Die Berichtssaison beginnt

Analysten stufen Bankaktien weiterhin als aussichtsreich ein

Europäische Bankaktien sind laut Analysten immer noch deutlich niedriger als der Gesamtmarkt bewertet und gelten daher als aussichtsreich. Interessant wird, was die Commerzbank macht, um eine Übernahme abzuwehren.

Analysten stufen Bankaktien weiterhin als aussichtsreich ein

Bankaktien gelten weiterhin als aussichtsreich

Ab 30. Januar beginnt die Zahlenflut mit der Deutschen Bank – Niedrige Bewertung – Abwehr-Paket der Commerzbank erwartet

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Am 30. Januar kommt die Deutsche Bank, am 13. Februar die Commerzbank mit Zahlen und Ausblick. Europäische Bankaktien sind laut Analysten immer noch deutlich niedriger als der Gesamtmarkt bewertet und gelten daher als aussichtsreich. Interessant wird, was die Commerzbank macht, um eine Übernahme abzuwehren.

In den kommenden Tagen und Wochen wird es richtig spannend. Denn beginnend mit der Deutschen Bank am Donnerstag, dem 30. Januar, veröffentlichen zahlreiche europäische Banken ihre Zahlen für 2024 und ihren Ausblick für das neue Geschäftsjahr, und vielleicht auch darüber hinaus. Auch dürften die einzelnen Institute dabei ihre strategischen Perspektiven aufzeigen. Das ist deswegen so interessant, weil Übernahmen bzw. Übernahmeversuche wieder an der Tagesordnung am europäischen Bankenmarkt sind. So würde die Unicredit ja gerne die Commerzbank, die übrigens am 13. Februar berichtet, übernehmen und hat sich bereits eine größere Position von mehr als 28% an der Commerzbank gesichert. Aktionäre der Institute, die übernommen werden sollen, freuen sich natürlich über Übernahmeofferten. Denn dabei winken ihnen in aller Regel satte Gewinne.

Viele Jahre haben die Aktionäre von europäischen Bankaktien gelitten, wobei insbesondere auch die Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank die Erträge der Kreditinstitute gedrückt hat. Doch nun hat sich das Blatt gewendet. Die Banken haben eine harte Restrukturierung durchgemacht, und jetzt, wo es wieder Zinsen gibt, klettern die Erträge. Vor diesem Hintergrund haben die Kurse der europäischen Bankaktien sich in den vergangenen Jahren deutlich besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Auch die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank haben den Dax im vergangenen Jahr und über die vergangenen fünf Jahren deutlich geschlagen.

Rückkäufe treiben Kurse

Trotz der zuletzt hohen Kursgewinne stuft Dieter Hein, Bankanalyst, bei Fairesearch, die Aussichten für Bankaktien als weiterhin gut ein. Denn die europäischen Banken seien relativ niedrig und weitaus günstiger als der Gesamtmarkt bewertet. So würden die Bankaktien auf Sicht von 18 Monaten nur mit ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 8 im Vergleich zu 14,1 des Gesamtmarkts bewertet. Auch die Dividendenrendite der Banken sei mit 6,3% weitaus höher als der Gesamtmarkt mit 3,4%. Und das Kurs-Buch-Verhältnis der Banken liege mit 0,9 deutlich unter dem des Gesamtmarkts mit 1,8. Zu den Dividenden kämen noch die Aktienrückkäufe der europäischen Banken, die mit zu den Kursaussichten mit beitragen würden.

„Sowohl die Commerzbank- als auch die Deutsche-Bank-Aktie sind unseres Erachtens derzeit nicht teuer“, sagt auch Jochen Schmitt, Financial Analyst Equities beim Bankhaus Metzler. Die Gewinne der beiden Bankaktien seien nicht zuletzt vor dem Hintergrund der zuvor extrem niedrigen Bewertung zu sehen. „Die Zeit der schnellen, deutlichen Wertaufholung bei der Commerzbank- und der Deutschen Bank-Aktie ist nach unserer Einschätzung bis auf Weiteres wahrscheinlich vorbei“, meint Schmitt.

Bereits am 30. Januar steht die Berichterstattung der Deutschen Bank an. Laut dem Consensus, der auf der Website des Instituts veröffentlicht ist, erwarten die Analysten im Durchschnitt für 2024 einen Gewinn je Aktie von 1,48 Euro und eine Dividende je Aktie von 0,66 Euro. Für 2025 und auch für 2026 gehen die Analysten von steigenden Erträgen des Instituts sowohl in der Investment Bank als auch in der Corporate Bank aus. So wird der Gewinn je Aktie im Schnitt auf 2,76 Euro für 2025 und auf 3,19 Euro für 2026 geschätzt. Die Dividende soll laut Consensus auf 0,97 Euro für 2025 und auf 1,16 Euro für 2026 steigen. Auch gehen die Analysten von deutlich steigenden Aktienrückkäufen des Instituts aus.

Hein von Fairesearch bewertet die Deutsche-Bank-Aktie, die aktuell bei 19 Euro notiert, als „Add“ mit einem Kursziel von 22 Euro. Nach Meinung von Schmitt vom Bankhaus Metzler dürften die Ertragsverbesserungen des Instituts in den kommenden Jahren eher limitiert sein, er bewertet die Aktie mit „Hold“ bei einem Kursziel von 18 Euro. Hingegen meint Barclays, dass die Deutsche Bank in einem Umfeld von Leitzinssenkungen den „richtigen Ertragsmix“ hat, und erwartet für die kommenden Quartale steigende Erträge. Zudem erwartet Barclays die Ankündigung von Aktienrückkäufen der Deutschen Bank über 1 Mrd. Euro. Barclays bewertet die Aktie mit „Overweight“ bei einem Kursziel von 22,60 Euro. Laut Bloomberg stufen 12 Analysten die Deutsche-Bank-Aktie als Kauf, sieben als „Hold“ und vier als „Sell“ ein.

Am 30. Januar berichtet auch die im SDax notierte DWS Group, an der die Deutsche Bank die Mehrheit besitzt. Hier erwarten die Analysten laut Consensus einen Gewinn je Aktie für 2024 von 3,36 Euro und eine Dividende von 2,22. Daraus errechnet sich anhand des aktuellen Kursniveaus von rund 42 Euro eine staatliche Dividendenrendite von 5,3%. Hein stuft die Aktie als „Add“ bei einem Kursziel von 49 Euro ein, Metzler-Analyst Schmitt bewertet die DWS als „Hold“ bei einem Kursziel von 40,50 Euro.

Ihren Siedepunkt erreicht dann die Spannung am 13. Februar. Denn an diesem Tag wird die Commerzbank nicht nur ihre Zahlen für 2024 verkünden, sondern dürfte auch mitteilen, was die Bank unternehmen wird, um nicht von der Unicredit übernommen zu werden. Dazu dürften Einsparmaßnahmen, Effizienzsteigerungen sowie erneute Aktienrückkäufe zählen.

Coba gut aufgestellt

Laut Analysten-Consensus dürfte die Commerzbank für 2024 einen Gewinn je Aktie von 1,90 Euro und eine Dividende von 0,52 Euro mitteilen. Für die kommenden Jahre gehen die Analysten von stetig steigenden Gewinnen aus. Das Bankhaus Metzler sieht die Commerzbank mit ihrem Geschäftsmodell gut aufgestellt und empfiehlt die Aktie, die aktuell bei 18 Euro notiert, mit einem Kursziel von 20 Euro als Kauf. Dies übrigens ohne Einberechnung einer möglichen Übernahme. Fairesearch-Analyst Hein stuft die Aktie aufgrund der Übernahmefantasie als Kauf mit einem Kursziel von 24 Euro ein.