Konjunktur

Welthandel erreicht 2022 Rekordwert

Allen Krisen zum Trotz hat der weltweite Warenverkehr im vergangenen Jahr einen Höchststand erreicht. Doch die Aussichten für das laufende Jahr sind laut den Vereinten Nationen eher mau – es gibt allerdings auch Hoffnungsschimmer.

Welthandel erreicht 2022 Rekordwert

mpi Frankfurt

Trotz weltweiter Lieferkettenprobleme im Zuge der Corona-Pandemie und der geopolitischen Spannungen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat der Welthandel im vergangenen Jahr laut einer Analyse der Vereinten Nationen (UN) einen Rekordwert erreicht. Wie die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) am Donnerstag in Genf mitteilte, wuchs der Gesamtwert des Welthandels 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 10% auf 32 Bill. Dollar. Ein Großteil dieser Entwicklung ist auf die weltweit hohe Inflation zurückzuführen, die für das vergangene Jahr auf mehr als 8% geschätzt wird. Doch auch das Handelsvolumen ist 2022 leicht gewachsen und trug damit zum Rekordhoch im Welthandel bei.

Größere Unterschiede gibt es bei der Entwicklung des Handels in den verschiedenen Regionen. Während es in Europa nur wenig Wachstum gab und Nordamerika nur bei den Exporten im vergangenen Jahr eine Zunahme hinlegte, stieg der Handel vor allem in Südamerika, im Nahen Osten und in Australien. Eine sinkende Handelsbilanz verzeichnete Russland aufgrund des Kriegs mit der Ukraine und der daraufhin folgenden Sanktionen des Westens sowie Südostasien und China. Die lange Zeit strikt gefahrene Null-Covid-Politik inklusiver diverser Lockdowns im Reich der Mitte hatte die dortige Wirtschaft stark beeinträchtigt.

Inzwischen hat sich China von diesen Restriktionen wieder verabschiedet und gilt als ein Hoffnungswert für die globale Konjunktur. Dennoch blickt Unctad nicht allzu optimistisch auf die künftige Entwicklung des Welthandels. Für das erste Quartal des laufenden Jahres rechnet die UN-Organisation mit einer Stagnation, und auch für die Zeit danach pro­gnostiziert Unactad ein eher geringes Wachstum. „Wir erwarten für 2023 ein gedämpftes globales Handelswachstum, mit der Möglichkeit einer Erholung in der zweiten Jahreshälfte“, heißt es in der Analyse.

Schwacher Jahresschluss

Bereits zum Jahresende habe der Welthandel eine negative Entwicklung genommen (siehe Grafik). Bei fast sämtlichen Produktgruppen gab es im vierten Quartal im Vergleich zum vorherigen Dreimonatsabschnitt einen Rückgang. Besonders stark fiel er bei Kleidung (−11%), anderen Textilien (−19%) und Metallen (−11%) aus. Zulegen konnten dagegen Güter für den Transportsektor (+14%) und Fahrzeuge für den Straßenverkehr (+5%).

Die immer noch hohe Inflation, die steigenden Zinsen, die auch die Realwirtschaft belasten, und der weiterhin andauernde Krieg in der Ukraine belasten die Weltwirtschaft und veranlassen die UN zu ihrem eher pessimistischen Ausblick für das laufende Jahr.

Doch es gibt auch Gründe für Optimismus. Die Logistikprobleme in den Häfen lösen sich langsam auf, so dass die Schiffskapazitäten steigen und damit die Frachtkosten sinken. Der Dollar hat in den vergangenen Monaten im Vergleich zu anderen Währungen an Wert verloren. Da ein Großteil des Welthandels in Dollar abgewickelt wird, führt eine schwächere US-Währung zu einer erhöhten Nachfrage nach Waren. Zudem verweist Unctad auf die Öffnung Chinas nach der Corona-Pandemie. Dies führe zu sinkenden Lieferkettenproblemen im globalen Handel und auch zu einer wieder steigenden Nachfrage Chinas nach Importen, aber vor allem einem wieder anziehenden Warenangebot aus dem Reich der Mitte.

Ein weiterer Lichtblick in der Entwicklung des Welthandels sind laut der UN-Organisation „grüne“ Produkte, deren Handelsvolumen im zweiten Halbjahr 2022 um 4% auf 1,9 Bill. Dollar gestiegen ist. Mit grünen Waren sind Güter gemeint, die weniger Umweltverschmutzung in der Herstellung verursachen oder weniger Ressourcen verbrauchen als herkömmliche Güter, die für einen ähnlichen Zweck verwendet werden. Dazu zählt die UN-Organisation Autos mit elektrischem oder Hybrid-Antrieb, deren Handelsvolumen im zweiten Halbjahr 2022 um ein Viertel gewachsen ist, Verpackungen ohne Plastik (+20%) und Windturbinen (+10%).

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