Bank of England verteuert Kredite
hip London
Die Bank of England hat den Leitzins auf den höchsten Stand seit 14 Jahren erhöht, um der nach wie vor zweistelligen Inflation Paroli zu bieten. Wie die Notenbank mitteilte, wurde er um 25 Basispunkte auf 4,25% nach oben genommen. Es war die elfte Zinserhöhung in Folge. Dabei machten die Geldpolitiker klar, dass für sie die Inflationsbekämpfung im Vordergrund steht. „Die Aufgabe des geldpolitischen Komitees (Monetary Policy Committee, MPC) war klar: Das Inflationsziel gilt zu jeder Zeit, was den Primat der Preisstabilität im geldpolitischen Rahmen Großbritanniens widerspiegelt“, hieß es im Protokoll der Sitzung. Das Inflationsziel der Notenbank liegt bei 2,0%. Die Teuerungsrate bewegt sich seit Monaten auf zweistelligem Niveau. Im Februar stieg sie auf 10,4 %. Die Treiber waren dabei nicht die Energiepreise, deren Anstieg mit dem Krieg in der Ukraine erklärt werden kann, sondern Lebensmittel und der Besuch von Restaurants und Cafés – also Orten, die Lebensmittel zubereiten. Man rechne nicht mehr unmittelbar mit einer Rezession, hieß es. Notenbankchef Andrew Bailey, der den Briten im vergangenen Herbst eine ungewöhnlich lange Rezession prophezeite, sagte, er sei „ein bisschen optimistischer“ geworden.
Die Notenbank trete mit ihrer Entscheidung in die Fußstapfen der Federal Reserve und demonstriere, dass sie sich mehr auf die Inflation als auf Finanzstabilitätsrisiken konzentriere, sagte Jessica Hinds, Director bei Fitch Ratings. „Während das MPC erklärte, dass ein weiteres Anziehen der Zügel von Belegen für hartnäckigeren Inflationsdruck abhängt, glauben wir, dass die Inflation bei Dienstleistungen wegen des engen Arbeitsmarkts zu beharrlich sein wird, um der Bank of England die Zuversicht zu geben, genug getan zu haben.“ Steigende Zinsen hatten zu sinkenden Kursen von Staatsanleihen geführt. Die kalifornische Silicon Valley Bank kollabierte, weil das Institut die Verluste in seinem Anleiheportfolio realisieren musste, nachdem zu viele Kunden ihr Geld abziehen wollten.
„Erstaunlich klar“
Die DWS-Volkswirtin Katrin Löhken nannte die Entscheidung mit Blick auf die jüngsten Sorgen um die Finanzstabilität „erstaunlich klar“. Sie war mit 7:2 Stimmen gefallen. Swati Dhingra und Silvana Tenreyro hätten den Leitzins lieber bei 4,0 % belassen. Man habe sich vom Finanzstabilitätskomitee (FPC) der Notenbank über die jüngsten Entwicklungen in der Branche weltweit informieren lassen, hieß es im Protokoll der MPC-Sitzung. „Nach dem Urteil des FPC verfügt das britische Bankensystem weiterhin über eine robuste Kapital- und eine starke Liquiditätsausstattung und ist gut positioniert, um die Wirtschaft in einer breiten Spanne von wirtschaftlichen Szenarien weiter zu unterstützen, auch in einer Phase höherer Zinsen.“ Das FPC griff in der Vergangenheit allerdings wiederholt daneben. Es wollte in den LDI-Strategien (Liability-Driven Investment) von Pensionsfonds, die im vergangenen Herbst implodierten, keine Gefahr erkennen, als noch Zeit zum Eingreifen gewesen wäre. Es sah weder die Krise bei den US-Regionalbanken noch die Probleme bei Credit Suisse voraus.
Die nächste MPC-Sitzung findet am 11. Mai statt. Am Markt wird derzeit eine Wahrscheinlichkeit von 70 % für einen weiteren Zinsschritt von 25 Basispunkten eingepreist. Die Notenbank schmolz den seit der Finanzkrise zur Ankurbelung der Konjunktur zusammengekauften Anleihenberg weiter ab. „Das Quantitative Tightening (QT) läuft im Hintergrund weiter“, schrieb Daniel Mahoney, der für Großbritannien zuständige Volkswirt von Handelsbanken. Der nächste Fälligkeitstermin im Portfolio sei erst im Juli. Demnach habe die Notenbank aktiv Anleihen verkauft. Nachdem QT im MPC-Protokoll nicht erwähnt worden sei, sei davon auszugehen, dass der Abverkauf wie geplant weitergehe. Das entspreche einem Volumen von 20 Mrd. Pfund bis Juli. Nach seiner Rechnung entsprechen die Auswirkungen von QT bis Mitte 2025 einer Leitzinserhöhung von 50 Basispunkten.