Unternehmensanleihen

Positive Aussichten für Firmenbonds

Nach dem deutlichen Preisrückgang im vorigen Jahr bieten Unternehmensanleihen laut dem Investmentmanager Muzinich nun einen attraktiven Carry. Dabei seien kurzlaufende Strategien vielversprechend.

Positive Aussichten für Firmenbonds

kjo Frankfurt

Angesichts signifikanter Veränderungen im vorigen Jahr bieten die Unternehmensanleihenmärkte nach Ansicht des Corporate-Credit-Spezialisten Muzinich jetzt einen attraktiven laufenden Ertrag (Carry). Die Aussichten bezüglich der Überschussrenditen im Jahr 2023 fielen zudem positiv aus. „Investitionen in Qualitätskredite bieten überzeugende Risiko-Ertrags-Charakteristika und scheinen sowohl im Investment-Grade- als auch im High-Yield-Bereich eine umsichtige Anlage zu sein“, kommentiert Erick Muller, Direktor für Produkt- und Investmentstrategie bei Muzinich. Während sich das Jahr 2022 auf die Fundamentaldaten ausgewirkt habe, sei die Preisentwicklung für die Bewertungen äußerst vorteilhaft gewesen, und die Investitionslandschaft des Jahres 2023 habe sich völlig verändert.

Angesichts des unsicheren Makro-Umfeldes und der wachsenden Rezessionsrisiken be­vor­zugt Muzinich defensive Sektoren wie Telekommunikation und Gesundheitswesen. Bei zyklischen Titeln gehe der Investmentmanager dagegen selektiv vor und meide Sektoren, die mit diskretionärem Konsum oder Immobilien verbunden seien. „Letztere könnten bald aber auch ausgewählte Chancen bieten, weil die Verbesserung der Bilanzstrukturen zur Priorität wird“, heißt es weiter.

In Bezug auf die Duration, also die Kapitalbindungsdauer, hält Muzinich kurzlaufende Strategien für attraktiv. „Sie bieten weniger Volatilität, Zugang zu attraktiven Kreditmarktbewertungen und eine höhere Gesamtrendite“, führen die Anleihespezialisten aus. Es werde die Zeit kommen, die Duration zu verlängern, jedoch seien überzeugendere Anzeichen für eine Verlangsamung der Inflation abzuwarten, bevor Investoren die Risikomischung zwischen Kredit und Duration ändern sollten. Eine solche Verlangsamung sei 2023 eine geldpolitische Priorität. Die Regionen, in denen sich die Inflation dem Zielwert am schnellsten annähere, würden makroökonomische Vorteile zuerst zu spüren bekommen und wohl internationale Kapitalströme anziehen.

Diversifikation sinnvoll

Ein zwischen den USA und Europa diversifiziertes Portfolio sei wahrscheinlich sinnvoll, denn in beiden Regionen bestünden Risiken. „Die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft, die sich in der hohen Beschäftigung zeigt, könnte zu einem geldpolitischen Fehler und einer un­er­wartet starken makroökonomischen Abschwächung führen“, betonen die Muzinich-Strategen. In Europa dürften die hohen Energiepreise sowohl angebotsseitige Probleme als auch den Kaufkraftverlust verlängern.

Die Herausforderung für die Schwellenländer wiederum bestehe darin, die Inlandsnachfrage zu entfesseln, um die geringeren Exporte auszugleichen. China stehe vor zwei Herausforderungen. „Erstens dürften die schrittweisen, aber bedeutenden Änderungen der Zero-Covid-Politik zur wirtschaftlichen Erholung beitragen“, führen die Muzinich-Analysten aus. Der Investmentmanager erwartet, dass das reale Bruttoinlandsprodukt von 2,5% im Jahr 2022 auf rund 4% im laufenden Jahr steigt. „Kurzfristig könnte die Lockerung der Covid-Beschränkungen jedoch mit steigenden Fallzahlen einhergehen und das Verbrauchervertrauen be­ein­trächtigen“, heißt es.