Ausblick auf die Kapitalmärkte

Carmignac erwartet im zweiten Halbjahr zunehmende Spannungen an den Märkten

Die Strategen von Carmignac erwarten in ihrem Ausblick zunehmende Spannungen an den Kapitalmärkten. Daher bevorzugen sie kürzere Laufzeiten bei Staatsanleihen sowie einer Barbell-Strategie, die Inflationsabsicherungen mit Qualitätsaktien kombiniert.

Carmignac erwartet im zweiten Halbjahr zunehmende Spannungen an den Märkten

Carmignac erwartet zunehmende Spannungen an den Märkten

Strategie mit Inflationsabsicherungen und Qualitätsaktien

wrü Frankfurt

In ihrem Ausblick auf das zweite Halbjahr erwarten die Strategen von Carmignac, dass die Finanzmärkte nicht mehr so linear verlaufen werden wie in den vergangenen sechs Monaten. Die wirtschaftliche Synchronisation sei einer Divergenz gewichen. In den USA beeinträchtige die anhaltende Inflation die Lockerungsabsichten der Fed. Europa habe inzwischen mit Zinssenkungen begonnen. Japan müsse auf einen kollabierenden Yen reagieren und Chinas Dilemma zwischen geldpolitischer Unabhängigkeit und Devisenstabilität erreiche einen Höhepunkt. Die geopolitische Fragmentierung vor dem Hintergrund eines angespannten US-Wahlkampfs werde sich wahrscheinlich beschleunigen und die hohen Bewertungen in Frage stellen.

In diesem Umfeld und mit dem Risiko eines erneuten angebotsbedingten Inflationsschocks im Jahr 2025 bevorzugt Carmignac kürzere Laufzeiten von Staatsanleihen, Credit und eine Barbell-Strategie, die Inflationsabsicherungen und ausgewählte Qualitätsaktien mit geringem Risiko kombiniert.

Zweijährige bevorzugt

„Bei den Staatsanleihen werden die zweijährigen Laufzeiten bevorzugt", erklärt Kevin Thozet, Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac. „Längerfristige Zinssätze könnten angesichts des optimistischen Disinflationskurses und der zunehmenden Staatsverschuldung in einer Zeit, in der die Währungsbehörden versuchen, „Versicherungskürzungen“ vorzunehmen und ihre Bilanzen zu reduzieren, unterdurchschnittlich abschneiden.“ An den Credit-Märkten seien die Prämien nicht mehr weit von früheren bzw. historischen Tiefstständen entfernt. „In der Vergangenheit war die Kombination aus niedrigen Anleiherenditen und niedrigen Credit-Spreads nachteilig für die Anlageklasse, aber das derzeitige Umfeld mit höheren Renditen bedeutet, dass die Credit-Spreads als Kicker für die Anlegerrenditen und als Puffer für die Volatilität dienen“, erläutert Thozet.

Nach Meinung des Strategen befinden wir uns in einer neuen Welt. „Die Korrelation zwischen Aktien- und Anleihekursen hat sich von negativ zu positiv entwickelt, als sich die Art der Inflation änderte“, erläutert Thozet. „Die heutige Inflation wird durch das Angebot und nicht durch die Nachfrage getrieben, was bedeutet, dass die Inflation auch dann bestehen bleiben kann, wenn die Gesamtnachfrage nachlässt.“

Sweet Spot Europa

Um die Diversifizierung in den Portfolios wiederherzustellen, müssten die Anleger Inflationsabsicherungen wie Gold oder andere Rohstoffe sowie niedrig bewertete Aktien halten. Doch seien solche Absicherungen auch Anlagen mit hoher Volatilität. Daher müssten sie mit risikoarmen Qualitätsaktien wie Technologie- und Pharma-Mega-Caps kompensiert werden, die sowohl von einem hohen Gewinnwachstum als auch von einer oligopolistischen Position profitierten.

„Eine Barbell-Strategie kann dazu beitragen, das Rekorrelationsrisiko anzugehen, und ein solcher Ansatz kann in verschiedenen vielversprechenden Bereichen umgesetzt werden“, erklärt Thozet. „Erstens im Bereich der KI. Wir kombinieren risikoarme Qualitätsaktien über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg mit Versorger- oder Energietiteln, die vom damit verbundenen Elektrifizierungsbedarf profitieren werden.“ Zweitens habe die New Economy Ausstrahlungseffekte auf die Old Economy. Europa sei der „Sweet Spot“ und befinde sich in einer anderen Lage mit Aussichten auf eine zyklische Erholung, die noch nicht inflationär sei. Die Region sei weltweit führend in den Bereichen Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter sowie in attraktiv bewerteten Sektoren, die dem Wirtschaftszyklus stärker ausgesetzt seien.

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