Kaisa schlittert auf Default zu
nh Schanghai
Im Dauerspektakel rund um drohende Zahlungsausfälle auf Dollaranleihen chinesischer Immobilienentwickler richten sich die Blicke der Marktteilnehmer einmal mehr auf den Wackelkandidaten Kaisa Group Holdings. Die Bondgläubiger haben ein Umtauschangebot für einen demnächst fällig werdenden Kaisa-Dollarbond abgelehnt, mit dem sich der Bauträger mehr Luft bei der Erfüllung seiner Zahlungsverpflichtungen verschaffen wollte. Es geht um Titel über 400 Mill. Dollar mit Tilgungsdatum zum 7. Dezember, die Kaisa in eine neue Anleihe umpacken wollte. Diese wäre dann erst in 18 Monaten fällig geworden.
Mit dem gescheiterten Bondswap-Manöver erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass es Kaisa kommende Woche nicht gelingen wird, die Anleihe fristgerecht abzulösen. Damit bleibt als letzte Möglichkeit zur Abwendung eines förmlichen Zahlungsausfalls (Default) nur noch der Versuch, über direkte Verhandlungswege mit den Bondgläubigern eine Tilgungsstreckung zu erwirken. Sollte dies nicht gelingen, könnte Kaisa schon bald mit Insolvenzgerichtsbarkeiten zu tun bekommen, die im Zweifelsfall ein nach chinesischem Recht geordnetes Schuldenrestrukturierungsverfahren einleiten werden. Tatsächlich war Kaisa im Jahr 2015 nach dem damals überhaupt ersten Default eines chinesischen Immobilienentwicklers schon einmal auf dieser Schiene gelandet.
Kaisa hatte ihre Aktionäre zuletzt mehrfach davor gewarnt, dass man mit der anstehenden Tilgungssumme überfordert sein dürfte. Entsprechend reagierten die Anleger auch empfindlich auf die Nachricht vom gescheiterten Bondumtausch. An der Hongkonger Börse verlor der Titel am Freitag knapp 9% auf 0,93 HK-Dollar und markierte damit ein Allzeittief. Der Marktwert der Gesellschaft reduzierte sich auf umgerechnet lediglich 700 Mill. Euro.
Neben Kaisa wird es auch der besonders hoch überschuldete Immobilienriese China Evergrande wieder spannend machen, wenn zum Wochenbeginn die einmonatige Gnadenfrist für im November versäumte Zinskuponzahlung auf zwei Anleihen abläuft. Hier geht es um einen Betrag von gut 82 Mill. Dollar. Nachdem Evergrande in den vergangenen Monaten bereits mehrfach ihrem Kupondienst erst unmittelbar vor Ablauf der Gnadenfrist nachgekommen war, rechnen die Marktteilnehmer damit, dass der Konzern auch diesmal dem sogenannten Default-Event entkommt. Evergrande sieht sich dann allerdings Ende Dezember erneut einem Kupontermin gegenüber, für den umfangreichere Zinszahlungen über gut 255 Mill. Dollar anstehen.