Finanzmärkte

Dax-Rekordjagd geht weiter

Analysten sehen einen Super-Zyklus auf die Rüstungsbranche zukommen. Neben neuen Rekordhochs gab es am Dienstag aber auch Gewinnmitnahmen.

Dax-Rekordjagd geht weiter

Finanzmärkte

Dax-Rekordjagd geht weiter

Super-Zyklus bei Rüstungstiteln geht weiter – Zahlen von CTS Eventim überzeugen

tom Frankfurt

Der deutsche Leitindex ist am Dienstag auf ein Allzeithoch bei 22.883 Zählern geklettert. Das Börsenbarometer pendelte lange um seinen Vortagesschluss, bevor freundliche US-Börsen für neuen Schwung sorgten. Aus dem Handel ging der Dax mit einem kleinen Plus von 0,2% bei 22.845 Punkten.

Der deutsche Leitindex hat seit Jahresbeginn eine rasante Rally hingelegt und seitdem bereits fast 15% zugelegt. Auch der Euro Stoxx 50 hat erst am Montag seine zur Jahrtausendwende aufgestellte Bestmarke geknackt. Die Hoffnung auf Friedensverhandlungen zwischen Russland und der von Moskau angegriffenen Ukraine geben den europäischen Aktienmärkten Rückenwind. Einen moderat positiven Impuls gaben am Dienstag auch stärker als erwartet aufgehellte Konjunkturerwartungen in Deutschland. Das Barometer für die Aussichten in den kommenden sechs Monaten stieg im Februar um 15,7 Punkte auf 26,0 Zähler, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Analysten-Umfrage mitteilte. Dies ist der stärkste Anstieg in den vergangenen zwei Jahren und mehr als Ökonomen im Vorfeld erwartet hatten.

Bullischer Trend ungebrochen

Dennoch reichte es nach den rasanten Kurssprüngen der vergangenen Tage nur für kleine weitere Zuwächse beim Dax. Der langfristige bullische Trend sei aber ungebrochen, nun nehme das Börsenbarometer die Marke von 23.000 Punkten ins Visier, kommentierte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Der Experte warnte allerdings auch vor kurzfristigen Kursrücksetzern. Nach der Bundestagswahl am kommenden Sonntag könnte eine schwächere Börsenphase einsetzen. Es bleibe abzuwarten, wie der Februar ende „und ob sich die aktuelle Rally als Bullenfalle entpuppt“.

Der starke Lauf von Rüstungstiteln und Papieren mit Bezug zur Branche hat sich dagegen auch am Dienstag fortgesetzt. Einige kletterten in neue Rekordhöhen, so etwa Rheinmetall, Airbus, Hensoldt, Thales und Leonardo. Analysten sprachen angesichts der absehbar deutlich steigenden europäischen Ausgaben für Verteidigung von einem Super-Zyklus für die Branche und von einer Zeitenwende 2.0.„Tektonische Verschiebungen“ in der europäischen Verteidigungspolitik sorgten für weiteres Potenzial, schrieb Analyst Alexander Neuberger vom Bankhaus Metzler mit Blick auf Rheinmetall. Er erhöhte am Morgen das Kursziel für den Düsseldorfer Rüstungskonzern von 800 auf 1.085 Euro. Damit hat Neuberger das höchste Kursziel am Markt, nachdem tags zuvor die Investmentbank Stifel ihres auf 1.037 Euro und die DZ Bank den fairen Wert auf 1.080 Euro angehoben hatten. Allerdings setzten am Dienstag bei Rheinmetall zunächst Gewinnmitnahmen ein.

Thyssenkrupp klettern weiter

Der Industriekonzern Thyssenkrupp war bei Anlegern dagegen weiter gefragt. Experten der Bank of America hatten zuletzt auf die Pläne des Managements verwiesen, einen Minderheitsanteil der Werftentochter über die Börse zu verkaufen. Analyst Jason Fairclough sieht in Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) eine verborgene Rüstungssparte, die mit einem Wert von etwa 1,45 Mrd. Euro beim geplanten Börsengang rund die Hälfte des gesamten Konzernwerts abdecken könnte. Er hatte auf den hohen Auftragsbestand des Spezialisten für U-Boote und Fregatten hingewiesen.

Zu den Gewinnern im MDax zählten auch CTS Eventim. Die Eckdaten für 2024 lägen über den Erwartungen und dürften das Vertrauen in den Anlagehintergrund wiederherstellen, kommentierte Analystin Lara Simpson von der US-Bank J.P. Morgan. Enttäuschungen dagegen im SDax: Elmos konnte mit seinem Quartalsbericht nicht punkten. Beim Verbindungsspezialist Norma Group sorgte der Abtritt des Vorstandsvorsitzenden Guido Grandi nach unternehmensinternen Differenzen für Abschläge. Oddo-BHF-Analyst Klaus Ringel sprach von einer negativen Überraschung. Die beiden Aktien gehörten zu den schwächeren Titeln im Nebenwerteindex.

Börsianer erwarten zur Finanzierung der Verteidigungskosten eine erhöhte Ausgabe europäischer Staatsanleihen, was den Anleihemarkt belastete. Die Rendite der Bundesanleihe mit zehnjähriger Laufzeit war bei 2,51% und lag damit nahe eines Dreiwochenhochs.