Märkte am Mittag

Neuer Zoll-Optimismus gibt Dax Rückenwind

Nach den jüngsten Abschlägen konnte sich der deutsche Leitindex am Dienstag wieder erholen. Der neue Zoll-Optimismus gab besonders Auto-Titeln Rückenwind.

Neuer Zoll-Optimismus gibt Dax Rückenwind

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Neuer Zoll-Optimismus gibt Dax Rückenwind

Der Dax hat seine jüngste Abwärtsbewegung am Dienstag zunächst beendet. Einmal mehr macht sich dabei unter den Anlegern etwas Hoffnung auf eine vorsichtigere Zollpolitik des designierten US-Präsidenten Donald Trump breit. Etwas Rückenwind kam auch aus New York, wo sich die Börsen am Vorabend quasi auf ihrem Tageshoch aus dem Handel verabschiedet hatten und die Indikationen am Dienstag nochmals positiv ausfallen.

Der Dax stand gegen Mittag auf seinem bisherigen Tageshoch mit 0,8% im Plus bei 20.296 Punkten. Er knüpfte damit an seine Erholung an, die am Vortag schon eingesetzt hatte nach einer frühen Annäherung an die Marke von 20.000 Punkten. Damit dürfen die Anleger auch weiter auf den bisherigen Rekord von Mitte Dezember bei knapp 20.523 Punkten schielen.

Der auch 2025 wieder schwächer als der Dax gestartete MDax konnte sich am Dienstag noch etwas deutlicher um 1,2% auf 25.337 Punkte erholen. Für den Euro Stoxx 50 ging es um etwa 1% nach oben.

Trump vor Amtsantritt

Nachdem der Dax seit seinem Vorwochenhoch um mehr als 2% gefallen war, heißt es, dass wieder erste Schnäppchenjäger an den Markt zurückgekehrt sind. Vorerst entscheidend bleiben aber wohl die Zins- und Inflationsperspektiven, gepaart mit den ersten Schritten von Trump, sobald er in der kommenden Woche das Amt des US-Präsidenten übernimmt.

Am Dienstag gab es einen Kreise-Bericht, wonach ein Berater-Team von Trump über eine langsame und schrittweise Erhöhung der Zölle nachdenken soll, um damit die Verhandlungsposition zu stärken und gleichzeitig einem Anstieg der Inflation entgegenzuwirken. „Diese Vorgehensweise wäre zumindest weniger konfrontativ im Vergleich zu den Drohungen während des Wahlkampfs“, kommentierte der LBBW-Experte Sandro Pannagl. „Ob Trump am Ende aber auf seine Berater hören wird, steht auf einem anderen Blatt“, mahnte er zur Vorsicht.

In den Fokus der Anleger rückt nun zunehmend der am Mittwoch anstehende US-Inflationsbericht, um das weitere Vorgehen der US-Notenbank besser abschätzen zu können. Einen Vorgeschmack könnten im Tagesverlauf die US-Erzeugerpreise liefern. Sie dürften im Dezember stärker gestiegen sein und Ökonomen zufolge um 3,4% im Vergleich zum Vorjahresmonat zugelegt haben. Wegen der anhaltenden Inflationsgefahr hat die US-Notenbank weniger Zinssenkungen im laufenden Jahr signalisiert. 

Auto-Werte gefragt

Bei den Einzelwerten trieb ein Großauftrag von Amazon Daimler Truck in der Spitze um 2,8% an. Der US-Onlinehändler bestellt nach eigenen Angaben 200 schwere Elektro-Lkw vom Typ Mercedes-Benz eActros 600. Dies sei der bislang größte Auftrag für Elektro-Lkw in der Firmengeschichte des Nutzfahrzeugherstellers. Gefragt waren am Dienstag aber auch andere Automobilaktien. Von der Porsche AG über Continental bis Volkswagen gab es Kursgewinne, die teilweise mehr als 1% groß waren. Dabei sahen die Anleger im Falle von Mercedes-Benz über eine Analystenabstufung durch Goldman Sachs hinweg. Die US-Bank empfahl auch die VW-Holding Porsche SE zum Verkauf, was hier den auf Vortagsniveau liegenden Kurs etwas hemmte.

Generell blieben Analysteneinschätzungen ein wichtiges Thema. Gutes Feedback erhielt CTS Eventim in einer Erstbewertung der UBS, wie ein Anstieg der im MDax enthaltenen Aktien um fast 5% zeigte. „Die Show kann weitergehen“, titelte Analyst Olivier Calvet in seiner Kaufempfehlung für den Eventveranstalter und Tickethändler wegen weiterhin begehrter Veranstaltungen.

Delivery Hero ziehen an

Um mehr als 4% nach oben ging es im MDax für Delivery Hero. Hier zog der J.P. Morgan-Analyst Marcus Diebel ein positives Fazit von einem Gespräch mit dem Vorstandschef Niklas Östberg über die derzeitigen Trends bei dem Essenslieferanten. Die Botschaften seien in jeglicher Hinsicht ermutigend gewesen, argumentierte er. Sie stützten seine Einschätzung, dass die Papiere beträchtliches Aufwärtspotenzial hätten.

Bei Beiersdorf dagegen wirkte sich eine Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank nach den Kursverlusten der vergangenen Tage nochmals belastend aus. Mit fast 1% Minus waren sie der zweitgrößte Dax-Verlierer hinter Symrise, die ihre Talfahrt mit einem Tief seit Anfang März fortsetzten. Analyst Tom Sykes begründete seinen Schritt bei Beiersdorf mit Gegenwind auf dem eingeschlagenen Weg, die Markenbilder aufzuwerten.

Immobilien-Titel unter Druck

Kursverluste gab es dagegen im Immobilienbereich, wo auch ein Analyst eine Rolle spielte. Die Bank of America hatte Grand City Properties auf ein negatives Votum abgestuft, was den Kurs des SDax -Mitglieds mit 2% belastete. In der Branche lagen viele deutsche Werte im Minus, dies allerdings weniger stark.

In London standen nach Zahlen von Ocado und JD Sports britische Einzelhändler im Fokus. Der Online-Lebensmittelhändler Ocado machte einen Sprung von mehr als 10% nach oben, nachdem sich das Umsatzwachstum zuletzt beschleunigt hat. Ocado Retail, ein Joint Venture von der Ocado Group und Marks & Spencer, habe zudem in der Weihnachtszeit den bislang höchsten Umsatz erzielt.

Dagegen schickte die Senkung der Gewinnprognose den britischen Sportbekleidungshändler JD Sports auf Talfahrt. Die Aktie stürzte in London um bis zu 13% auf den niedrigsten Stand seit April 2020. „JD weigert sich, sich an wahllosen Preissenkungen zu beteiligen und hat seine Marge bewahrt“, kommentierten die Analysten von Peel Hunt. 

Euro erholt sich etwas

Der neue Zoll-Optimismus stützte den unter Druck geratenen Euro. Die Gemeinschaftswährung zog um bis zu 0,3% auf 1,0277 Dollar an. Auch der Anleihemarkt erholte sich zunächst leicht. Im Gegenzug zogen sich die Renditen von Anleihen der Euro-Zone von ihren Mehrmonatshochs zurück. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe, der Benchmark für die Euro-Zone, fiel um einen halben Basispunkt auf 2,586%.