Für manche Analysten sind Autoaktien wie Volkswagen und BMW aktuell ein Schnäppchen
Von der Bewertung her sind Autos ein Schnäppchen
VW, Porsche und BMW mit rückläufigen Gewinnen und großen Herausforderungen – Anleger sind bei Anleihen vorsichtig positioniert
kjo/wrü Frankfurt
Der Automobilsektor agiert aktuell in einem äußerst herausfordernden Umfeld. Im vergangenen Jahr hat die Branche den Rückwärtsgang einlegen müssen. So hat Mercedes-Benz 2024 im Ergebnis je Aktie 24,3% auf 10,19 Euro eingebüßt. Und auch bei der Dividende haben die Stuttgarter um einen Euro auf 4,30 Euro je Aktie gekürzt. Nun kommen Volkswagen und Porsche am 11. und 12. März mit ihren Jahreszahlen. BMW veröffentlicht dann am 14. März sein Zahlenwerk.
Dabei wird bei allen Autobauern mit einem rückläufigen Gewinn und niedrigeren Dividenden gerechnet. Doch ist die Bewertung äußerst niedrig, sodass manche Analysten die Autoaktien als „Schnäppchen“ und guter Diversifikator einstufen. Etliche Fondsmanager legen aber lieber in Wachstumsbranchen an und meiden ob der großen Herausforderungen wie u.a. auch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump die Branche. So haben die Zollankündigungen Trumps auch am Donnerstag zu klaren Kursverlusten der Autobauer gesorgt.
Umfeld ein wenig verbessert
Dass Autoaktien 2024 massiv herunter geprügelt wurden und extrem günstig waren, ist auch der Grund, warum die Kurse sich in den vergangenen Wochen so gut entwickelt haben. Auch hat sich das Umfeld für die Branche zumindest ein wenig verbessert. In Deutschland dürfte die neue Regierung eine freundlichere Politik gegenüber der Autoindustrie führen. Auch in der EU ist man bemüht, den Autoherstellern entgegenzukommen. Darüber hinaus scheint der Verbrenner noch eine Zukunft zu haben, was positiv für die deutsche Autoindustrie ist, die vor allem bei Verbrennern stark ist.
Bei Volkswagen erwarten Analysten für 2024 eine Ermäßigung des Gewinns je Aktie um gut 30% auf 22,08 Euro je Aktie, woraus sich für die Vorzüge ein sehr niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 4,7 errechnet. Gleichzeitig wird auch eine Kürzung der Dividende von 9,06 auf 6,45 Euro je Vorzugsaktie prognostiziert. Die VW-Tochter Porsche hat zuletzt zu stark auf E-Mobilität gesetzt, sodass die Entwicklung von neuen Verbrennern jetzt richtig Geld kostet. Hier wird laut Factset ein Rückgang des Gewinns je Aktie um 25% auf 4,30 Euro je Aktie erwartet.
Gegenüber Porsche hat BMW den Vorteil, dass die Bayern bereits in großem Umfang in den USA Autos produzieren, sodass US-Zölle BMW nicht so stark treffen würden. Die Analysten erwarten, dass bei BMW der Gewinn je Aktie um gut 30% auf 12,05 Euro je Aktie gesunken ist, woraus sich ein KGV von niedrigen 6,9 errechnet. Gleichzeitig dürfte die Dividende deutlich auf etwa 4,50 Euro je Aktie gekürzt werden.
Starke Kreditprofile
Vor dem Hintergrund einer recht vorsichtigen Positionierung der Investoren bei Automobilanleihen hat sich das Sentiment der Anleger in den vergangenen Wochen und Monaten etwas stabilisiert. „Die deutschen Automobilproduzenten reagieren aufgrund ihrer globalen Relevanz besonders empfindlich auf eine Nachfrageschwäche in China aber auch auf etwaige Handelskonflikte“, sagt Marco Stöckle, Head of Credit Strategy bei der Commerzbank, der Börsen-Zeitung. Zwar sei ihre starke Marktposition durch die strukturellen Veränderungen der Branche besonders gefährdet, allerdings haben insbesondere die Premiumhersteller im Vergleich zu anderen europäischen Automobilproduzenten nach wie vor sehr starke Kreditprofile.
Als Platzhirsche stehen die deutschen Hersteller laut Experten aber vor enormen Herausforderungen, da sie das attraktivste Segment dominieren. Die chinesischen Konkurrenten würden ihre Zukunftsfähigkeit aber in Frage stellen. Für andere Hersteller liege in dem Übergang von Verbrennungsmotoren zur E-Mobilität mit anderen Nutzerpräferenzen eine Chance, da der Know-how-Vorsprung der deutschen Autoproduzenten immer mehr abnimmt.
„Global betrachtet weisen die Autoproduzenten relativ starke Ratings auf. Die meisten Adressen liegen im Bereich von Single-A bis Triple-B. Nur vereinzelt sehen wir Ratings im High-Yield-Bereich, also unterhalb von BBB minus“, sagt Stöckle. Die Zuliefererfirmen der Automobilindustrie seien dagegen beim Rating breiter gestreut. Sie würden eher bei BBB/BB liegen, nur einzelne Adressen werden mit Single-A benotet. Die Rating-Tendenz sei in Europa eher negativ, besser sehe es in Nordamerika und im Raum Asien-Pazifik aus.
Starke Nachfrage nach Investment-Grade
VW kommt auf eine Rating-Einstufung von A3/BBB+/A- bei Moodys/S&P/Fitch und hat einen negativen Ausblick bei Moodys. BMW liegt bei A2/A (Moodys und S&P). Mercedes wird mit den Bonitätsnoten A2/A/A (Moodys/S&P/Fitch) eingestuft. VW hat Nachranganleihen emittiert, die im Rating zwei Stufen unter den Senior-Anleihen liegen. Die Ratings lassen laut Marktexperten zwar einigen Raum für Downgrades. Der Verlust der Investment-Grade-Indexfähigkeit wird am Markt auf Sicht von ein bis zwei Jahren als überschaubar eingestuft.
In den ersten Wochen dieses Jahres ist am Bondmarkt insgesamt eine starke Nachfrage nach Investment-Grade-Credit zu registrieren gewesen. „Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen haben wir Rekordfälligkeiten bei Unternehmensanleihen und zum anderen haben wir sehr stabile Zuflüsse an Investorengeldern, die nach Anlage drängen. Die Nachfrage nach Autoanleihen stufen wir derzeit als stabil ein“, sagt Stöckle. Selbst Investoren, die in Autobonds untergewichtet sind und es bleiben wollen, stehen laut Stöckle dank Fälligkeiten und Zuflüssen von Investorengeldern nicht unbedingt an der Seitenlinie, sondern engagieren sich in moderatem Umfang.
VW mit größten Fälligkeiten
BMW ist im Januar am Euro-Primärmarkt mit zwei Anleihen mit 4,5 und acht Jahren Laufzeit im Volumen von 1 Mrd. bzw. 750 Mill. Euro aufgetreten, für die Orders von mehr als 2,8 bzw. mehr als 2 Mrd. Euro generiert werden konnten. Die Nachfragesituation wurde als solide eingestuft. VW und Mercedes sind dieses Jahr bislang nicht am Anleihemarkt vorstellig geworden. Im dritten Quartal vorigen Jahres haben sich die Spreads der Autobonds in zwei Schüben im Vergleich zum Gesamtmarkt ausgeweitet. Im Anschluss erfolgte eine Bewegung der Spreads im Gleichschritt mit dem Gesamtmarkt. Im Januar konnte dann eine deutlichere Erholung der Auto-Spreads beobachtet werden. Zuletzt haben sich die Spreads aber wieder ein wenig ausgeweitet.
In diesem Jahr kommt BMW auf Fälligkeiten von umgerechnet 8,7 Mrd. Euro. 2026 sind es 11,2 Mrd. Euro. Bei Mercedes sind es dieses Jahr 11,8 Mrd. Euro an Fälligkeiten, und 2026 kommen weitere knapp 15 Mrd. Euro auf den Markt zu. Die größten Volumina an Fälligkeiten hat unter den drei deutschen Autobauern VW: 18,3 Mrd. Euro sind es dieses Jahr, 2026 sind es 21,6 Mrd. Euro.
Mercedes-Benz hat bereits von einem Ertragseinbruch berichtet. Auch VW, Porsche und BMW werden über niedrigere Gewinne berichten und die Dividenden kürzen. Die Aktien sind zwar niedrig bewertet, doch steht die Branche vor großen Herausforderungen. Anleger sind bei Automobilanleihen vorsichtig positioniert.