Finanzmarktkalender30. Oktober/1. November

Keine Zinserhöhung bei Fed und Bank of England in Sicht

Eine Zinserhöhung in den USA oder in Großbritannien in der kommenden Woche gilt als unwahrscheinlich. Während die Bank of England den Zinsgipfel wohl bereits erreicht hat, ist die Lage bei der Fed weniger klar.

Keine Zinserhöhung bei Fed und Bank of England in Sicht

30. Oktober/1. November

Keine Zinserhöhung in Sicht

Eine Zinserhöhung in den USA oder in Großbritannien in der kommenden Woche gilt als unwahrscheinlich. Während die Bank of England den Zinsgipfel wohl bereits erreicht hat, ist die Lage bei der Fed weniger klar. Beide Notenbanken werden in den kommenden Monaten insbesondere den Arbeitsmarkt in den Blick nehmen.

Von Martin Pirkl, Frankfurt, und Andreas Hippin, London

Wenn kommende Woche die Währungshüter in den USA und Großbritannien für ihre nächsten Zinsentscheide zusammenkommen, dürften die Zentralbanken jeweils keine weitere Anhebung der Leitzinsen verkünden.

Fed-Chef Jerome Powell betonte Mitte Oktober in einer Rede zwar, dass die US-Notenbank weiter restriktiv bleiben müsse, um die Inflation mittelfristig auf 2% zu senken. Zudem präsentieren sich die US-Konjunktur und auch der US-Arbeitsmarkt trotz des hohen Zinsniveaus weiter überraschend robust. Dennoch gehen die allermeisten Beobachter nicht davon aus, dass die Fed deshalb am Mittwoch an der Zinsschraube drehen wird. Das Fed Watch Tool der CME Group beziffert die Wahrscheinlichkeit einer Zinspause gar auf 99,5%.

Fed könnte Leitzins im Dezember anheben

Offen ist jedoch, ob mit dem aktuellen Zinskorridor von 5,25 bis 5,5% der Gipfel erreicht ist oder die Fed im Dezember die Zinspause kurz vor Weihnachten beendet. Bei ihrer bislang letzten Zinssitzung hatte eine Mehrheit der Mitglieder im Offenmarktausschuss (FOMC) eine weitere Erhöhung im laufenden Zinszyklus für nötig gehalten, ehe der Gipfel erreicht ist.

Privater Konsum in den USA hoch

Die jüngsten Konjunkturdaten dürften die Vertreter dieser These als Bestätigung ansehen. Die hohen Zinsen haben dem Aufschwung am US-Arbeitsmarkt im September keinen Abbruch getan, auch wenn die Löhne nur moderat zugelegt haben. Auch der private Konsum floriert – anders als in der Eurozone. Dies könnte den Inflationsdruck in den kommenden Monaten erhöhen. Die Inflationsrate gemessen am Verbraucherpreisindex CPI verharrte im September bei 3,6%.

Ob es im Dezember aber tatsächlich zu einer Zinserhöhung kommt, ist offen. Berechtigt sei nun „ein vorsichtiges Vorgehen bei der Entscheidung darüber, ob eine zusätzliche Straffung notwendig sein könnte“, heißt es im Protokoll der September-Zinssitzung.

Arbeitsmarkt im Fokus

Großbritannien hat nach Ansicht vieler Volkswirte den Zinsgipfel bereits erreicht. Es wird deshalb allgemein erwartet, dass das geldpolitische Komitee (MPC) den Leitzins am Donnerstag (2.11.) bei 5,25% belassen wird. Am Markt wird lediglich eine Wahrscheinlichkeit von rund 20% für einen weiteren Zinsschritt von 25 Basispunkten unterstellt. Das Lohnwachstum verlangsamte sich zuletzt, die Arbeitslosigkeit nahm zu und die Teuerungsrate stagnierte. Für Oktober wird ein deutlicher Rückgang der Inflation erwartet, weil der Regulierer die Preisobergrenze für die Energierechnungen der privaten Haushalte tiefer legt.

Abstimmungsverhalten schwer vorhersehbar

Die Geldpolitiker beobachten den Arbeitsmarkt genau. Doch musste das Statistikamt ONS die Daten zur Arbeitslosigkeit zunächst verschieben, weil es Probleme mit den Daten gab, auf die sie sich stützen. Es gab seit September keine Reden, denen man die Haltung einzelner MPC-Mitglieder hätte entnehmen können. Entsprechend schwer vorhersehbar ist das Abstimmungsverhalten.

Die HSBC geht von einer 6:3-Entscheidung für den Status quo aus. Von den externen Mitgliedern Catherine Mann, Jonathan Haskel und Megan Greene erwarten die Volkswirte der Großbank ein Votum für eine weitere Anhebung des Leitzinses um 25 Basispunkte.

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