Märkte am Abend

Dax auf Richtungssuche

Der Dax ist derzeit auf Richtungssuche. Rüstungswerte sind gefragt. Und Notenbankvertreter sehen derzeit wirtschaftliche Risiken.

Dax auf Richtungssuche

Finanzmärkte

Dax auf Richtungssuche

Rüstungswerte gefragt – Bundrenditen steigen – EZB-Vize de Guindos sieht Wirtschaftsrisiken

kjo Frankfurt

Die Richtungssuche am deutschen Aktienmarkt hat sich zum Start in die neue Handelswoche fortgesetzt. Leichte Gewinne zur Eröffnung wurden im Verlauf des Tages dann wieder abgebaut. Der deutsche Leitindex Dax schloss bei 19.189 Zählern mit 0,1% leicht im Minus. Auch auf europäischer Ebene dominierten negative Vorzeichen.

Aufgrund der sich wieder verstärkenden Angriffe Russlands auf die Ukraine legten sich Anleger Rüstungswerte ins Depot. In der Dax-Riege waren Rheinmetall gefragt. Hensoldt waren in der Reihe der MDax-Werte im Plus. Im SDax war es Renk, die die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich zogen. Kurstreibend wirkte laut Händlern auch die Nachricht, dass US-Präsident Joe Biden Insidern zufolge der Ukraine den Einsatz von US-Waffen mit längerer Reichweite gegen Ziele tief im russischen Staatsgebiet erlaubt hat.

Nach einer Reihe von Kurszielerhöhungen legten Siemens Energy im Tagesverlauf zu und waren zeitweise auch an der Dax-Spitze. Zeitweise wurde mit 48,33 Euro ein Rekordhoch markiert. Die Analysten vom Finanzhaus Morgan Stanley sehen das Kursziel für die Papiere nun bei 53 (45) Euro, die Deutsche Bank bei 57 (52) Euro. Später folgten allerdings Gewinnmitnahmen, die den Kurs abbröckeln ließen.

Im Fokus standen an den Rentenmärken Äußerungen von Zentralbankvertretern. Die Gefahr globaler Handelskonflikte birgt aus Sicht von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos zusätzliche Risiken für eine ohnehin schon schwache Wirtschaft im Euroraum. Die Gefahrenabwägung habe sich von Sorgen hinsichtlich einer hohen Inflation hin zu Befürchtungen hinsichtlich des Wirtschaftswachstums verschoben, sagte de Guindos am Montag auf einer Veranstaltung der Euro Finance Week in Frankfurt. „Die Wachstumsaussichten werden durch die Unsicherheit hinsichtlich der Wirtschaftspolitik und der geopolitischen Landschaft eingetrübt, sowohl im Euroraum als auch weltweit,“ führte er aus. Handelspolitische Spannungen könnten weiter zunehmen. Dadurch würde die Gefahr steigen, dass es zu Extremereignissen komme. Zur aktuellen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sagte er: „Ich denke, die Richtung in der Geldpolitik ist klar.“ Die Währungshüter seien zuversichtlich, dass die Inflation im Verlauf von 2025 die Zielmarke von 2% erreichen werde. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag im späten Handel bei 2,40% nach 2,35% am vorigen Freitag.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht bei einem stärkeren Auseinanderdriften der großen Wirtschaftsräume auch die Geldpolitik gefordert. Sollte im Zuge einer zunehmenden wirtschaftlichen Fragmentierung künftig der Inflationsdruck steigen, hätten Notenbanken alle Mittel, um einer solchen Situation zu begegnen, so Nagel am Montag auf einer Veranstaltung in Tokio. Für die Europäische Zentralbank (EZB) würde das am Ende bedeuten, dass sie höhere Zinsen beschließen müsste, um die Inflation in Schach zu halten. „Falls wir in Zukunft mehr Schwankungen bei der Inflation sehen, könnte es sogar noch wichtiger werden, eine starke Entschlossenheit zu zeigen, unser Preisstabilitätsziel zu erreichen und die Inflationserwartungen zu stabilisieren“, sagte Nagel.

An den Devisenmärkten notierte der Euro mit um die 1,0560 Dollar etwas höher als am Freitag. Der Greenback hat seit Ende September deutlich zugelegt. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass der protektionistische Wirtschaftsansatz von Donald Trump der heimischen Wirtschaft deutlich zugutekommen wird und damit auch die Währung stärkt. Manche Analysten erwarten, dass Euro und Dollar Parität erreichen. Der Yen war mit um die 155 Yen je Dollar wieder schwächer als am Freitag. Jüngst hatte es erneut Warnungen von Japans Notenbankern gegeben, dass es bei einer anhaltenden Schwäche des Yen zu neuerlichen Interventionen kommen könnte. Zuletzt war im Juli zugunsten des Yen interveniert worden.

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