Neue Sturmwarnung bei Chinas Immobilien-Bonds
nh Schanghai
Mit der wachsenden Sorge um eine Wiedereinführung von Lockdown-Maßnahmen in Chinas Großstädten geraten auch die Dollar-Anleihen führender Immobilienentwickler aus der Volksrepublik unter heftigen Abgabedruck. Seit Wochenbeginn stehen insbesondere die Papiere der beiden größten Bauträger des Landes, Country Garden Holdings und China Vanke Co., im Fokus der Märkte.
Im Gegensatz zu hoffnungslos überschuldeten Branchenemittenten wie China Evergrande, Sunac oder Kaisa, die in diesem Jahr bereits mit Zahlungsausfällen (Default) auf ihre Dollartitel vorstellig geworden sind, handelt es sich bei Country Garden und Vanke nicht um unmittelbare Default-Kandidaten oder potenzielle Restrukturierungsfälle. Allerdings hat sich in den vergangenen Monaten gezeigt, dass auch relativ solide eingeschätzte große Bauträger wie Greenland Holdings und Shimao Group quasi über Nacht zu Problemfällen werden können.
Andauernde Misere
Am Dienstag rutschten die Notierungen der Dollarbonds von Country Garden und Vanke um weitere 2 Cent zum Dollar ab. Parallel dazu stehen Junkbond-Emittenten aus der Immobilienbranche weiter unter Druck. Der von Bloomberg ermittelte China High Yield Dollar Bond Index hat seit mittlerweile sechs Wochen keinen Anstieg mehr verzeichnet. Das Barometer wird wesentlich von der Entwicklung bei den Immobilienkonzernen, die mit Abstand die größte Emittenten-Gruppe für im Hongkonger Offshoremarkt begebene chinesischen Dollarbonds bilden, bestimmt.
Analysten führen die weiter eingetrübte Marktstimmung vor allem auf die latente Gefahr weiterer Corona-Restriktionen in China zurück. Der harte Lockdown in Schanghai und anderen Gebieten hat zu wirtschaftlichen Verwerfungen und Störungen des Konsumklimas geführt und damit auch stark auf die Verkaufsaktivität der Bauträger abgefärbt. Bei den 100 größten Immobilienentwicklern des Landes sind die für ihre laufende Refinanzierung eminent wichtigen Wohnungsverkäufe in der ersten Jahreshälfte um 50% gegenüber der Vorjahresperiode gesunken.
Das weitgehend zahlungsunfähige und in einem aufwendigen Schuldenrestrukturierungsverfahren steckende „Enfant terrible“ der Branche, Evergrande Group, steht vor neuen Problemen, die nun erstmals auch heimische Bondgläubiger leer ausgehen lassen könnten. Evergrande ist es nicht gelungen, für eine im Onshore-Markt begebene Yuan-Anleihe mit Put-Option eine Fristverlängerung gegenüber den Investoren durchzusetzen. Damit droht nach spektakulären Defaults auf Evergrandes Dollarbonds nun auch der erste Ausfall auf eine in der Heimatwährung denominierte Anleihe. Dies könnte Anleger dazu bewegen, auch gegenüber anderen Bauträgern, die in Verhandlungen zu Tilgungsstreckungen auf Onshore-Bonds stehen, härter aufzutreten.