Regierungserklärung

Biden will Aktienrückkäufe stärker besteuern

Eine neue US-Steuer von 1% auf Aktienrückkäufe zeigt nur begrenzte Wirkung. Nun will US-Präsident Joe Biden die Abgabe bereits vervierfachen, um Unternehmen zu anderweitigen Investitionen anzuhalten.

Biden will Aktienrückkäufe stärker besteuern

US-Präsident Joe Biden will Aktienrückkäufe deutlich stärker besteuern. Erst seit Januar ist auf Buybacks eine Abgabe von 1% des Verkehrswertes der betroffenen Wertpapiere wirksam – diese soll nun vervierfacht werden, wie der demokratische Amtsträger während seiner Rede zur Lage der Nation am Dienstagabend vorschlug. Dadurch wolle er Unternehmen „zu langfristigen Investitionen ermutigen“.

Das Weiße Haus teilte mit, die Besteuerung von Aktienrückkäufen behebe eine Verzerrung im System: Während ein großer Teil der Aktionäre Steuern auf Dividenden zahlen müssten, seien Buybacks bis zum laufenden Jahr prinzipiell weder für Unternehmen noch für ihre Anteilseigner abgabepflichtig gewesen. Die seit Januar gültige Steuer von 1% ist Teil des im August 2022 verabschiedeten, vor allem in Europa umstrittenen „Inflation Reduction Act“, der unter anderem über eine Senkung des US-Haushaltsdefizits zu einer niedrigeren Teuerung führen soll.

Konzerne weiten Programme aus

Der gemeinsame Steuerausschuss des Senats und des Repräsentantenhauses geht davon aus, dass durch die neue Abgabe auf Rückkäufe über ein Jahrzehnt 74 Mrd. Dollar in die Staatskassen gespült werden. Beobachter vermuten, dass in diese Schätzung auch die Annahme eingeflossen ist, dass Unternehmen infolge der Besteuerung für Buybacks künftig stärker auf abgabepflichtige Dividendenzahlungen zurückgreifen. In den vergangenen Monaten haben zahlreiche Unternehmen, darunter die Ölriesen Exxon Mobil und Chevron sowie der Payment-Konzern Mastercard, dennoch umfangreiche Rückkäufe angekündigt oder bestehende Programme ausgeweitet. Finanzchefs betonen, die Steuer falle nicht hoch genug aus, um ihre Position zu Buybacks zu ändern.

Aktienrückkäufe gelten als wesentlicher Bestandteil des Total Shareholder Returns des S&P 500, in den vergangenen Jahren ist ihr Volumen erheblich gestiegen. Brach es im Zuge des Corona-Crashs von 181,6 Mrd. Dollar im Schlussquartal 2019 auf 88,7 im zweiten Quartal 2020 ein, schnellte es zwischen Oktober und Dezember 2021 auf 270 Mrd. Dollar in die Höhe. Im Schlussquartal 2022 dürften die Unternehmen im marktbreiten US-Aktienindex laut S&P Dow Jones Indices Rückkäufe im Volumen von 220 Mrd. Dollar abgeschlossen haben.

Die Steuer von 1% dürfte die Gewinne im S&P 500 nach Prognose von S&P Dow Jones im Gesamtjahr 2023 um 0,5% belasten. Eine Verschiebung von für Rückkaufe eingeplanten Mitteln hin zu Dividendenzahlungen sei wohl erst ab einer Abgabe von 2,5% zu erwarten.

Schwieriges Projekt

Für eine Vervierfachung der seit Januar wirksamen Steuer den Segen des gespaltenen US-Kongresses zu erhalten, dürfte für Biden laut Beobachtern allerdings zu einer schwierigen Herausforderung werden. Auch der Business Roundtable, eine Lobbyorganisation führender US-Wirtschaftsunternehmen, kritisiert den Vorschlag des Präsidenten. Entgegen seiner Absicht würde eine solche Steuererhöhung Investitionen und Wachstum eindämmen und zu einer Belastung für die privaten Haushalte werden.