchte, um die Börsenbewertung auf ein für die Italiener unattraktives Niveau zu pushen.

Optimistischste Schätzung übertroffen

Wie aus den freilich noch nicht testierten Eckdaten für 2024 hervorgeht, legte der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um 20% auf 2,7 Mrd. Euro zu. Damit erreichte die Commerzbank nach eigenen Angaben ein Rekordergebnis. Und sie übertraf die Erwartungen der Analysten, die ihr im Durchschnitt nur 2,5 Mrd. Euro zugetraut hatten. Selbst die optimistischste Schätzung lag mit 2,6 Mrd. Euro noch unter dem vorab veröffentlichten Ergebnis.

Erwartungsmanagement

Die Commerzbank führt dies in erster Linie auf das unerwartet starke Kundengeschäft zurück. Dies habe die Erträge 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 6% auf 11,1 Mrd. Euro steigen lassen. Diese Zahl liegt zwar tatsächlich über der Konsensschätzung von 10,9 Mrd. Euro. Maßgeblicher für den unerwartet hohen Gewinn dürfte jedoch das geschickte Erwartungsmanagement gewesen sein, das Orlopp mit Blick auf das Risikoergebnis betrieben hat. Als die Commerzbank vergangene Woche die durchaus erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung publik machte, kündigte sie zugleich an, noch einen Schnaps auf das Kapitalrückgabeversprechen draufzulegen. Dank der vorgeschlagenen Dividende von 65 Cent pro Aktie (Vorjahr: 35 Cent) und der angekündigten Aktienrückkäufe werden die Aktionäre demnach für 2024 rund 1,7 Mrd. Euro erhalten, was einer Ausschüttungsquote von 71% entspreche.

Denn noch im November hatte sich die Commerzbank mit dem Ziel, im Gesamtjahr weniger als 800 Mill. Euro für gestörte Kredite zu verbuchen, Raum für Eventualitäten gelassen. Und obwohl dies angesichts des für den Neun-Monats-Zeitraum ausgewiesenen Risikoergebnisses von 529 Mill. Euro reichlich vorsichtig erschien, hatten sich die Analysten im Schnitt auf 820 Mill. Euro eingestellt. Tatsächlich schlug dieser Posten laut der vorläufigen Kosten aber nur mit 743 Mill. Euro zu Buche.

Angesichts des Auftriebs, den diese Veröffentlichungen dem Aktienkurs der Commerzbank bereits verliehen haben, stellt sich indes die Frage, welches Feuerwerk Orlopp und ihr Finanzvorstand Carsten Schmitt am 13. Februar noch zünden wollen. Mit zurzeit 18,45 Euro notieren die Papiere noch immer ein gutes Stück unterhalb der von Analysten bei 21 Euro lokalisierten Schmerzgrenze für ein Übernahmeangebot von Unicredit.

Mit einem neuerlichen Tritt auf die Kostenbremse wird es jedoch nicht getan sein. Angesichts des zunehmenden Risikos eines Handelskriegs ist jede Geschäftsprognose derzeit mit einem impliziten Fragezeichen versehen. Zudem wird sich Orlopp gut überlegen müssen, ob sie den Burgfrieden mit der Arbeitnehmerbank aufkündigt. Um bei den Anlegern dauerhaft zu punkten, ohne interne Zerreißproben zu riskieren, braucht es wohl einen überzeugenden Plan für die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Dabei ist gut vorstellbar, dass Orlopp und ihr Managementteam auf einen konsequenteren Ausbau des Assetmanagements setzen, um die als Achillesferse der Commerzbank geltende Zinsabhängigkeit zu reduzieren.