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Dax setzt Talfahrt ungebremst fort

Nach anfänglichen Gewinnen hat der deutsche Leitindex seine Talfahrt am Dienstag fortgesetzt. Auf den Märkten lasteten neue Zolldrohungen von Donald Trump. Zumindest eine Branche zeigt sich aber weiter robust.

Dax setzt Talfahrt ungebremst fort

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Dax setzt Talfahrt ungebremst fort

Redcare und Carl Zeiss Meditec gefragt – Henkel und Hellofresh enttäuschen

tom Frankfurt

Nach anfänglichen Gewinnen hat der deutsche Leitindex am Dienstag seine Talfahrt ungebremst fortgesetzt. Die Hoffnungen auf die enormen Konjunkturpakete, die die designierte schwarz-rote Bundesregierung plant, wurden schnell in den Hintergrund gedrängt, als US-Präsident Donald Trump neue Zölle ankündigte. Zum Handelsschluss notierte das Börsenbarometer 1,3% im Minus bei 22.329 Zählern. Bereits an den vergangenen Tagen hatte der Dax um bis zu 4% korrigiert. An den US-Aktienmärkten fielen die Verluste seit Wochenbeginn teils noch deutlicher aus.

Verunsicherung herrscht weiter auf beiden Seiten des Atlantiks. In den USA wächst die Angst vor einer Rezession, angetrieben von Donald Trumps erratischer Zollpolitik. „Fundamental preisen die Investoren gerade eine Rezession in den USA in die Kurse ein. Alle Euphorie, die nach dem Wahlsieg Trumps die Kurse nach oben katapultierte, ist in Sorge umgeschlagen“, kommentierte der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Trump richte mit seinen Strafzöllen und Haushaltssanierungen größeren Schaden an, als er der US-Wirtschaft vor der Wahl an Wachstumsimpulsen versprochen habe. Der US-Präsident selbst sprach von einer „Übergangszeit“. Das Ergebnis war ein Kurseinbruch aller wichtigen US-Indizes. Der Technologieindex Nasdaq ist um satte 4% abgerutscht, auch der Benchmark-Index S&P 500 gab um 2,7% nach. Am Dienstag legte Trump dann nach und erklärte, dass er die Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumprodukte, die aus Kanada in die USA eingeführt werden, auf 50% erhöhen wird. Das zwang die US-Märkte erneut in die Knie.

Rüstung gefragt

Den deutschen Aktienmarkt beschäftigten neben den US-Turbulenzen die geplanten, milliardenschweren Verteidigungs- und Infrastrukturpakete von Union und SPD. Zuletzt hatten die Grünen, die für eine Zweidrittelmehrheit im alten Bundestag gebraucht werden, hier Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Gefragt waren am Dienstag entsprechend erneut Rüstungstitel. Die Aussicht auf höhere Militärausgaben trieb den gesamten europäischen Sektor an. Die Titel von Rheinmetall waren einer der größten Gewinner im Dax und markierten ein frisches Rekordhoch. Die Papiere des Rüstungszulieferers Hensoldt verteuerten sich im MDax zeitweise um knapp 8%. 

Daneben bestimmte die Berichtssaison das Handelsgeschehen: VW geht trotz der Branchenschwäche mit dem Ziel eines Umsatzwachstums ins neue Jahr. Analysten hatten bisher mit weniger gerechnet. Bei der Marge lagen die Wolfsburger im Rahmen der nun prognostizierten Spanne. 2024 hatte Volkswagen wegen des harten Wettbewerbs in China und wegen hoher Umbaukosten deutlich weniger Gewinn gemacht. VW-Vorzugsaktien zählten am Dienstag zu den Verlierern.

Henkel und Hellofresh enttäuschen

Für Enttäuschungen sorgten auch der Konsumgüterkonzern Henkel und der Essenlieferant Hellofresh. Henkel erwartet für das laufende Jahr zwar weiteres Wachstum, die Düsseldorfer rechnen jedoch mit einem „langsamen Start“ wegen eines schwierigen industriellen Umfelds und einer gedämpften Marktstimmung, insbesondere in Nordamerika. Die zurückhaltende Umsatzprognose schlug Investoren auf den Magen. Die Aktie verlor am Dax-Ende zeitweise über 10%.

Im MDax befürchtet der Kochboxenversender infolge einer schwächeren Nachfrage einen Umsatzrückgang, ebenfalls vor allem im wichtigen Nordamerika-Markt. Investoren hätten bislang ein Plus erwartet, sagte ein Händler. Die Hellofresh-Aktie rauschte daraufhin am MDax-Ende um über 18% in die Tiefe und fiel auf den tiefsten Stand seit Oktober.

Rückenwind für Redcare

Besser erging es den Aktionären von Redcare. Die Online-Apotheke will auch im laufenden Jahr kräftig wachsen und die Profitabilität weiter steigern. Analyst Felix Dennl vom Bankhaus Metzler lobte den über den Erwartungen liegenden Ausblick. Die Papiere verteuerten sich an der MDax-Spitze zeitweise um über 12%.

Zu den weiteren Gewinnern im MDax zählten nach einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs die Titel von Carl Zeiss Meditec. Die Papiere kletterten um über 2%. Analyst Richard Felton traut ihnen mit seinem Kursziel von 74 Euro noch einiges mehr zu.