Nächste Zoll-Ausnahmen treiben Dax an
Finanzmärkte
Nächste Zoll-Ausnahmen treiben Dax an
Rüstungstitel mit neuen Höchstständen – Metro scheiden aus SDax aus
tom Frankfurt
Donald Trumps Zoll-Eskapaden sind auch am Dienstag das marktbeherrschende Thema geblieben. Nachdem der US-Präsident neue Ausnahmen, dieses Mal für Autobauer, ankündigte, zog der deutsche Leitindex um 1,4% auf 21.254 Zähler an und übersprang damit auch die runde Marke von 21.000 Punkten. Bereits am Montag hatte das Börsenbarometer fast 3% zugelegt und damit die jüngsten Verluste nach Trumps-Zoll-Ankündigungen weiter reduziert. Seit Jahresbeginn steht nun wieder ein Plus von immerhin 6,6% unter dem Strich. Bei seinem Allzeithoch im März hatte der Dax bereits ein Plus von 17,5% in diesem Jahr erreicht.
Dass an den Märkten nicht nur eitel Sonnenschein herrscht, zeigte am Dienstag das ZEW-Barometer, das im April wie ein Stein gefallen ist. Mit Blick auf die Konjunkturaussichten in den kommenden sechs Monaten brach der Index um 65,6 Punkte auf minus 14,0 Zähler ein. Das war laut den Forschern der stärkste Rückgang der Erwartungen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Jahr 2022. Die Lage an den Aktienmärkten bleibt damit trotz der jüngsten Aufschläge fragil und die Unsicherheit hoch. Zuletzt witterten Investoren dank verschiedener Ausnahmen und einem Zurückrudern Trumps bei seiner Zoll-Politik wieder etwas Morgenluft. Nun stellte der US-Präsident Autobauern zumindest zeitweise geltende Ausnahmen von den weitreichenden Zöllen in Aussicht. Die Firmen bräuchten etwas mehr Zeit, um ihre Lieferketten auf eine Teile-Produktion in den USA umzustellen, hieß es zur Begründung.
Auto-Titel ziehen an
Wenig überraschend zählten dann auch die Aktien der Autobauer zu den Tagesgewinnern. Die Titel von BMW, Mercedes und Volkswagen zogen zeitweise um über 2% an. Auch die Papiere des Autozulieferers Continental legten am Dienstag deutlich zu. Dagegen verbuchten die Anteile des Sportwagenbauers Porsche AG Abschläge.
Neben den zuletzt stark gebeutelten Auto-Titeln war am Dienstag auch wieder die prosperierende Rüstungsbranche gefragt: Im Dax markierten Rheinmetall ein weiteres Rekordhoch und kletterten zuletzt um über 3%. Deutschlands größter Rüstungskonzern kündigte an, das Kampfmittelbergungsunternehmen Stascheit zu übernehmen. Im MDax erreichten auch die Titel des Panzergetriebeherstellers Renk einen weiteren Höchststand und verbesserten sich zeitweise um über 8%. Auch die Aktie des Rüstungselektronik-Spezialisten Hensoldt legte dank der Aussicht auf florierende Geschäfte wegen der militärischen Aufrüstung in vielen Ländern weiter zu. Im MDax konnten Carl Zeiss Meditec mit den Zahlen für das zweite Geschäftsquartal überzeugen. Bessere Geschäfte im schwierigen chinesischen Markt und eine Übernahme hatten den Medizintechnikanbieter angetrieben. Die Jahresziele wurden bestätigt. Die Aktie legte daraufhin zeitweise um über 4% zu.
Im SDax ersetzt die Aktie des Energieinfrastruktur-Spezialisten Friedrich Vorwerk zum 17. April die Papiere des Großhandelskonzerns Metro. Metro wird im Zuge der Übernahme durch EP Global Commerce nicht mehr an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden.
Kursrutsch bei LVMH
Die Salzgitter-Papiere setzten ihre jüngste Talfahrt nach den beendeten Übernahmegesprächen mit Finanzinvestoren fort und büßten am SDax-Ende zeitweise knapp 8% ein. Die Investmentbank Oddo BHF stufte die Aktie des Stahlkonzerns auf „Underperform“ ab und begründete dies mit dem Hinweis, dass sie ohne die Übernahmefantasie zu hoch bewertet sei.
In Paris sorgte ein enttäuschender Geschäftsbericht des französischen Luxuskonzerns LVMH für einen Kursrutsch. Der Umsatz sank im ersten Quartal um 3% auf 20,3 Mrd. Euro, während Analysten mit einem Wachstum um 2% gerechnet hatten. Die Aktie des weltgrößten Luxuskonzerns rutschte daraufhin um fast 7% ab und war damit so billig wie seit Anfang 2021 nicht mehr.
Die aktuelle Verunsicherung der Anleger spiegelte sich auch im weiteren Anstieg beim Goldpreis wider. Das in Krisenzeiten als sicherer Hafen angesehene Edelmetall verteuerte sich um ein halbes Prozent auf 3.223 Dollar je Feinunze und lag damit nur knapp unter seinem jüngsten Allzeithoch. Aus den Depots flogen dagegen erneut US-Staatsanleihen und der Dollar.