Anleihen

Ausverkauf am Bondmarkt setzt sich fort

Die Staatsanleihen der Eurozone finden am Markt derzeit wenig Käufer. Die Renditen steigen weiter an. Italiens Zehnjahressatz übersprang wieder die Marke von 4%.

Ausverkauf am Bondmarkt setzt sich fort

kjo Frankfurt

Der Ausverkauf am Markt der europäischen Staatsanleihen hat sich am Donnerstag fortgesetzt. Die Renditen der Bundesanleihen und auch der Staatspapiere der Eurozonenperipherie kletterten so­mit weiter. Der Grund für die Renditeanstiege sind die aktuellen zinspolitischen Entscheidungen der internationalen Notenbanken im Kampf gegen die Inflation und die resultierenden Sorgen vor erheblichen wirtschaftlichen Beeinträchtigungen, die letztlich auch in eine Rezession münden könnten.

Die Europäische Zentralbank wird ihren Kampf gegen einen Ausverkauf von Staatsanleihen südlicher Euro-Länder verstärken. Die jüngsten Verwerfungen an den Anleihemärkten lassen bei Ökonomen Sorgen vor einer erneuten Euro-Schuldenkrise aufkommen. Die Renditen für Schuldenpapiere der Euro-Länder waren zuletzt kräftig gestiegen – die der südlichen Länder dabei aber besonders stark. Ohnehin schon von hohen Schuldenständen geplagte Staaten wie Italien geraten dadurch noch mehr unter Druck, da sich ihre Finanzierungskosten erhöhen.

Dagegen wollen die Währungshüter im Euroraum jetzt einschreiten, wie sie am Mittwoch nach einer Sondersitzung des EZB-Rats ankündigten. Dabei stellte die Notenbank auch ein neues geldpolitisches Werkzeug in Aussicht. Die Währungshüter be­schlossen auf ihrer Sondersitzung unter anderem, bei der Wiederanlage der Gelder aus auslaufenden Anleihen höher verschuldeten Euro-Ländern besonders unter die Arme zu greifen. Bei den anstehenden Reinvestitionen der Gelder aus dem jüngst beendeten billionenschweren Krisen-Anleihekaufprogramm PEPP sollen diese Länder nun verstärkt berücksichtigt werden. Zudem wurden die Notenbank-Ausschüsse be­auftragt, rasch ein neues Instrument zu erschaffen, mit dem das Auseinanderdriften der Renditen von Staatsanleihen bekämpft werden könne. Wie das Werkzeug aussehen soll, sagten die Währungshüter allerdings nicht.

Die Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen kletterte wieder über die Marke von 4% und erreichte ein Tageshoch von 4,1%. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg von 1,65% auf ein Tageshoch von 1,93%.

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