Im InterviewGuy Wagner, CIO der Banque de Luxembourg Investments

„Die langfristigen Perspektiven für Gold sind sehr gut“

Gold hat nach Ansicht der Banque de Luxembourg Investments (BLI) gute Perspektiven. US-Aktien sind teuer geworden, Europas Titel gelten als attraktiv.

„Die langfristigen Perspektiven für Gold sind sehr gut“

IM INTERVIEW: GUY WAGNER

„Die langfristigen Perspektiven für Gold sind sehr gut“

CIO der Banque de Luxembourg Investments: US-Aktien sind sehr teuer geworden – Viele europäische Dividendentitel sind attraktiver bewertet

Eine hohe physische Nachfrage, unter anderem von Zentralbanken, und Abwertungen von Papierwährungen sprechen nach Ansicht von Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) der Banque de Luxembourg Investments (BL), für Gold. US-Aktien stuft er als vergleichsweise teuer ein. Europas Titel könnten den Bewertungsabschlag eingrenzen.

Herr Wagner, Sie sind seit geraumer Zeit Anhänger von Investments in Gold. Der Preis ist auf Rekordhoch. Welche Perspektiven räumen Sie dem gelben Metall ein?

Ich glaube, dass die mittel- bis langfristigen Perspektiven immer noch sehr gut sind. Das Umfeld spricht in vielerlei Hinsicht für Gold. Hierzu zählt etwa die kontinuierliche Abwertung der Papierwährungen. Hinzu kommt die geopolitische Situation, die Anleger in Gold investieren lässt. Und Gold stellt gegenüber Währungen einen Sachwert dar. Und es ist auch gut möglich, dass wir in der gegenwärtigen Situation extrem hoher Staatsverschuldung zu einer negativen Realverzinsung kommen, also dass die Inflation höher als die Zinsen ist. Es wird immer wieder angemerkt, dass der Goldpreis momentan historisch hoch ist. Aber wenn man die Goldpreisentwicklung über die vergangenen 40 Jahre mit anderen Größen vergleicht wie dem Bruttoninlandsprodukt vieler Länder oder der Entwicklung der Geldmenge, dann hinkt der Goldpreis diesen Entwicklungen immer noch weit hinterher.

Welche Gründe sprechen noch für Gold?

Es gibt eine umfangreiche physische Nachfrage. Dazu gehören vor allem die Käufe der Zentralbanken. Und diese physische Nachfrage hat auch viel mit der geopolitischen Situation zu tun. Es gibt eine Reihe von Ländern, allen voran China, die im Begriff sind, eine Alternative zu unserem auf dem Dollar basierenden Finanzsystem aufzubauen. Viele Länder versuchen, aus der Abhängigkeit vom Dollar herauszukommen. Und in diesen alternativen Finanzsystemen spielt eben Gold eine sehr große Rolle. Die Nachfrage von Finanzinvestoren war in den vergangenen zwei Jahren nicht sonderlich stark, weil der Dollar stark war und die Zinsen stiegen. Diese Nachfrage könnte jetzt mit fallenden Zinsen wieder zurückkommen.

Die Wirtschafts- und vor allem die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump steht im Zentrum des Interesses der Finanzmärkte. Beflügelt das ebenfalls den Goldpreis?

Ich glaube nicht unbedingt, dass das im Moment so viel mit dem Goldpreis zu tun hat. Der Goldpreis ist ja über die vergangenen zwei Jahre stark gestiegen, und zwar in einem Umfeld, das nach den klassischen Denkmustern eher negativ für den Goldpreis war. Was dem Goldpreis jetzt vielleicht etwas hilft, ist die Ungewissheit, die die neue US-Regierung mit sich bringt. Was sind überhaupt auf längere Sicht die Prioritäten der neuen US-Regierung? Die Zölle sehe ich weniger im Zusammenhang mit dem steigenden Goldpreis.

Welche Perspektiven räumen Sie vor dem Hintergrund der US-Wirtschaftspolitik von Trump den US-Aktienmärkten ein?

Wie gesagt haben wir eine große Unsicherheit hinsichtlich der neuen US-Politik. Das wird eine höhere Volatilität mit sich bringen, weil sich nur sehr schwer abschätzen lässt, was Trump nun konkret auf den Weg bringen wird und was nicht. Der Markt geht aber bisher davon aus, dass Trump gut für Aktien ist. Zu den diesbezüglichen Argumenten zählt, dass Trump sich für Deregulierung einsetzen wollte. Aber man muss natürlich auch sehen, dass US-Aktien seit der Pandemie schon eine sehr gute Performance gezeigt haben und sehr teuer geworden sind.

Welche Sektoren könnten am US-Markt von Trumps Politik profitieren?

Stark auf die US-Industrie zu setzen ist bekanntlich eine Priorität von Trump. Die Industrie sollte damit ganz klar profitieren. Aus den Deregulierungsvorhaben könnten etwa Bankenwerte ihren Nutzen ziehen. Aber ganz allgemein geht der Markt davon aus, dass Trumps Politik vielen amerikanischen Sektoren bzw. vielen amerikanischen Unternehmen zugutekommen könnte. Und beim Blick auf die Marktkapitalisierungen ist die gängige Meinung am Markt derzeit, dass vor allem die kleinen und mittleren US-Unternehmen von Trumps Wirtschaftspolitik profitieren sollten.

Und welche Branchen könnten verstärkt unter Trumps Politik leiden?

Das ist im Moment relativ schwierig abzuschätzen, solange man nicht genau weiß, wo Trumps Reise denn genau hingehen soll. Nehmen wir nur das Beispiel Pharmaindustrie. Bis vor kurzem hieß es, dass die Pharmaunternehmen unter dem neuen Gesundheitsminister leiden könnten. Jetzt verstärkt sich wieder die Einschätzung, dass es wohl doch nicht so schlimm wird. Das ist alles sehr volatil.

Wie sehen Sie die Perspektiven derzeit für die europäischen Aktienmärkte?

Die europäischen Märkte sind 2024 gut gelaufen, der US-Markt ist sehr gut gelaufen. Der US-Markt hat im Schnitt über 20% zugelegt, der europäische Markt 8%. Die Diskrepanz ist schon relativ hoch. Der Bewertungsabschlag der europäischen Märkte gegenüber dem US-Markt ist historisch hoch. Das spricht eher für den europäischen Markt, der ja auch im Januar besser gelaufen ist als die US-Werte. Das heißt natürlich nicht, dass viele Werte in Europa nun wirklich billig sind, aber sie sind attraktiver bewertet als vergleichbare US-Titel. Hier könnte es jetzt zu einer gewissen Umkehr kommen, d.h., Europas Werte könnten ihren Bewertungsabschlag zu den US-Titeln eingrenzen.

Ein Blick auf die Devisenmärkte: Der Dollar nähert sich der Parität in erster Linie natürlich wegen der Erwartung einer sehr protektionistischen US-Wirtschaftspolitik. Rechnen Sie mit dem Erreichen der Parität oder sogar mit einem im Vergleich zum Euro noch stärkeren Dollar?

Im Moment sind die Meinungen zum Euro sehr, sehr negativ. Der Grund sind die trüben Aussichten für die Wirtschaft der Eurozone. Und zugleich sind die Meinungen für den Dollar wegen der Erwartung der protektionistischen Wirtschaftspolitik sehr positiv. Aber Trump hat auch oft genug gesagt, dass seiner Meinung nach der Dollar überbewertet ist. Und genau das Gleiche war ja auch der Fall, als Trump das erste Mal zum US-Präsidenten gewählt wurde. Der Dollar war seinerzeit praktisch auf seinem Höchststand, als er eingeführt wurde als Präsident. Und danach hat der Dollar tendenziell abgewertet. Etwas Ähnliches könnten wir auch dieses Mal sehen.

Sorge bereitet den Märkten aktuell das in diesem Jahr erwartete hohe Staatsanleiheangebot. Teilen Sie diese Sorge?

Das ist zweifelsohne ein wichtiges Thema. Die Refinanzierungsbedürfnisse von Staaten, aber auch von Unternehmen sind in den kommenden 18 bis 24 Monaten sehr hoch. Was die Liquidität angeht, wird sich das Umfeld für die Finanzmärkte daher verschlechtern. Das betrachten viele Marktteilnehmer mit Sorge. Wir befinden uns langfristig jedoch weiterhin in einem Umfeld, in dem man Sachwerte gegenüber Geldwerten bevorzugen sollte. Das heißt ganz konkret: Aktien ist gegenüber Anleihen der Vorzug zu geben. Das Angebot von Staatsanleihen wird in den nächsten Jahren kontinuierlich steigen, während das Angebot von Qualitätsaktien immer weiter zurückgeht. Denn viele Qualitätsunternehmen werden aufgekauft oder sie kaufen ihre eigenen Aktien zurück.

Das Interview führte Kai Johannsen.

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