Aktive Fonds enttäuschen im ersten Halbjahr
Aktive Fonds enttäuschen im ersten Halbjahr
Nach den Berechnungen von S&P Dow Jones bleiben 88 Prozent der Deutschland-Produkte hinter dem Index zurück
Vor allem aktive Aktienfonds haben im ersten Halbjahr schwer enttäuscht. Dabei haben die auf deutsche Aktien fokussierten Produkte mit einer Underperformance-Quote von satten 88% am schlechtesten abgeschnitten. Zu diesem Ergebnis kommen die aktuellen Berechnungen von S&P Dow Jones Indices.
wrü Frankfurt
Das erste Halbjahr ist erneut eine schwere Zeit für aktiv gemanagte Fonds gewesen, stellt S&P Dow Jones Indices im ausführlichen Vergleich von S&P Indizes versus aktive Fonds fest. So haben bei betrachteten 56 Kategorien von aktiven Aktien- und Anleihefonds mit 68% mehr als zwei Drittel der Fonds schlechter abgeschnitten als ihre jeweiligen Benchmark-Indizes.
Dabei war die erste Jahreshälfte aufgrund der Outperformance sehr großer Aktiengesellschaften ein teilweise schwieriges Marktumfeld insbesondere für aktive Manager, die in den Aktienmärkten der Industrieländer anlegen. Vor allem hat eine Mehrheit der globalen Aktienfonds, die in den USA, Europa, Japan, Kanada und Australien, domiziliert sind, in lokaler Währung schlechter abgeschnitten als der S&P Global Index. Dabei haben die sogenannten Unterperformance-Raten im Bereich zwischen 70% bis 85% gelegen. Langfristig betrachtet schneiden aktive Aktienfonds noch schlechter ab. So beträgt die Underperformance dieser Produkte nach Angaben von S&P Dow Jones Indices auf Sicht von zehn Jahren rund 90%.
The winner takes it all
An den Aktienmärkten der Industrieländer und insbesondere am US-Aktienmarkt hat im ersten Halbjahr das Prinzip „the winner takes it all“ gegolten. Es ist zu einer zunehmenden Marktkonzentration gekommen, und vor allem die großen Aktienwerte haben die Performance des Gesamtmarkts getrieben. So hat die Underperformance-Quote von Einzelwerten in wichtigen Indizes auf hohem Niveau gelegen. Beim S&P 500 haben zum Beispiel 75% der in diesem Index vertretenen Aktien schlechter abgeschnitten als der Index. Beim S&P Germany Benchmark Index (BMI) sind es im ersten Halbjahr immerhin 69% gewesen. Die hohe Konzentration der Performance auf die Big Caps hat dazu geführt, dass die Performance der nach Marktkapitalisierung berechneter Indizes deutlich über der durchschnittlichen Performance von Aktien in einem Index, also auch der von gleichgewichteten Indizes, liegt.
Besonders enttäuscht haben im ersten Halbjahr auch die auf europäischen Aktien fokussierten Produkte. So ist die Performance von 82% dieser Aktienfonds hinter der vom S&P Europe 350 Index zurückgeblieben. Am meisten enttäuscht haben nach den Berechnungen von S&P Dow Jones Indices aber die auf deutsche Aktien fokussierten Fonds. Denn hier bleiben satte 87,8% dieser Fonds hinter der Benchmark S&P Germany BMI zurück. Dies dürfte auf die Outperformance großer deutscher Aktien wie vor allem SAP sowie dem schwachen Abschneiden von Nebenwerten hierzulande zurückzuführen sein. Jedenfalls hat es sich für Anleger bei Deutschland-Aktienfonds in der Regel nicht gelohnt, auf aktive Produkte zu setzen. Ein einfacher Dax-ETF wäre in den meisten Fällen besser gewesen.
„Schwieriges Umfeld“
Ein ähnlich schwaches Ergebnis haben die auf französische Aktien fokussierten Aktienfonds erzielt. Hier lag die Underperformance-Quote bei 84,5%.
„Die Dynamik der zunehmenden Marktkonzentration, und die damit verbundene Outperformance der größten Unternehmen, in Verbindung mit relativ starken Zuwächsen bei den regionalen und länderspezifischen Benchmarks bedeutet, dass aktiv gemanagte europäische Aktienfonds ein insgesamt schwieriges Umfeld für Outperformance vorgefunden haben“, erläutert Tim Edwards, Global Head of Index Investment Strategy bei S&P Dow Jones Indices.
Auch auf Schweizer Franken lautende und auf Schweizer Aktien fokussierte aktive Aktienfonds schnitten mit einer Underperformance-Quote von 76% relativ schlecht ab. Ein etwas besseres Ergebnis erzielten auf britische Pfund denominierte und auf britische Aktien fokussierte Fonds. Hier betrug die Underperformance-Quote lediglich 55%.
In Märkten, die im ersten Halbjahr nicht ganz so gut liefen, haben aktive Aktienfonds im ersten Halbjahr etwas bessere Ergebnisse erzielt. Dies gilt insbesondere für Emerging-Markets-Aktienfonds. Hier lag die Underperformance-Quote für in den USA aufgelegte Produkte bei lediglich 46%. Und bei den in Europa in Euro begebenen Schwellenländer-Produkten betrug die Outperformance-Quote 55%.
Bessere Ergebnisse bei Anleihen
Auf der Anleiheseite haben die aktiven Fonds unterschiedliche Ergebnisse erzielt, die aber in Summe meist nicht so schlecht waren wie bei den Aktienprodukten. So lag die Underperformance-Quote bei den in den USA aufgelegten Fonds auf Staatsanleihen zwar bei hohen 75%, doch schnitten nur 39% der aktiven High-Yield-Fonds schlechter als ihre Benchmark ab.
Auch in Europa haben aktive Anleihefonds laut den Berechnungen von S&P Dow Jones Indices durchaus brauchbare Ergebnisse erzielt. So betrug die Underperformance-Quote bei den in Euro begebenen aktiven High-Yield-Produkten nur 27%. Und auch bei Fonds auf europäische Staatsanleihen hat sich bei einer Underperformance-Quote von 34% aktives Management in den meisten Fällen gelohnt.
ETFs als Alternative
Alles in allem bestätigen die aktuellen Zahlen von S&P Dow Jones Indices die Ergebnisse früherer Untersuchungen. Insbesondere bei Aktien gelingt es langfristig nur wenigen Fonds, die jeweiligen Benchmark-Indizes zu übertreffen. Und vor allem aktive Deutschland-Aktienfonds konnten zuletzt nicht überzeugen. Hier bleiben doch etliche Produkte mitunter deutlich hinter Indizes wie dem S&P Germany BMI oder dem Dax zurück. Insofern wundert es nicht, wenn immer mehr Investoren hier auf ETFs setzen.