Ausblick

Hat der Dax seine Schwäche­periode überwunden?

Die Analysten der DZ Bank sehen beim Dax noch keine konkrete Kehrtwende hin zum Besseren.

Hat der Dax seine Schwäche­periode überwunden?

Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

In den vergangenen drei Monaten hat der Dax eine beachtliche Erholung erreicht. Trotz des weiterhin sehr schwierigen Umfelds aus hoher Inflation, Rezessionsgefahr und Energiekrise hat sich der deutsche Leitindex um fast 10% befestigt. Gegenüber dem Hoch von Anfang des Monats hat der Dax zwar mehr als 300 Indexpunkte eingebüßt, inzwischen scheint aber auch diese Schwächeperiode schon wieder überwunden zu sein. Jedenfalls ging der Dax mit einem Plus von 0,7% ins Wochenende.

Für die Erholung sieht Sven Streibel, Analyst bei der DZ Bank, eine Reihe von Gründen. So lägen die Unternehmensergebnisse weitestgehend über den pessimistischen Erwartungen. Im Stoxx Europe 600 hätten die Quartalsgewinne im Schnitt um 5,6% die Prognosen übertroffen, in den USA gemessen am S&P 500 um 3,5%. Allerdings räumt Streibel ein, dass Energieunternehmen von der Krise enorm profitiert hätten. Exkludiere man diese aus den Quartalsergebnissen, ergebe sich in den USA sogar ein negatives Gewinnwachstum. Die insgesamt aber positiven Überraschungen hätten als Startschuss für die Rally im Oktober gedient.

Nach Einschätzung Streibels bestimmt die US-Notenbankpolitik und damit alle einflussreichen Treiber für die US-Inflation weiterhin vorrangig die Richtung am Aktienmarkt. „Dennoch lechzt der Aktienmarkt geradezu nach positiven Nachrichten“, ist er überzeugt. Dies beweise die jüngste Kursrally, nachdem die US-Notenbank sanfte Töne bei der geldpolitischen Straffung angestimmt habe und in China eine pragmatischere Coronapolitik angestrebt werde. Jede weitere glaubhafte Nachricht über eine Besserung dieser „Kapitalmarkt-Großbaustellen“ berge das Potenzial, die Aktienkurse weiter zu treiben.

Allerdings sei mit den Kursanstiegen kein neuer Anlegeroptimismus entstanden, was unter anderem die Entwicklung am Optionsmarkt belege. So sei die Nachfrage nach dreimonatigen Kursabsicherungsgeschäften in Form von Verkaufsoptionen sowohl auf den Dax als auch auf den S&P 500 im Zuge der Aktienrally relativ gestiegen. Es bestehe also weiterhin eine gewisse Vorsicht unter den Anlegern.

Die DZ Bank ist daher hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Rally skeptisch. Dieser sei zu Recht erst einmal die Luft ausgegangen. Die positiven Nachrichten bedeuteten Lichtblicke, aber noch keine konkrete Kehrtwende.

Derweil sehen die Analysten der DZ Bank den Euro als einen „Phoenix aus der Asche“. Auch wenn die jüngste Erholung fundamental klar von der US-Geldpolitik und der Rückkehr der globalen Risikofreude aufgrund der Lockerungsstory in China ge­prägt sei, scheine sie auch zu saisonalen Mustern zu passen. Statistisch gesehen sei der Dezember der erfolgreichste Kalendermonat für den Euro, hat Dorothea Huttanus, Analystin der DZ Bank, errechnet. Erklären lasse sich diese Entwicklung durch jahresendtypische Positionsschließungen. Huttanus ist skeptisch, dass der Trend des Euro gegenüber dem Dollar weiter Bestand hat. Die saisonalen Gewinnmitnahmen hätten in diesem Jahr im November und damit ungewöhnlich früh eingesetzt. Der Überhang an spekulativen Dollar-Long-Engagements sei in den vergangenen Wochen bereits massiv abgebaut worden.

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