Kryptowährungen

US-Zinsdebatte verstärkt Druck auf Bitcoin

Die Digitalwährung Bitcoin macht eine Phase extremer Volatilität durch. Nach Ansicht der DZ Bank verlieren durch die US-Zinsdebatte wichtige Argumente von Kryptobefürwortern an Schlagkraft.

US-Zinsdebatte verstärkt Druck auf Bitcoin

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Die Digitalwährung Bitcoin macht selbst für ihre Verhältnisse eine Phase extremer Volatilität durch. Ausgelöst hat die jüngsten Schwankungen Tesla-Chef Elon Musk: In den ersten Jahresmonaten noch der prominenteste Befürworter von Bitcoin, hat er sich Anfang Mai aufgrund von Nachhaltigkeitsbedenken von der Cyberdevise abgewandt. Nachdem Bitcoin zwischen April und Mai ausgehend von einem Rekordhoch von fast 65000 Dollar mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren und andere Kryptowährungen wie Ether mit in die Tiefe gezogen hatte, zeigte sie in den vergangenen Wochen auch ihr Potenzial zu zweistelligen prozentualen Erholungen innerhalb einzelner Handelstage. Zugleich bleibt sie anfällig für heftige Rückschläge, am Dienstag der abgelaufenen Woche rutschte der Kurs erstmals seit Januar unter die Marke von 30000 Dollar.

Langfristig lohnenswert

„Dem Ruf als riskante Anlage wird die Kryptowährung damit erneut gerecht“, heißt es in einer aktuellen Studie der DZBank zu Bitcoin. Dies betonten auch prominente Investoren, politisch Verantwortliche und Zentralbanker wie EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta wiederholt. Zumindest für langfristig orientierte Investoren habe sich das Engagement aber weiterhin eindeutig gelohnt – tatsächlich lag der Kurs am Freitag fast 270% über dem vor einem Jahr erreichten Niveau.

Allerdings sorgt die Zinsdebatte in den USA laut DZBank für Druck auf Bitcoin. Die Federal Reserve hatte die Marktteilnehmer zuletzt verunsichert, indem sie für einen früheren Zeitpunkt als zuvor angenommen Zinserhöhungen in Aussicht gestellt hatte, sollte der Preisdruck anhaltend hoch bleiben. Die Furcht vor einer restriktiveren Geldpolitik erscheine angesichts der jüngsten Äußerungen von Fed-Chef Powell, wonach vorerst noch nicht einmal eine Reduzierung der Anleiheankäufe anstehe, vielleicht etwas übertrieben, kommentieren die Analysten. Zumindest aber dürften die Äußerungen als Signal dahingehend gewertet werden, dass bei traditionellen Währungen künftig wieder nennenswerte Renditen zu erzielen seien. „Außerdem scheint die Geldentwertung damit nicht gänzlich aus dem Blickfeld der weltweit bedeutendsten Notenbanken verschwunden zu sein, so dass diese früher oder später eine prominentere Rolle bei geldpolitischen Entscheidungen zu­rückerlangen sollte“, heißt es bei der DZBank. In der Konsequenz verliere ein zentrales Argument der Bitcoin-Befürworter, wonach Euro, Dollar und andere Industrieländerdevisen im Gegensatz zu Bitcoin keinen Schutz vor Inflation böten, tendenziell an Schlagkraft.

Dass die Anleger angesichts eines möglichen Taper Tantrums am Bondmarkt und wieder steigender Coronasorgen aufgrund der wachsenden Verbreitung der Delta-Variante inzwischen risikoaverser eingestellt seien, mache Bitcoin ebenfalls zu schaffen.

Stress aus der Volksrepublik

Für bedeutenden Druck am Kryptomarkt hat auch die chinesische Führung gesorgt. Während Kryptobörsen schon seit Jahren vom Festland der Volksrepublik verbannt sind, kündigte die People’s Bank of China mitten im Mai-Kursverfall ein striktes Vorgehen gegen Mining an. Anfang der alten Börsenwoche schärfte die Notenbank inländischen Finanzinstituten und Zahlungsdienstleistern zudem ein, dass diese keine mit dem Handel von Cyberdevisen verbundenen Dienstleistungen mehr anbieten dürften. „Einstige Hoffnungen, China könne sich langfristig als globales Rückgrat für Bit­coin entwickeln, bekommen demnach immer tiefere Risse – und das zu Recht“, kommentieren die Analysten der DZBank. Schließlich habe Peking wohl kein Interesse am Bestehen einer globalen Währung, deren Kapitalströme schwer zu kontrollieren und zu unterbinden seien.