Finanzmarktkalender15. Januar

US-Großbanken hoffen auf ein Boomjahr

Amerikas führende Finanzinstitute stehen laut Analysten vor einem Boomjahr. Denn geplante Deregulierungen der Trump-Regierung versprechen Schwung für das M&A-Geschäft. Zugleich werden Zweifel am Lockerungskurs der Fed und Hoffnungen auf stabilere Profite von J.P. Morgan und Konsorten wach.

US-Großbanken hoffen auf ein Boomjahr

15. Januar

US-Banken hoffen auf Boomjahr

Amerikas führende Finanzinstitute stehen laut Analysten vor einem Boomjahr. Denn geplante Deregulierungen der Trump-Regierung versprechen Schwung für das M&A-Geschäft. Zugleich werden Zweifel am Lockerungskurs der Fed und Hoffnungen auf stabilere Profite von J.P. Morgan und Konsorten wach.

Von Alex Wehnert, New York

Die größten amerikanischen Banken feuern derzeit aus allen Rohren. So weckt die Hoffnung auf eine weitreichende Deregulierung in Washington und eine zunehmende Versteilung der US-Zinskurve an der Wall Street Hoffnungen auf ein Boomjahr der führenden Institute in fast sämtlichen Geschäftsbereichen. Laut dem Median des vom Finanzanalyse-Dienstleisters Visible Alpha erfassten Schätzungen dürften im laufenden Jahr mit Ausnahme des Fixed-Income-Trading alle Divisionen der weltweit größten Geldhäuser ihre Erträge kräftig ankurbeln.

Schließlich wirft die zweite US-Präsidentschaft Donald Trumps längst ihre Schatten voraus. Zu Beginn der ablaufenden Börsenwoche kündigte beispielsweise der für Bankenaufsicht zuständige Michael Barr seinen Rücktritt vom Vize-Vorsitz der Federal Reserve an. Der Notenbanker setzte sich für deutlich höhere Kapitalvorgaben für Amerikas Finanzinstitute ein. Die sind dem regulierungskritischen Trump-Lager ein Dorn im Auge.

Private Equity unter Exit-Druck

Abgeschwächte oder gar zurückgefahrene Regulierungen unter Trump hellen den Ausblick der größten US-Banken für das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen auf. Zudem dürfte sich laut Analysten positiv auf die M&A-Beratung auswirken, dass Private-Equity-Firmen größeren Druck von Kunden verspüren, die nach Jahren des Abwartens auf Exits drängen.

Überdies erhoffen sich Anleger nun einen stabileren Profitabilitätstrend, nachdem die Zinsmargen der führenden amerikanischen Geldhäuser zuletzt unter Druck geraten waren. Denn inzwischen sind auch Spitzeninstitute wie J.P. Morgan und Bank of America gezwungen, mit höheren Zinsen um Einlagenkunden zu werben. Gleichzeitig stehen ihre Einnahmen aus dem Kreditgeschäft aufgrund der geldpolitischen Lockerung der Federal Reserve unter Druck.

Hartnäckige Inflation erschwert Zinssenkungen

Doch die US-Notenbank hat angesichts einer hartnäckiger als erwartet ausfallenden Inflation zuletzt signalisiert, im laufenden Jahr möglicherweise nur zweimal kürzen zu wollen. Auch dabei könnte Trump Unterstützung liefern: Seine geplanten Strafzölle gegen US-Handelspartner sind laut Wirtschaftsköpfen wie Terrence Duffy, Chairman und CEO des weltgrößten Terminbörsenbetreibers CME Group, dazu angetan, die inländische Teuerung wieder anzutreiben und der Fed damit weitere Zinssenkungen zu erschweren. Zugleich führt die stark ausgeweitete US-Staatsverschuldung dazu, dass die Zinskurve steiler wird, die Renditen am langen also wieder deutlich über jenen am kurzen Ende liegen. Dies ermöglicht es den Banken, sich zu günstigen Niveaus mit lang laufenden Staatsanleihen zu versorgen, während die Kosten für die kurzfristige Eigenfinanzierung nicht mehr im gleichen Maß anziehen.

Im Rahmen der Berichtssaison zum vierten Quartal 2024 erhoffen sich Investoren bereits erste positive Fingerzeige. Branchenprimus J.P. Morgan sowie die Konkurrentinnen Citigroup, Wells Fargo und Goldman Sachs machen am 15. Januar den Auftakt, einen Tag später legen Bank of America und Morgan Stanley nach. Die Spitzeninstitute dürften wie so häufig den Ton für das Kapitalmarktjahr vorgeben.