Finanzmarktkalender18./19. September

Fed vor erster Zinssenkung seit der Corona-Pandemie

Die US-Notenbank wird kommende Woche die erste Zinssenkung seit März 2020 beschließen. Unklar bleibt nur, wie weit die Fed den Geldhahn aufdrehen wird.

Fed vor erster Zinssenkung seit der Corona-Pandemie

18./19. September

Fed steht vor der Zinswende

Sicher ist, dass die US-Notenbank kommende Woche die erste Zinssenkung seit März 2020 beschließen wird. Unklar bleibt nur noch, wie weit die Fed den Geldhahn aufdrehen wird. Gespannt sind die Märkte aber auch auf die neuen Konjunktur- und Zinsprognosen, die nach der FOMC-Sitzung veröffentlicht werden.

Von Peter De Thier, Washington

Die Frage, ob die US-Notenbank kommenden Mittwoch die Zinswende beschließen wird, hat der Fed-Vorsitzende Jerome Powell schon vor Wochen beantwortet. Nun harren die Märkte nur noch einer Klarstellung, wie resolut die Währungshüter vorgehen werden. So deuten mehrere Indikatoren auf weiter nachlassenden Inflationsdruck hin. Gleichzeitig mehren sich die Zeichen für eine nachhaltige Abschwächung am Arbeitsmarkt.

Wird der Offenmarktausschuss (FOMC) daher die Zielzone für den Leitzins nur um 25 Basispunkte heruntersetzen? Oder wird die Fed entschlossener vorgehen und die Federal Funds Rate um 50 Basispunkte senken? Experten meinen, dass die Wahrscheinlichkeit eines vorsichtigen Zinsschritts mittlerweile deutlich größer ist. Das FedWatch Tool der CME Group beziffert die Chance einer Lockerung um 25 Basispunkte mit über 70%.

Arbeitsmarktdaten sprechen für dezidierten Zinsschritt

Von März 2022 bis Juli 2023 hat das FOMC den Leitzins insgesamt elf Mal hochgeschraubt. Mit einem Zielkorridor von 5,25 bis 5,5% liegt der Tagesgeldsatz somit seit 14 Monaten auf dem höchsten Stand seit Anfang 2001. Bereits im August hatte Powell gesagt, dass „der Zeitpunkt gekommen ist, um die Zinsen zu senken“. Zu der Frage, wie weit der den Geldhahn aufdrehen will, hüllte sich der Fed-Chef aber in Schweigen.

Für einen dezidierten Zinsschritt sprechen die jüngsten Daten vom Jobmarkt. So entstanden in vier der vergangenen fünf Monate im Schnitt nur 115.000 neue Stellen. Das signalisiert einen unverkennbaren Abwärtstrend. Auch ist die Arbeitslosenquote innerhalb eines halben Jahres um mehr als einen halben Prozentpunkt gestiegen. Das wiederum gilt als Vorbote einer Rezession. Unterdessen ist die Kernrate des PCE-Deflators – das bevorzugte Inflationsmaß der Fed – auf 2,6% zurückgegangen. Damit ist die Teuerungsrate nur noch 0,6 Prozentpunkte von dem Inflationsziel der Fed entfernt.

Konjunktur- und Zinsprognosen

Aufmerksamkeit werden Ökonomen aber nicht nur dem Umfang der Zinssenkung messen. Schließlich wird die Fed wie alle drei Monate ihre aktualisierten Konjunktur- und Zinsprognosen veröffentlichen. Im Juni unterstellten die Mitglieder FOMC, dass die Kernrate des PCE-Preisindex bis Jahresende auf 2,8% zurückgehen würde. Nun hat die Teuerungsrate diese Prognose aber bereits unterschritten. Auf der anderen Seite lag die Arbeitslosenquote im August exakt bei jenen 4,2%, die das FOMC zum Jahresende vorausgesagt hatte.

Bei den Konjunkturprognosen und den Voraussagen für die Zinsentwicklung ist mit leichten Revisionen zu rechnen. So hatten die Währungshüter im Juni unterstellt, dass sie im laufenden Kalenderjahr nur ein Mal den Leitzins um 25 Basispunkte und 2025 um einen weiteren Prozentpunkt senken werden. Zwischenzeitlich gilt aber als wahrscheinlich, dass die Fed bis zum Jahresende zwei Mal die Zügel lockern und nächstes Jahr den Geldhahn kräftig aufdrehen wird.

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