Apoorva Mehta

Instacart-Gründer kriegt Ärger wegen „Copycat“

Dass die Suche nach einem funktionierenden Geschäftsmodell äußerst mühsam sein kann, weiß Apoorva Mehta nur zu gut. Für sein neuestes Projekt hat es sich der Mitgründer des US-Lebensmittelbringdienstes aber ein wenig zu einfach gemacht, behauptet das Unternehmen Nextmed − und verklagt den Gründer wegen der Nutzung gestohlener Geschäftsgeheimnisse.

Instacart-Gründer kriegt Ärger wegen „Copycat“

kro

Der Mitgründer und Noch-Chairman von Instacart, einem der größten Online-Lebensmittelbringdienste der USA, hat im Zuge eines neuen Gründungsprojektes nun eine Klage am Hals. Apoorva Mehta, sein Geschäftspartner Tejasvi Singh und deren 2022 gestartetes Unternehmen Cloud Health Systems werden von Hello Logistics, einem unter dem Namen „Nextmed“ operierenden US-An­bieter für Dienstleistungen rund um das Thema Gewichtsverlust beschuldigt, gestohlene Geschäftsgeheimnisse verwendet und Urheberrechtsverletzungen begangen zu haben, um das Nextmed-Geschäft zu kopieren.

Mehta habe „am Erfolg von Nextmed teilhaben“ wollen, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg das Unternehmen in der Klageschrift. Auf der Suche nach Wagniskapital zur Finanzierung eines neuen Projekts habe er sich mit Singh zusammengetan, „um etwas zu tun, was Mehta später als ‚unethisch, aber nicht illegal‘ bezeichnete − ein Copycat-Unternehmen zu schaffen“. Copycats sind in der Start-up-Welt ein gebräuchlicher Begriff, der die reine Nachahmung einer Geschäftsidee beschreibt, was naturgemäß umstritten ist.

An die Geschäftsgeheimnisse sei Mehta durch Singh gekommen, der Nextmed mitgegründet hatte. Dieser habe bei der Zusammenstellung der Informationen angegeben, Material für Investoren im Rahmen einer Due Diligence zusammenzutragen. Es habe dann „nur Wochen“ gedauert, bis bei Cloud Health Systems die Anbieter feststanden und eine „streng vertrauliche“ Strategie von Nextmed zur Kundenakquise und andere Strategien implementiert waren, hieß es weiter.

Im November hatte Mehta noch 30 Mill. Dollar für Cloud Health Systems eingesammelt, wie das „Wall Street Journal“ berichtete. Angeführt wurde die Series-A-Finanzierungsrunde vom New Yorker Investor Thrive Capital. Greenoaks Capital und RRE Ventures sind ebenfalls beteiligt. Das Start-up soll dabei laut Insidern mit 200 Mill. Dollar bewertet worden sein.

Vor Instacart oft gescheitert

Womöglich hat sich Mehta auch mit Blick auf seine Vergangenheit dieses Mal für den „einfachen“ Weg einer Unternehmensgründung entschieden. Bevor ihm der Durchbruch mit Instacart gelang, hatte der Ingenieur und frühere Amazon-Angestellte laut eigenen Schätzungen 20 Geschäftsideen ausprobiert, darunter ein soziales Netzwerk für Anwälte. Doch sämtliche Ideen blieben erfolglos.

2012 hob er schließlich Instacart aus der Taufe − zusammen mit Max Mullen und Brandon Leonardo. Der Bringdienst avancierte in der Corona-Pandemie zeitweise zum größten Player im Online-Lebensmittelbusiness. Im Sommer 2020 kam das Start-up laut dem Datendienst Second Measure auf einen Marktanteil von 57 %. Dabei erwies sich auch eine 2017 eingefädelte Milliarden-Übernahme der Bio-Kette Whole Foods durch Amazon für fast 14 Mrd. Dollar als nicht so desaströs wie anfangs befürchtet. Whole Foods war zwar bis dahin einer der größten Kunden von Instacart und die beiden Unternehmen beendeten ihre Partnerschaft letztlich im Jahr 2019. Doch aus Angst vor der Marktmacht Amazons wandten sich viele andere Lebensmittelketten wie Kroger und Aldi lieber schnell Instacart zu und handelten Kooperationen aus.

Lang gehegte Pläne für einen Börsengang legte der Bringdienst im Oktober 2022 wegen der weltweiten Tech-Korrektur jedoch vorerst auf Eis. Seine Bewertung musste Instacart in diesem Jahr bereits drei Mal senken − zuletzt auf etwa 13 Mrd. Dollar. 2021 wurde das Start-up noch auf 39 Mrd. Dollar geschätzt. Mehta hatte seinerseits im Juli angekündigt, sich vom Board zurückziehen zu wollen, sobald der Börsengang erfolgt ist.

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