EZB nähert sich Zinssenkung
7. März
EZB nähert sich Zinssenkung
Die Zinswende im Euroraum dürfte am kommenden Donnerstag noch nicht eingeleitet werden. Die neuen Projektionen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Entwicklung der Inflation und der Konjunktur könnten jedoch Hinweise darauf geben, wann der Zeitpunkt der ersten Zinssenkung gekommen sein wird.
Von Martin Pirkl, Frankfurt
Die Debatte um eine Lockerung der Geldpolitik hat in den vergangenen Wochen an Fahrt aufgenommen. Bislang hat die Europäische Zentralbank (EZB) über das Thema Zinssenkungen auf ihren geldpolitischen Sitzungen nicht mal debattiert. Das soll sich beim Treffen des EZB-Rats am 7. März ändern, fordert zumindest der maltesische Notenbankchef Edward Scicluna. Ob es tatsächlich dazu kommt, ist offen. Eine Zinssenkung bereits in der kommenden Woche ist jedoch quasi ausgeschlossen. Scicluna hält die Geldpolitik angesichts der weiterhin schwachen Konjunktur im Euroraum für zu straff. Insgesamt mehren sich die Stimmen im EZB-Rat, die eine Zinssenkung im April für möglich halten.
Im anderen Lager befindet sich unter anderem Bundesbankpräsident Joachim Nagel. Er hält die Lohnentwicklung für fundamental bei der Frage, wann die EZB die Leitzinsen senken kann. Jüngste Daten zeugen von einem hohen Lohnwachstum, das sich aber offenbar nicht mehr verstärkt. Allerdings laufen derzeit einige Tarifverhandlungen in der Eurozone, die die Entwicklung der Gehälter stark beeinflussen können. Offen ist auch, wie sehr sich die höheren Lohnkosten auf die Preise auswirken werden oder ob Unternehmen aufgrund der mauen Konsumstimmung wenig Spielraum für höhere Preise sehen und daher niedrigere Margen in Kauf nehmen müssen.
Prognosen der EZB könnten niedriger ausfallen
Die Anhänger einer eher restriktiven Geldpolitik im Rat wollen daher die Lohndaten fürs erste Quartal abwarten, ehe die EZB über Zinssenkungen debattieren soll. Die Daten liegen erst im Mai vollständig vor, so dass diese Argumentation gegen eine Lockerung vor Juni spricht.
Hinweise auf den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung könnten die neuen Projektionen der EZB geben, die ebenfalls am 7. März erscheinen. Da die Wirtschaft verhalten ins neue Jahr gestartet ist, könnte die Wachstumsprognose von derzeit 0,8% für 2024 möglicherweise nach unten korrigiert werden, die Inflationsprognose von 2,7% im laufenden Jahr eventuell ebenfalls. Allzu deutlich dürften etwaige Revisionen jedoch nicht werden.