Anleihemärkte

Bondhandel rechnet mit EZB-Zinsschritt

Die Akteure an den Bondmärkten rechnen fest mit einer Zinssenkung am Donnerstag dieser Woche. Der Einlagesatz sollte dann bei 3% liegen.

Bondhandel rechnet mit EZB-Zinsschritt

Am Donnerstag kommt der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) zu seiner turnusmäßigen Sitzung zusammen, das letzte Mal in diesem Jahr. An den Märkten gibt es hierzu eine klare Erwartung. Mehrheitlich rechnen die Akteure an den Bondmärkten mit einer Zinssenkung. Bei der Größenordnung gehen die meisten Experten davon aus, dass es zu einem Zinsschritt in der Größenordnung von 25 Basispunkten kommen wird. Der Einlagensatz wird dann bei 3% liegen.

„Die EZB dürfte diese Woche die Zinsen senken. Die Tür für weitere Schritte wird aller Wahrscheinlichkeit nach weit offen bleiben, da für das nächste Jahr sowohl beim Wachstum als auch bei der Inflation mit Abwärtsrevisionen zu rechnen ist und das Inflationsziel in Sichtweite ist“, heißt es etwa bei den Zinsexperten der Commerzbank mit Blick auf die anstehende Sitzung. Während einige EZB-Mitglieder auch angedeutet hätten, dass eine größere Senkung diskutiert werden könnte, sei der Markt- und Analystenkonsens ganz klar auf einen Schritt von 25 Basispunkten ausgerichtet, so die Einschätzung bei der Commerzbank.

„Das Wachstum im Euroraum hat seit der letzten EZB-Sitzung im Oktober erneut enttäuscht, und die infolge der US-Wahlen gestiegenen handelspolitischen Risiken erhöhen die Unsicherheit für den Wachstumsausblick in der Eurozone im Jahr 2025 zusätzlich“, meint Michael Krautzberger, Global Chief Investment Officer (CIO) für Fixed Income bei Allianz Global Investors (AGI).

„Wir erwarten nicht, dass die EZB das Tempo ihrer Geldpolitik erhöhen wird, bevor es mehr Klarheit über die künftige Handelspolitik der USA gibt“, führt Krautzberger aus. In den letzten Wochen hätten die Märkte für Kurzfristzinsen begonnen, die Abwärtsrisiken für das Wachstum in der Eurozone im Jahr 2025 einzupreisen. Für Juni 2025 sei ein Einlagensatz von etwa 1,80% eingepreist, und die Renditen für zweijährige Bundesanleihen befinden sich ebenfalls auf einem Zweijahrestief. Gestern rentierten die Bundestitel mit zweijähriger Laufzeit mit um die 2%. Das Tagestief wurde mit 1,99% erreicht. Die Renditestrukturkurve des Bundes ist im Bereich von zwei bis zehn Jahren Laufzeit derzeit recht flach. Die zehnjährige Bundesanleihe rentierte gestern im Tagesgeschäft mit 2,09%.

Schutz vor Risiken

Auch beim Anleihespezialisten Pimco geht man davon aus, dass der EZB-Einlagensatz am Donnerstag auf 3% herabgesetzt wird. „Ein restriktives Zinsniveau von 3% erlaubt es, auf mögliche Inflationsschocks mit einem langsameren Tempo künftiger Zinssenkungen zu reagieren, während die Senkung zusätzlichen Schutz vor wirtschaftlichen Abwärtsrisiken bietet“, so Konstantin Veit, Portfoliomanager und Leiter des European Rates- und Short-Term-Desk bei Pimco.

„Wir erwarten eine Senkung um 25 Basispunkte, denn eine abgestimmte Kommunikation seitens der EZB-Ratsmitglieder für einen größeren Senkungsschritt gab es nicht. Ein größerer Schritt würde den Markt überraschen, was nicht zum Selbstverständnis der EZB passt“, sagt Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft bei Union Investment. Was die weitere geldpolitische Entwicklung betreffe, werde sich die Zentralbank bei der Sitzung alle Optionen offenhalten. Nur eines sei klar: Die nächsten Zinsschritte würden nach unten zeigen. Wie stark die nächste Zinssenkung ausfalle, sei ungewiss. Die von Donald Trump und seiner Politik ausgehende Verunsicherung trübe die Wachstumsaussichten Europas. Außerdem würden die aktuellen Leitzinsen noch in einem Bereich liegen, der das Wachstum dämpfe. Ein größerer Schritt um 50 Basispunkte lasse sich daher nicht ausschließen.

Mit Blick auf den weiteren Zinspfad der EZB sagt David Zahn, Head of Fixed Income bei Franklin Templeton: „Die EZB wird voraussichtlich ihren schrittweisen Ansatz der geldpolitischen Lockerung beibehalten und die Zinsen bei jeder Sitzung um 25 Basispunkte senkt, bis der Zinssatz unter 2% liegt.  Zwar werden die geldpolitischen Entscheidungen weiterhin von den Daten abhängen, doch die sich verschlechternden Wirtschaftsindikatoren, insbesondere das schleppende Wachstum in Europa, sprechen für eine weitere Lockerung.“

Bondhandel rechnet mit Zinsschritt

Herabsetzung des EZB-Einlagensatzes um 25 Basispunkte erwartet – Trend weist nach unten

kjo Frankfurt
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