Kein Mangel an potenziellen Käufern
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Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat den Vorstand beauftragt, den Verkauf von bis zu 100% der Anteile an der mit bis zu 20 Mrd. Euro bewerteten Logistik-Tochter DB Schenker zu prüfen und vorzubereiten. Über den konkreten Start eines Verkaufsprozesses sowie die Art und Weise der Veräußerung werde aber zu einem späteren Zeitpunkt gesondert entschieden, hatte das Unternehmen Mitte des Monats mitgeteilt (vgl. BZ vom 16. Dezember).
Potenzielle Verkaufserlöse sollen nicht an den Alleineigentümer Bund gehen, sondern gemäß der Mitteilung für die Entschuldung der mit rund 30 Mrd. Euro hoch verschuldeten Bahn verwendet werden; so soll u. a. das Rating gesichert werden. Aus Sicht des Aufsichtsrats würde der Verkauf die Konzentration auf das Kerngeschäft der Bahn, den Schienenverkehr in Deutschland, weiter vorantreiben. Die Veräußerung soll allerdings nur beschlossen werden, wenn der Verkauf „finanziell vorteilhaft im Vergleich zum Verbleib von DB Schenker im DB-Konzern ist“. Damit hat der Vorstand viele Möglichkeiten, einen Komplett- oder Teilverkauf an Wettbewerber oder Finanzinvestoren vorzubereiten. Möglich wäre auch ein Börsengang, obwohl dieser in Konzernkreisen derzeit als eher unwahrscheinlich angesehen wird.
Auf der anderen Seite ist Schenker mehr denn je die Cash-Cow in der Bahn-Gruppe, da die Logistikbranche in den vergangenen Jahren einen beispiellosen Aufschwung erlebt hat. Ursache war die Corona-Pandemie, die dem E-Commerce einen Boom bescherte. Nun aber belasten als Folge des Ukraine-Kriegs u. a. stark gestiegene Energiepreise die Ergebnisrechnungen.
Als der Bahn-Vorstand im Juli anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen einige Jahresziele erhöhte, hieß es: „Im Wesentlichen getrieben durch DB Schenker werden der Umsatz und die bereinigten Ergebnisgrößen noch deutlich stärker steigen als bisher erwartet.“ So soll der bereinigte Umsatz der Bahn 2022 auf mehr als 54 (i. V. 47,3) Mrd. Euro klettern. Nach sechs Monaten lag der Umsatzanteil von Schenker bei 50 (48)%. Der Umsatz von Schenker lag also bei 27 Mrd. Euro. Zudem erzielte die Logistik-Tochter, die in der Land-, Luft- und Seefracht tätig ist, im ersten Halbjahr einen Betriebsgewinn (bereinigtes Ebit) von fast 1,2 Mrd. Euro – ein Plus vor fast 90% – und sorgte so dafür, dass der Gesamtkonzern wieder in der Gewinnzone landete.
Beim Verkauf von Schenker würde es aller Voraussicht nach zu einem Bieterkampf kommen. Finanzinvestoren wie Carlyle, CVC, Advent und Bain haben Interesse an einer vollständigen Übernahme bekundet. Daneben dürften auch strategische Investoren auf den Plan treten: Neben der Gruppe Deutsche Post DHL wird auch Wettbewerbern wie Mærsk, dem dänischen Spediteur DSV sowie Kühne+Nagel Interesse nachgesagt.