Bondanleger gehen in die Defensive
Bondanleger gehen
in die Defensive
US-Händler sichern Staatsanleihen ab
kjo Frankfurt
Moderat haben die Staatsanleihemärkte dies- und jenseits des Atlantiks auf die Äußerungen von Donald Trump im Rahmen seiner Amtseinführung als neuer US-Präsident reagiert. Am Markt der US-Treasuries ging das kurze Ende der Kurve (zwei Jahre) um rund 5 Basispunkte (BP) zurück. Am langen Marktende, d.h. bei 30 Jahren Laufzeit, waren es 7 BP und bei den zehnjährigen US-Staatstiteln waren es 8 BP in der Spitze. Im zweijährigen Laufzeitenbereich der US-Treasuries wurden mit einem Tagestief von 4,22% die niedrigsten Sätze seit dem 2. Januar dieses Jahres gemessen. Danach setzten sich die Renditen aber wieder von den zuvor gesehenen Sitzungstiefs ab und lagen in etwa auf dem Niveau vom Wochenanfang. Zurückhaltung legten auch die Anleger bei den Bundesanleihen an den Tag. Entlang der Kurve von zwei bis 30 Jahren Laufzeit pendelten die Renditen in einer Größenordnung von 2 bis 3 BP um den Schlusswert des Vortages.
Zölle geplant
Am ersten Tag im Amt verzichtete Trump zwar auf die sofortige Einführung von Zöllen, er führte aber aus, dass er darüber nachdenke, sie einzuführen. Das macht Investoren in Bezug auf die damit möglicherweise einhergehende Inflationsentwicklung nervös. An den Märkten besteht bei weiten Anlegerkreisen die Erwartung, dass die neue Regierung die Zölle nun schrittweise einführen wird. Trumps Äußerungen zufolge, denkt er darüber nach, bereits am 1. Februar Zölle in Höhe von 25% auf Importe aus Kanada und Mexiko zu erheben. Einzelheiten blieb er aber weiter schuldig. Trump sagte auch, er wolle das Handelsdefizit der USA mit der Europäischen Union umkehren, entweder mit Zöllen oder mit mehr Energieexporten.
„Nachdem die Positionierung in US-Treasuries vor Trumps Amtseinführung extreme Niveaus erreicht hat, stehen die Chancen gut, dass es nach diesem mit Spannung erwarteten Ereignis zu einer Marktkorrektur kommt“, hielt Christoph Rieger, Leiter des Zins- und Credit-Research der Commerzbank, fest. Die CFTC-Daten (Commodity Futures Trading Commssion) vom Freitag würden zeigen, dass US-Händler historisch hohe Shorts bei Treasury-Futures halten. „Dies ist die Kehrseite der historisch hohen Anleihebestände, die sie seit November auf ihre Bücher genommen haben, was wiederum wahrscheinlich mit dem deutlichen Abbau der Bestände ausländischer Zentralbanken im gleichen Zeitraum zusammenhängt“, so Rieger weiter.
Vorsichtige Fed
Am Markt stellen sich viele Akteure darauf ein, dass die Fed in diesem Jahr nicht mehr so stark die Leitzinsen zurücknehmen kann, wie dies noch vor einiger Zeit erwartet worden war. Der Grund sind die erwarteten Inflationsschübe durch die protektionistische Wirtschaftspolitik durch Trump. Es wird davon ausgegangen, dass die US-Notenbank Fed in diesem Monat nicht mehr den US-Leitzins zurücknehmen wird. Stand Dienstag wurde an den Zinsmärkten damit gerechnet, dass es im Mittel der Prognosen in diesem Jahr noch zu US-Leitzinssenkungen im Umfang von 40 BP kommen wird.