Sentix-Investorenumfrage

Grundvertrauen bei Tech springt an

Bei US-Aktien und insbesondere bei Technologiewerten ist die strategische Grundüberzeugung der Investoren angesprungen, so das Ergebnis der aktuellen Sentix-Umfrage. In der Vergangenheit ist dies erst achtmal vorgekommen und hat zu einem deutlichen Anstieg des Nasdaq 100 geführt.

Grundvertrauen bei Tech springt an

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Wenn die Volatilität hoch ist und es an den Märkten turbulent zugeht, schauen die Profi-Investoren auf das Ergebnis der wöchentlich über das Wochenende online erhobenen Sentix-Investorenumfrage. Denn kaum eine Umfrage ist so schnell wie der Sentix. Und an den Märkten sind eben nicht allein die Fundamentals, sondern eben auch das jeweilige Verhalten von Anlegerinnen und Anlegern entscheidend. Das ist das, was inzwischen unter dem Schlagwort Behavioral Finance aufgeführt wird.

Die Sentix-Investorenumfrage, die es seit 2001 gibt, genießt auch deshalb unter Profi-Investoren eine hohe Wertschätzung, weil es den beiden Gründern und Analysten Manfred Hübner und Patrick Hussy in der Vergangenheit mehrfach gelungen ist, Wendepunkte an den Märkten zu erkennen. Wie zum Beispiel u.a. das Tief am deutschen Aktienmarkt im Jahre 2003 oder die Wende des Dax nach oben im Frühjahr 2009. Dazu dient den Analysten ein bewährtes Instrumentarium, nämlich sowohl die Abfrage der Stimmung der Anleger als auch der strategischen Sicht der Investoren, des sogenannten strategischen Bias, welcher deren Grundüberzeugung und Wertvorstellung widerspiegelt. Hinzu kommt die Erhebung der Positionierung der Anleger. Weil Investoren, wenn sie mitmachen, die Ergebnisse der Umfrage kostenlos erhalten, nehmen auch so viele Anleger, und insbesondere auch institutionelle, an der Umfrage teil.

Auch diese Woche hat das Sentix Global Investor Survey ein erstaunliches Ergebnis zutage gefördert. Denn der strategische Bias ist bei Aktien, und insbesondere bei US-Aktien, angesprungen, wie auch die Grafik zeigt. „Das klare, auch durch entsprechende monetäre Aktionen untermauerte Bekenntnis der Fed, die Bankenkrise in den USA möglichst im Keim zu ersticken, überzeugt die Anleger vor allem auf der strategischen Sicht“, erklärt Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner. „Das strategische Grundvertrauen für US-Technologieaktien springt deutlich nach oben. Das gab es in dieser Art bisher erst achtmal. Im Schnitt lag der Nasdaq acht Wochen später um 6% im Plus.“

Doch nicht allein bei US-Technologiewerten, auch bei den großen US-Aktien insgesamt ist der strategische Bias angesprungen. „Dieser Index steigt um rund acht Prozentpunkte. Eine solche Wochenveränderung ist seltener, als man denkt, und statistisch ebenfalls ein Vorbote für steigende Kurse“, erläutert Hübner. In der Mehrzahl der Fälle trage ein positiver Trend deutlich länger als acht Wochen, in einigen wenigen Fällen finde aber nach rund acht Wochen eine Wegscheide statt.

Hinzu kommt jetzt noch das saisonale Profil des marktbreiten Aktienindex S&P 500. „Die nächsten rund zehn Wochen sind saisonal mit Rückenwind für Aktien ausgestattet“, analysiert Hübner. „Die Sentimentsignale haben also auch zeitlich Raum sich zu entfalten, bevor dann die üblichen ‚Sell in May‘-Fragen zu stellen sind.“

Auch am deutschen Aktienmarkt misst Sentix in der aktuellen Umfrage eine Verbesserung im strategischen Bias sowohl bei den privaten wie auch bei den institutionellen Anlegern. „Dabei ist positiv, dass die mittelfristigen Erwartungen der professionellen Anleger deutlich positiver sind als die der Privaten“, sagt Sentix-Analyst Hübner. „Statistisch ist die Veränderung zwar ebenfalls mit steigenden Preisen assoziiert, die Werte sind aber weder im Ausmaß noch nach der Trefferquote so klar positiv wie für US-Aktien.“ Hingegen sei das Saisonfenster ebenfalls positiv. Während in den meisten Ländern sich das strategische Grundvertrauen bessere, gebe es auch Ausnahmen. „Eine sehr deutliche und auch statistisch relevante ist in Italien gegeben“, stellt Hübner heraus. „Hier rauscht der strategische Bias in die Tiefe.“ Die Wochenveränderung sei zwar so deutlich negativ, dass ein gewisser konträrer Effekt nach Meinung des Sentiment-Experten auch hier zu einer Gegenbewegung der Kurse führen dürfte. „Doch über die nächsten ein bis zwei Wochen hinaus gedacht, sollten schwächere Kurse in Italien nicht überraschen.“

Gewinner Bitcoins

Einen gewissen Gegenwind dürften laut Hübner auch die Goldminen zu spüren bekommen. Denn die Stimmungslage sei blendend. Zwar verbessert sich auch der strategische Bias, so dass diese Datenlage den Charme eines bullishen Sentiment-Impulses trage. „Dennoch ist die Stimmung zu gut, um nicht als Risiko wahrgenommen zu werden“, warnt der Sentix-Mann.

Bitcoins seien die großen Gewinner der Marktunsicherheiten. Neben Gold versprühten sie den Charme eines Investments außerhalb des Bankensystems. „Sentiment und Bias steigen impulsartig“, stellt Hübner fest. „Allerdings dürfte die gute Stimmung auch bei Bitcoins die Kursdynamik kurzfristig einbremsen.“

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