Märkte am Mittag

Wahlen lassen Aktienmärkte kalt

Am ersten Handelstag im September kommt der Dax nicht so recht in Fahrt. Rückenwind gibt es für einen Telekomkonzern und einen Internetportal-Betreiber.

Wahlen lassen Aktienmärkte kalt

Märkte am Mittag

Wahlen lassen Aktienmärkte kalt

Der Dax hat am Montag etwas geschwächelt. Um die Mittagszeit notierte der deutsche Leitindex 0,2% im Minus bei 18.867 Punkten. Damit blieb er unterhalb seines Rekordhochs bei 18.970 Punkten vom Freitag, an dem er sich letztlich auch schon lethargisch präsentiert hatte. Für die vergangene Woche und den gesamten, turbulenten August stehen indes Gewinne zu Buche. Der MDax verlor am Montag 0,6% auf 25.548 Punkte. Der Euro Stoxx 50 sank um 0,2%.

Da in den USA feiertagsbedingt kein Handel stattfindet, fehlt ein wichtiger Impulsgeber. Die asiatischen Indizes fanden nach durchwachsenen Wirtschaftsdaten aus China keine gemeinsame Richtung. Auch der Ausgang der Landtagswahlen in Ostdeutschland scheint erst einmal keine große Belastung für Dax & Co zu sein. Dieser sei „schwierig, aber nicht dramatisch“, kommentierte Experte Greg Fuzesi von der US-Bank J.P. Morgan. Der AfD-Sieg in Thüringen und der zweite Platz in Sachsen stellten der Bundes-Ampel zwar ein schlechtes Zeugnis aus. Entsprechend sei das Abscheiden von SPD, Grünen und FDP. Dies dürfte jedoch keinen unmittelbaren Einfluss auf ihre Bundespolitik haben, so Fuzesi. Zudem dürfte die AfD von Regierungsbildungen ausgeschlossen sein, weil andere Parteien sich Koalitionen verweigerten.

Kein gutes Signal

Allerdings dürften die schon bestehenden Spannungen innerhalb der Bundesregierung nun zunehmen, auch wenn der Wahlausgang keine Überraschung sei, warnte Carsten Brzeski von der niederländischen Bank ING. Neben dem AfD-Erfolg betonte er das starke Abschneiden des linkspopulistischen BSW von Sahra Wagenknecht. „Insgesamt wird das politische Umfeld zunehmend von den Rändern des Parteienspektrums dominiert. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für Frankreich. Für internationale Investoren ist das kein gutes Signal“, sagte Joachim Schallmayer, Chefstratege bei der DekaBank. Laut Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets könnte es für den Dax „schwer werden, die Marke von 19.000 Punkten bereits in dieser Woche nachhaltig zu knacken“ - auch da der September saisonal ein schwieriger Monat sei. Doch „der Aufwärtstrend bleibt intakt und investierte Anleger weiter bei der Stange“, so seine Prognose.

Wichtiger als die deutsche Wirtschaft bleibt für die global aufgestellten Dax-Unternehmen Analysten zufolge die Entwicklung der globalen Konjunktur. Deswegen warten die Anleger mit Spannung unter anderem auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag, der Hinweise auf mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank Fed geben könnte. „Fed-Vertreter haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die Entwicklung am Arbeitsmarkt entscheidend für die Zinspolitik ist“, schrieben die Experten der Helaba. Nach den jüngsten Konjunkturdaten und Aussagen der Währungshüter gilt eine geldpolitische Lockerung in den USA im September als mehr oder weniger ausgemacht.

Telekom im Aufwind

Im Dax zählte Bayer-Titel am Montag mit plus 0,4% zu den besseren Werten. Der Agrarchemie- und Pharmakonzern strebt für sein Nierenmedikament Kerendia auch eine Zulassung zur Behandlung von Herzinsuffizienz an. Detaillierte Studienergebnisse seien solide genug für eine Zulassung und signalisierten Wettbewerbsfähigkeit, kommentierte Analyst James Quigley von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Ähnlich sieht das Jo Walton von der UBS.

Die Aktien der Deutsche Telekom stiegen um 0,9% - zeitweise erreichten die Aktien ein Hoch seit dem Jahr 2001. Ottavio Adorisio vom US-Analysehaus Bernstein Research verwies darauf, dass die Bonner seit Jahresbeginn inzwischen zu den Favoriten der Anleger im Dax gehörten. Die Risiken ließen nach, der Wachstumsausblick sei gesund und es seien Kurstreiber in Sicht.

Scout24 legen zu

An der MDax-Spitze beschleunigten die Aktien von Scout24 mit plus 3,3% ihren Erholungstrend. Dem Internetportal-Betreiber halfen positive Branchennachrichten. Die zu Rupert Murdochs Medienimperium gehörende Rea Group erwägt ein 5,8 Mrd. Dollar schweres Übernahmeangebot für das britische Immobilienportal Rightmove, um ein globales digitales Immobilienunternehmen zu schaffen.

Die Papiere von Thyssenkrupp gewannen 0,8%, blieben damit aber in der Handelsspanne der vergangenen zwei Wochen. Bei dem Industriekonzern steht weiter die angeschlagene Stahlsparte im Fokus. Ein Händler verwies auf einen Pressebericht, wonach der zurückgetretene Aufsichtsratschef des Bereichs, Sigmar Gabriel, eine stärkere Einbeziehung des Investors Daniel Kretinsky als förderlich bezeichnet habe. Jüngst hatten mehrere Vorstände und Aufsichtsratsmitglieder ihre Rücktritte eingereicht, die Lage scheint verfahren.

In Paris kamen die uneinheitlichen Studienergebnisse zum neuen Multiple-Sklerose-Medikament von Sanofi bei den Anlegern insgesamt gut an. Die Papiere des Pharmakonzerns rückten um rund 2% vor und waren damit die größten Gewinner im Pariser Leitindex Cac 40. Das Präparat Tolebrutinib habe das Hauptziel von zwei klinischen Studien der entscheidenden Phase 3 zur Behandlung schubförmiger Formen der Multiplen Sklerose (MS) verfehlt, teilte Sanofi mit. In einer weiteren Phase-3-Studie habe Tolebrutinib dagegen das Hauptziel der Behandlung einer progressiven, sich stetig verschlechternden Form von MS erreicht. „Uneinheitliche Studienergebnisse stehen Blockbuster-Verkäufen oft nicht im Weg“, schrieben die Experten der US-Investmentbank Jefferies.