JSA24CEO der CME Group im Interview

Terminbörsenchef Duffy warnt vor Problemen im Treasury-Markt

Terrence Duffy rechnet mit einer erhöhten Volatilität an den Anleihemärkten. Neben der ausufernden Staatsverschuldung der USA gefährde auch das Wachstum von Bitcoin die Vormachtstellung von Treasuries.

Terminbörsenchef Duffy warnt vor Problemen im Treasury-Markt

Den Chef der weltgrößten Terminbörse treiben Sorgen um die US-Fiskalstabilität um. „Wenn irgendjemand vor zehn Jahren vorhergesagt hätte, dass sich die nationale Verschuldung der USA irgendwann auf 36 Bill. Dollar ausweiten würde, hätte man denjenigen für verrückt erklärt“, sagt Terrence Duffy, Chairman und CEO der CME Group im Interview der Börsen-Zeitung. Die Regierung in Washington müsse sich künftig allerdings noch mehr Mittel beschaffen, um das Land effizient führen zu können. Doch werde es zunehmend schwieriger, Investoren zu finden, die zur Finanzierung des Defizits begebene Treasuries kaufen wollten.

„Das liegt auch daran, dass wir einen zunehmend härteren Wettbewerb zwischen den Emittenten am Staatsanleihemarkt sehen werden“, prognostiziert Duffy. Länder aus anderen Weltregionen strebten schließlich ebenfalls nach Finanzierungen, um sich aus ökonomischen Schwächephasen freizuschwimmen. Daher stünden die Spreads zwischen Treasuries und Renditen in Europa oder anderen globalen Märkten genau im Fokus – das US-Finanzministerium müsse darauf achten, zunehmend risikobewussten Investoren noch ausreichend hohe Erträge zu bieten.

Hartnäckige Inflation erschwert Zinssenkungen

Für die Federal Reserve werde es in diesem Umfeld schwierig, die Geldpolitik noch weiter zu lockern. „Die Inflation hält sich in den Vereinigten Staaten sehr hartnäckig, insbesondere bei Lebensmitteln und Basiskonsumgütern“, betont Duffy. Viel hänge nun von den ersten zwei oder drei Quartalen des neuen Jahres ab. Wenn die Trump-Administration ihre Strafzölle tatsächlich wie geplant umsetzen sollte, werde dies die inländische Inflation in den USA kurzfristig antreiben. „Zinssenkungen sind in diesem Umfeld schwierig vorstellbar“, sagt der CME-Chef.

Die Märkte preisten aktuell ein, dass der Zinssatz auf Übernachtkredite der Fed auf 3,5% sinken werde. „Der Offenmarktausschuss müsste aber schon sehr aggressiv vorgehen, um dieses Ziel zu erreichen“, gibt Duffy zu bedenken. Überdies könnten selbst kleine Bewegungen entlang der Zinskurve große Auswirkungen auf die Bilanzen von US-Unternehmen haben. Im kommenden Jahr werde eine Masse an Unternehmensanleihen fällig – die Refinanzierung werde zu den noch immer erhöhten Zinsniveaus eine Herausforderung. „Angesichts dieser Risiken glaube ich, dass es am Markt für Zinsfutures sehr lebhaft zugehen sollte“, sagt Duffy.

Bitcoin als Konkurrenz für Treasuries

Eine neuerliche geldpolitische Lockerung werde auch durch das „unglaubliche“ Wachstum des Kryptomarkts erschwert. Der alleinige Fokus vieler Marktteilnehmer auf die Kursentwicklung von Bitcoin sei dabei ein Fehler. „Dieses ziemlich junge Asset ist stark angebotslimitiert und trifft auf gewaltige Nachfrage, genauso wie Gold.“ Das bringe Herausforderungen für den US-Anleihemarkt mit sich. „Schließlich könnte sich dieses digitale Gold zu einem Safe-Haven-Asset entwickeln und damit in Konkurrenz zu Treasuries treten“, sagt Duffy.