Bank of England

Bailey: Kohleausstieg könnte Preisniveau erhöhen

Der britische Notenbankchef Andrew Bailey hat auf die Kosten der Energiewende für die Verbraucher hingewiesen – und gab bei der Kommunikation eine ähnlich unglückliche Figur ab, wie bei der jüngsten geldpolitischen Sitzung.

Bailey: Kohleausstieg könnte Preisniveau erhöhen

Von Andreas Hippin, London

Der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, hat aus der jüngsten Kommunikationspanne der Zentralbank offenbar nicht viel gelernt. Nachdem er die Marktteilnehmer bis zuletzt in dem Glauben gelassen hatte, eine Zinserhöhung stünde unmittelbar bevor, um sie nach der jüngsten Sitzung des geldpolitischen Komitees auf einen späteren Zeitpunkt zu vertrösten, verirrte er sich in einem BBC-Interview in einem anderen Minenfeld. Die Teilnehmer des UN-Klimagipfels in Glasgow hatten zuvor alles getan, sich nicht zu den Kosten der Energiewende für die Verbraucher zu äußern.

Dagegen sagte Bailey, der Wandel zur Nullemissionswirtschaft könne zu „permanenten Effekten auf das Preisniveau“ führen, die man begreifen und mit denen man umgehen müsse. „Ich denke, wir sehen bereits jetzt Auswirkungen des Klimawandels auf die Preise“, führte er in einem BBC-Interview aus. „Ein Teil der Gaspreisgeschichte“ – gemeint war der Anstieg des Gaspreises um 400% binnen zwölf Monaten – gehe darauf zurück, dass viele Länder zugleich den Kohleausstieg vorantreiben und auf Gas umsteigen. „Während wir schädlichere Kohlenwasserstoffe substituieren, Kohle ist dafür offenkundig ein Beispiel, werden wir während der Umstellung möglicherweise eine höhere Nachfrage für andere Kohlenwasserstoffe sehen“, erklärte er. Teil der Geschichte könnte „ein permanent höheres Preisniveau“ sein, „nicht höhere Inflation, sondern eine Veränderung des Preisniveaus“.

Die Bank of England hatte die Briten bereits am Vortag darauf eingestimmt, dass die Realeinkommen in den kommenden zwei Jahren sinken werden. „Inflation ist etwas, das die Haushaltseinkommen der Menschen angreift“, sagte Bailey. „Sie werden das in Form der bereits steigenden Preise spüren, und es tut mir sehr leid, dass das passiert.“ Die Volkswirte der Notenbank gehen davon aus, dass die Teuerungsrate im kommenden Jahr auf nahezu 5% steigt.

Bailey führte den starken Preisauftrieb, den die Notenbank lange als vorübergehendes Phänomen charakterisiert hatte, wie zuvor auf Versorgungsengpässe in der Weltwirtschaft zurück. „Wenn man die Zinsen erhöht, wird dadurch nicht mehr Gas produziert“, sagte er. „Es werden auch nicht mehr Halbleiter produziert.“ Den Geldpolitikern hätten bei ihrer Zinsentscheidung wichtige In­formationen dazu gefehlt, wie sich das Ende der Lohnsubventionierungsmaßnahmen auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt hat. Dem Vergleich mit seinem Vorgänger Mark Carney, der die Märkte 2014 in die Irre führte und deswegen vom Unterhausabgeordneten Pat McFadden den Spitz­namen „unzuverlässiger Liebhaber“ erhielt, begegnete er mit jovialem Gelächter. „Wir glauben, dass die Zinsen steigen müssen, aber wir nennen keine Zahl dazu“, sagte er. Eine Rückkehr zum Vorfinanzkrisenniveau sei jedoch unwahrscheinlich.