Finanzmärkte

Dax geht mit Verlusten ins Wochenende

Der deutsche Leitindex hat am Freitag Abschläge hinnehmen müssen. Neue Sorgen um China belasteten besonders Chemie- und Auto-Titel. Dagegen bleibt der Bitcoin auf Rekordkurs.

Dax geht mit Verlusten ins Wochenende

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Dax geht mit Verlusten ins Wochenende

Neue China-Sorgen belasten Aktienmärkte – Yen zeigt sich erholt – Bitcoin nahe Rekordhoch

tom Frankfurt

Der deutsche Leitindex hat sich am Freitag einmal mehr von seiner volatilen Seite gezeigt. Deutlichen Abschlägen nach dem Trump-Sieg am Mittwoch folgten nicht minder deutliche Gewinne am Donnerstag, bevor es dann am Freitag wieder abwärts ging. Aus dem Handel ging das Börsenbarometer mit einem Minus von 0,8% bei 19.215 Zählern. An den US-Börsen ging die Kursrally dagegen vor allem im Technologiesektor weiter.

Am Donnerstag hatte die Fed mit einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte die Erwartungen der Märkte erfüllt. Hierzulande stellt sich die Lage etwas komplizierter dar: Anleger sind hin- und hergerissen zwischen dem drohenden, protektionistischen Gegenwind aus den USA und Zöllen auf europäische Produkte einerseits und zwischen der Hoffnung auf eine Stimmungswende nach dem Ampel-Aus in Deutschland andererseits. Neue Sorgen um die Konjunktur in China ließen das Pendel schließlich zum Negativen ausschlagen. Marktexperte Stephen Innes vom Vermögensverwalter Spi Asset Management verweist auf Zweifel, ob die Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Regierung ausreichen, um eine härtere Gangart der künftigen US-Regierung unter Trump gegenüber China auszugleichen. Es brauche dafür ein massives Paket, sonst bestehe die Gefahr, dass die Erholung der chinesischen Wirtschaft wieder abebbe.

Chemie- und Auto-Titel unter Druck

Das machte sich auch bei Einzeltiteln in Deutschland, für die China ein wichtiger Markt ist, bemerkbar: Besonders Chemiewerte und Auto-Titel standen unter Druck. Im Dax gehörten BASF, BMW und Daimler Truck zu den größten Verlierern. Im MDax mussten die Papiere von Lanxess Abschläge hinnehmen. Europaweit mussten auch Luxusgüter-Anbieter wie Richemont Federn lassen.

Zulegen konnten nach einer Hochstufung dagegen die Anteile von Redcare Pharmacy, die zeitweise über 7% in die Höhe kletterten. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux bewertet die Online-Apotheke nach „Sell“ nun mit „Hold“. Das E-Rezept biete praktisch unendliches Potenzial, schrieben die Experten. Dessen Einführung gilt schon seit vielen Monaten als Kurstreiber für Redcare.

Daneben zählten Freenet zu den Gewinnern im MDax. Der TV- und Mobilfunk-Anbieter erhöhte seinen Ausblick für dieses Jahr und will seinen operativen Gewinn bis 2028 um ein Fünftel steigern. Zudem habe das dritte Quartal erneut positiv überrascht, kommentierte Goldman-Analyst Andrew Lee. Die Papiere notierten zeitweise bei 29,10 Euro und waren damit so teuer wie zuletzt vor knapp sieben Jahren.

Yen zeigt sich etwas erholt

An den Devisenmärkten stand der Yen im Fokus der Anleger: Die japanische Währung hatte sich am Vortag bis auf 154,71 Yen für einen Dollar abgeschwächt, was Warnungen vor einer erneuten Intervention nach sich zog. Das zeigte am Freitag Wirkung, der Yen konnte sich etwas erholen. Aktuell müssen für einen Dollar 152,21 Yen bezahlt werden, 0,5% weniger als am späten Donnerstag. Vor den Interventionen der japanischen Regierung im Juli wurde der Yen bei über 160 Yen pro Dollar und damit auf einem 38-Jahres-Tief gehandelt.

An den Rohstoffmärkten machte sich Enttäuschung über das staatliche chinesische Konjunkturpaket breit. Die Regierung erlaubt lokalen Behörden laut der Agentur Reuters, Schulden über die Ausgabe neuer Anleihen im Gesamtvolumen von 838 Mrd. Euro abzulösen. Anleger hatten auf eine doppelt so hohe Summe gehofft. Kupfer verbilligte sich um 1,4% auf 9.527 Dollar je Tonne. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee büßte ähnlich stark auf 74,57 Dollar je Barrel ein.

Wahlergebnis treibt Bitcoin an

Der Bitcoin hat sich am Freitag nach dem Rekordhoch am Vortag wenig verändert. Auf der Plattform Bitstamp wurde die bedeutendste Kryptowährung bei 76.137 Dollar gehandelt. Nach der Zinssenkung der Fed hatte der Bitcoin am Vorabend noch einen Rekordstand bei 76.956 Dollar erreicht.

„Neben der Hoffnung auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks zeigen sich Anleger weiterhin über das eindeutige US-Wahlergebnis spürbar erleichtert“, sagte Timo Emden, Analyst bei Emden Research. Die Aussicht auf ein kryptofreundliches Washington dürfte den Risikoappetit weiter am Leben halten.