Devisenhandel

LBBW sieht steigendes Gewicht der Kaufkraftparität

Die LBBW rechnet damit, dass starke nationale Preisdifferenzen langfristig verschwinden dürften. Zudem dürften neue Marktkonstellationen laut den Analysten niedrigere Wechselkursschwankungen bedingen.

LBBW sieht steigendes Gewicht der Kaufkraftparität

wbr Frankfurt – 

Nach Ansicht der Landesbank-Baden-Württemberg wird die Kaufkraftparität zu einem zunehmend relevanten Bestimmungsfaktor am Devisenmarkt. Diese Ansicht vertreten die Analysten des Finanzinstituts in einer aktuellen Studie zu Schwankungen am Devisenmarkt, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt. Die Idee der „Güterarbitrage“, die hinter der Kaufkraftparität als Wechselkurstreiber stehe, sei in Zeiten transparenterer Märkte inzwischen zur alltäglichen Realität geworden. Starke nationale Preisunterschiede würden heute schnell erkennt und ausgenutzt – was dazu führe, dass diese Differenzen langfristig verschwinden dürften. In der Folge müssen Währungen nach Einschätzung der Analysten paritätischer zueinander notieren, was gegen zunehmende Wechselkursschwankungen spreche.

Trends verflüchtigt

Insgesamt hätten sich an den Weltfinanzmärkten im laufenden Jahr neue Konstellationen ergeben. „Am Devisenmarkt haben sich diejenigen Wechselkurstrends, die noch 2020 vorherrschten, im laufenden Jahr teilweise verflüchtigt. Einher geht dies mit einer alles in allem niedrigen Volatilität“, heißt es in der LBBW-Studie.

Das Pfund Sterling erwecke den Eindruck, zu einer gewissen Stärke zurückgefunden zu haben. Tatsächlich haben die Fortschritte der britischen Impfkampagne der Währung zuletzt Auftrieb verliehen. Marktbeobachter warnen aber auch vor Rückschlägen, sobald andere Staaten den derzeitigen Vorsprung des Vereinigten Königreichs aufgeholt haben.

Franken wechselt Richtung

Derweil beobachtet die LBBW auch beim Franken einen Richtungswechsel. Dieser ist inzwischen für ein paar Euro-Cent weniger zu haben als noch Ende 2020. Ebenfalls eine andere Richtung habe der Euro eingeschlagen. So habe sich die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Greenback von ihren zwischenzeitlich erreichten Höhen oberhalb von 1,23 Dollar zunächst verabschiedet. Eine Trendumkehr sei aber nicht mit Volatilität gleichzusetzen.

Die aktuellen Entwicklungen laufen aus Sicht der LBBW und gemessen an der Vola „in sehr gesitteten Bahnen ab“. In der Vergangenheit habe es viel stärkere Schwankungen gegeben. „Das geschulte Auge muss schon sehr genau hinschauen, um hier eine gewisse Schwankungsanfälligkeit zu erkennen.“ Mit den Volatilitäten aus der Frühzeit der Corona-Pandemie seien die aktuellen Kursausschläge überhaupt nicht mehr vergleichbar.

Die LBBW stellt sich die Frage, inwiefern die Wechselkursentwicklungen der ersten Wochen des laufenden Jahres den Auftakt zu größeren Verwerfungen am Devisenmarkt in den kommenden Wochen bilden. Sie analysiert dazu Treiber von Wechselkursen wie Zinsparität oder Kaufkraftparität, Wachstumsdifferenzen zwischen Währungsräumen und Risikoneigung der Anleger.

Aktuell sehen die Fachleute im Umfeld des Devisenmarktes letztlich nur wenig Anlass, um auf eine „gehörig ansteigende Marktvola zu setzen“. Die Unterschiede im Wirtschaftsgeschehen und in der Wirtschaftspolitik zwischen den Währungsblöcken seien zu klein für Verwerfungen.

Das derzeitige Umfeld extrem expansiver Geldpolitiken lässt laut LBBW-Studie die Renditedifferenz als Einflussfaktor auf die Wechselkursbewegung in den Hintergrund treten. Ein Niedrigzinsumfeld bedinge ein Niedrig-Vola-Umfeld, so die Analysten. Die jüngst gestiegenen Renditedifferenzen zwischen den Währungsblöcken seien kein Treiber der Volatilität. Die transatlantische Renditedifferenz habe sich zwar am langen Ende der Kurve auf rund 200 Basispunkte ausgeweitet. Um die Wechselkursvola ansteigen zu lassen, müsste aber nach Einschätzung der LBBW „am kurzen Ende der Kurve Musik reinkommen“.

Was die Volatilität am Devisenmarkt treiben könnte, sind nach Meinung der LBBW geopolitische Risiken. In einem Umfeld erhöhter geopolitischer Unsicherheiten haussieren die Volas genauso wie der Franken, der Yen oder der US-Dollar. Allerdings seien solche Krisen nur äußerst schwer vorherzusagen. Zahlreiche Beobachter gehen im internationalen Handelsstreit indes davon aus, dass der Ton zwischen Washington und Peking zwar freundlicher werden dürfte, grundsätzliche Differenzen aber weiterhin bestehen werden.

In ihrem Fazit prognostiziert die LBBW einen eher ruhigen Verlauf zwischen den Major-Währungen und eine weitere gemächliche Aufwertung des Greenback. Die Anpassungen an neue Gleichgewichtskurse liefen am Devisenmarkt in geordneten Bahnen ab.