Deutsche Verbraucher halten inne
ba Frankfurt
Die Stimmung der deutschen Verbraucher hat sich im Oktober trotz erneut höherer Inflation und anhaltender Energiekrise etwas gebessert. Ebenso wie bei den Unternehmen das Ifo-Geschäftsklima hat sich auch das GfK-Konsumklima stabilisiert, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau. Für eine Entwarnung ist es allerdings zu früh, denn die hiesige Wirtschaft steckt bereits in der Rezession, die Energieversorgung bleibt unsicher, die Inflation hat den Höhepunkt wohl noch nicht erreicht und wird daher noch länger an der Kaufkraft der Verbraucher zehren und so auch für weiteren Einkommenspessimismus sorgen.
Die Nürnberger GfK prognostizieren für das Konsumklima im November ein Plus von 0,9 auf −41,9 Punkte (siehe Grafik). Ökonomen hatten allerdings mit einer Erholung auf einen Wert von −41,3 Zählern gerechnet, nachdem das Barometer im Oktober noch ein Rekordtief bei revidiert −42,8 (zunächst −42,5) Punkten markiert hatte. Auch im Euroraum hat sich das Verbrauchervertrauen im Oktober etwas von seinem im Vormonat gezeigten Rekordtief entfernt: Laut Erstschätzung der EU-Kommission nahm das Verbrauchervertrauen um 1,2 auf −27,6 Punkte zu. Die finalen Daten werden an diesem Freitag veröffentlicht, eine wesentliche Abweichung von dem Wert ist aber nicht zu erwarten.
„Situation bleibt angespannt“
Auch wenn sich die Talfahrt der Konsumbarometer nicht weiter fortgesetzt hat: Eine Trendwende steht noch nicht an. „Die Situation bleibt für die Konsumstimmung sehr angespannt“, erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. „Die Inflation ist zuletzt in Deutschland auf 10 % gestiegen, die Sorgen um die Sicherheit der Energieversorgung werden nicht geringer.“ Es sei unklar, ob die aktuelle Stabilisierung von Dauer sei oder angesichts des kommenden Winters eine weitere Verschärfung der Lage befürchtet werden müsse. Auch könne aktuell noch nicht beurteilt werden, „in welchem Umfang die beschlossenen Maßnahmen zur Deckelung der Energiepreise die Inflation dämpfen werden“.
Den größten Sprung nach oben machte im Oktober das Barometer der Einkommenserwartungen – womit allerdings nur ein Bruchteil der Verluste der vergangenen Monate wettgemacht worden sei, wie es bei der GfK heißt. „Explodierende Energie- und Lebensmittelpreise vermindern die Kaufkraft der Einkommen der privaten Haushalte und sorgen für den anhaltenden Einkommenspessimismus.“ Neben den steigenden Preisen für Haushaltsenergie und Treibstoff sind auch Lebensmittel überproportional teuer geworden – womit weniger Geld für größere Anschaffungen bleibt und auch die Konsumneigung in den kommenden Monaten niedrig bleiben dürfte.
Verzicht wird Normalität
Laut einer Studie des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) haben 57% der Befragten ihren Konsum bereits eingeschränkt. 46% planen wegen der kräftigen Preissteigerungen, sich künftig über die bisherigen Maßnahmen hinaus einschränken zu wollen. Fast zwei Drittel der Befragten berichten zudem, in ihrem Alltagsleben bereits auf etwas verzichten zu müssen. Die Hauptleidtragenden seien zwar diejenigen, die weniger verdienten – aber es treffe auch Menschen mit einem mittleren Einkommen, also von 2500 Euro aufwärts, heißt es beim DSGV. Kein Wunder also, dass die monatliche Ifo-Umfrage ergeben hat, dass der Einzelhandel derzeit „das Sorgenkind“ ist, wie Ifo-Experte Klaus Wohlrabe erklärte. Dort sei die Sorge groß, dass die Kunden wegen der hohen Inflation zu Hause blieben. Hoffnung setzen die Einzelhändler trotz der Krise auch in diesem Jahr auf Halloween, das mittlerweile auch hierzulande zu einem Einkaufsanlass gewachsen ist, wie es beim Einzelhandelsverband HDE heißt. Im Vergleich zu Fest- und Feiertagen wie Ostern und Weihnachten sei Halloween zwar von geringerer Bedeutung, doch sei auch in der Zeit um den 31. Oktober in der Regel mit Umsatzimpulsen zu rechnen – wenngleich sie dieses Jahr wegen der krisenbedingten Kaufzurückhaltung der Verbraucher wohl geringer ausfallen dürften.
Dämpfer für das BIP
Der geringere Güterkonsum der privaten Haushalte wird sich wohl bereits in den Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal zeigen, welche das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag veröffentlichen wird. Beim Dienstleistungskonsum, so erwarten Experten, dürften noch die Corona-Nachholeffekte wirken, während die Bauinvestitionen wegen hoher Kosten, Material- und Fachkräftemangel schwach ausgefallen sein dürften. Der Außenhandel dürfte ebenfalls gebremst haben, so dass das BIP um 0,2% zum Vorquartal gefallen ist, wie Experten im Schnitt prognostizieren. Auch die monatlich von der GfK befragten 2000 Verbraucher gehen von einer Rezession hierzulande aus. Der Indikator der Konjunkturaussichten stabilisierte sich im Oktober.