Finanzmarktkalender12. Dezember

EZB ringt um Höhe der Zinssenkung

Eine Zinssenkung der EZB zum Jahresschluss gilt trotz Inflationsanstiegs als gesetzt. Die Diskussion im EZB-Rat dürfte sich am 12. Dezember stattdessen darum drehen, ob eine Lockerung um 50 Basispunkte gerechtfertigt ist oder nicht. Wichtig für die weitere Geldpolitik werden zudem die neuen Projektionen werden.

EZB ringt um Höhe der Zinssenkung

12. Dezember

EZB vor nächster Lockerung

Eine Zinssenkung der EZB zum Jahresschluss gilt trotz Inflationsanstiegs als gesetzt. Die Diskussion im EZB-Rat dürfte sich am 12. Dezember stattdessen darum drehen, ob eine Lockerung um 50 Basispunkte gerechtfertigt ist oder nicht. Wichtig für die weitere Geldpolitik werden zudem die neuen Projektionen werden.

Von Martin Pirkl, Frankfurt

Die EZB steuert stramm auf ihre vierte Zinssenkung seit Beginn der Zinswende im Juni zu. Unsicherheit besteht lediglich darin, wie groß der Zinsschritt ausfallen wird – erneut 25 Basispunkte oder doch 50. Am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds in Washington Ende Oktober hatten mehrere EZB-Ratsmitglieder öffentlich eine größere Lockerung am 12. Dezember ins Spiel gebracht. Die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung und die relativ schwache wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone würden diesen Schritt ermöglichen.

Dann wurde es erst mal wieder ruhiger um diese Forderung. Bis Donald Trump als Sieger aus den US-Präsidentschaftswahlen hervorging. Die Zollpläne des Republikaners könnten die wirtschaftlichen Perspektiven der Eurozone im kommenden Jahr stark verschlechtern. Weniger Wirtschaftswachstum wiederum führt über eine niedrigere Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen zu einem geringeren Inflationsdruck.

Neue Projektionen

Ein weiteres Argument für die Tauben im EZB-Rat ist die Inflationsentwicklung der vergangenen Monate. Zwar ist die Teuerung mit 2,3% inzwischen wieder über dem Inflationsziel der Notenbank und dürfte im Dezember weiter steigen. Doch liegt der Anstieg im Wesentlichen an statistischen Basiseffekten bei den Energiepreisen, welche die EZB schon lange antizipiert und eingepreist hat. Tatsächlich ist die EZB in ihrer Projektion im September von einer höheren Inflation im vierten Quartal ausgegangen, als sie wohl ausfallen wird.

Bei ihren neuen Projektionen im Dezember wird die EZB daher womöglich ihre Prognosen für die Inflation und das Wirtschaftswachstum jeweils senken. Die Prognosen der Notenbank spielen bei der Steuerung der Geldpolitik eine wichtige Rolle.

Hohes Lohnwachstum spricht gegen große Zinssenkung

Doch es gibt auch Punkte, die gegen eine große Zinssenkung sprechen. So können die Falken im EZB-Rat auf die nach wie vor sehr hohe Inflation bei Dienstleistungen verweisen. Seit langem stagniert diese um die 4%. Was im Wesentlichen am starken Lohnwachstum liegt, welches insbesondere im arbeitsintensiven Service-Sektor zu Inflationsdruck führt. Die EZB erwartet ein deutliches Abschwächen des Lohnwachstums im Jahr 2025. Die Daten zur Entwicklung der Tariflöhne im dritten Quartal waren allerdings eine herbe Enttäuschung für die Notenbank. Das Lohnwachstum verstärkte sich von 3,5 auf 5,4%. Ökonomen gilt ein Lohnanstieg von 3% als vereinbar mit dem Inflationsziel der EZB.

Bei einer Zinssenkung um 50 Basispunkte könnte der Einlagensatz mit dann 2,75% womöglich schon auf einem Niveau liegen, das nicht mehr restriktiv wirkt. Wo genau das neutrale Niveau ist, lässt sich nur schätzen. Es dürfte zwischen 2 und 3% liegen.