Dax verbucht nach Ampel-Aus satte Gewinne
Finanzmärkte
Dax verbucht nach Ampel-Aus satte Gewinne
Die deutschen Aktienmärkte haben sich am ersten Handelstag nach dem Ampel-Aus von den Kapriolen der Koalition nicht beeindrucken lassen. Ganz im Gegenteil: Der deutsche Leitindex machte am Donnerstag die Verluste, die er am Mittwoch nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten erlitten hatte, mehr als wett. Aus dem Handel ging der Dax mit einem Plus von 1,7% bei 19.363 Zählern. Auch MDax und Euro Stoxx 50 zeigten sich deutlich verbessert.
Am Mittwoch hatte der Leitindex ein Abrutschen unter die runde Marke von 19.000 Punkten nur knapp vermeiden können. An der Wall Street hatten die Börsen Trumps Wahlsieg dagegen gefeiert, besonders Banken-Titel wie die von J.P. Morgan und Goldman zogen deutlich an. In den USA notierte der Dollar, der als Reaktion auf Trumps Wahlsieg am Mittwoch auf ein Viermonatshoch geklettert war, im Vorfeld der Fed-Sitzung am Abend zeitweise 0,4% schwächer bei 104,70 Zählern. Der Euro konnte seine jüngste Talfahrt stoppen und notierte mit 1,0745 Dollar am Donnerstag 0,2% fester. Experten rechnen damit, dass die US-Zentralbank zum zweiten Mal in diesem Jahr die Zinsen senken wird.
Ampel-Aus als Chance?
Das Ende der Ampel-Koalition in Berlin wird an den Märkten eher als Chance begriffen. „Das Ende der Ampel-Regierung war überfällig und kam insofern nicht allzu überraschend“, schrieb Carsten Mumm vom Bankhaus Donner & Reuschel. Nun bestehe die Chance eines „ökonomischen und politischen Aufbruchs“. Zu einer anderen Einschätzung kommt Christian Henke vom Broker IG: Eine zusätzliche Verunsicherung durch das Ende der Ampel bräuchten die Anleger nun überhaupt nicht: „Es sollte nicht überraschen, wenn deutsche und europäische Aktien künftig erst einmal gemieden werden.“ Laut Bundeskanzler Scholz könnten Neuwahlen bis spätestens Ende März stattfinden. Das Ende der Regierungskoalition „mag zwar perspektivisch Raum für konjunkturelle Stimuli und wirtschaftspolitische Reformen schaffen, zunächst aber ist die Regierung nicht mehr handlungsfähig, was zur Verunsicherung beitragen dürfte“, prognostizieren die Experten der Helaba in einem Kommentar.
Größere Kursbewegungen bei Einzeltiteln gab es auch am Donnerstag nach Quartalsbilanzen. Heidelberg Materials verteuerten sich im Dax zeitweise um 8,6% auf ein Rekordhoch von 117 Euro, hier begrüßten die Anleger einen optimistischen Jahresausblick des Baustoffkonzerns. An der Dax-Spitze kletterten die Titel von Rheinmetall sogar noch etwas stärker. Deutschlands größter Rüstungskonzern ist stark in den USA engagiert und profitiert auch im dritten Quartal vom Rüstungsboom aufgrund des Ukraine-Kriegs. Rheinmetalls Wachstumsperspektiven in den USA blieben intakt, hieß es in einer Präsentation des Konzerns. Auch für Anteile von Daimler Truck ging es deutlich aufwärts. Der bereinigte Betriebsgewinn lag im dritten Quartal etwas über den Erwartungen. Analystin Daniela Costa von Goldman Sachs lobte die Profitabilität des Lkw-Herstellers. Daneben zog ebenfalls die Aktie von Qiagen an. Der Labordienstleister hatte am Mittwochabend erneut die Gewinnprognose erhöht.
Nemetschek legen kräftig zu
Im MDax verteuerten sich Nemetschek um zeitweise 8%. Der Software-Entwickler schätzt die Wachstumsaussichten nun optimistischer als zuvor ein. Größter Gewinner im MDax waren aber die zuletzt schwer gebeutelten Aktien von Thyssenkrupp. Die Quartalsberichte des Chemiekonzerns Lanxess und des Großküchenausrüsters Rational kamen dagegen bei den Anlegern nicht gut an, beide Aktien gerieten am Donnerstag unter Druck.
Im SDax konnte die weiter stark schwankende Evotec-Aktie einen Gutteil des Kurseinbruchs vom Vortag wieder gutmachen und kletterte am Nachmittag zweistellig nach oben. Daneben verbuchten die Papiere des Software-Unternehmens Compugroup und des Anlagenbauers Dürr nach ihren Geschäftszahlen satte Aufschläge. Süss Microtec mussten dagegen nach ihrem Quartalsbericht Verluste hinnehmen.
Bundrenditen ziehen an
In Paris schickten steigende Kosten die Titel von Air France-KLM auf Talfahrt. Die Aktie brach zeitweise um über 12% ein, so stark wie zuletzt vor zwei Jahren. Das Unternehmen rechnet nun für das Gesamtjahr mit Kostensteigerungen von etwa 3 statt 2%.
An den Rentenmärkten sorgte das Ampel-Aus am Donnerstag für steigende Renditen. In der Spitze wurden bei der zehnjährigen Bundrendite fast 2,50% gesehen nach 2,39% am Tag zuvor. Im späten Handel waren es dann 2,42%. Der zehnjährige Swap-Spread in diesem Bereich, d.h. die Differenz zwischen dem zehnjährigen Bundrenditen und dem Swapsatz, erreichte zeitweise den tiefsten Stand seit mehr als 20 Jahren. Die höheren Bundrenditen begründeten die Marktteilnehmer mit dem Ampel-Aus in Deutschland, was an den Märkten Verunsicherung auslöste. Anleger sorgen sich, dass es zu einer politischen Instabilität kommt. Außerdem wird befürchtet, dass es zu einem höheren Bondangebot kommen könnte, was dann womöglich zu höheren Renditen platziert werden muss. Auch die Renditen von den französischen, spanischen und italienischen zehnjährigen Pendants zogen im Tagesgeschäft an.