Britische Wirtschaft erholt sich von Schwächephase
hip London
Die britische Wirtschaft hat sich zu Jahresbeginn stärker als erwartet vom durch zahlreiche Streiks geprägten Dezember erholt. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 0,3%, nachdem es im vorangegangenen Monat um 0,5% zurückgegangen war. Volkswirte hatten im Schnitt lediglich ein Plus von 0,1% auf der Rechnung. „Trotz der positiven Überraschung warnen wir davor, zu viel in den Anstieg im Januar hineinzuinterpretieren“, sagte die Volkswirtin Barbara Teixeira Araujo von Moody’s Analytics. „Die monatlichen Daten sind volatil und es gibt eine Menge Hinweise darauf, dass die Wirtschaft vor dem Hintergrund der hohen Inflation und äußerst engen Finanzierungsbedingungen extrem schwach bleibt.“
Doch gab es auch Zeichen der Besserung: Der Einkaufsmanagerindex für die in Großbritannien dominanten Dienstleister von S&P Global erreichte im Februar 53,5 (Januar: 48,7) Punkte. Werte über 50 deuten auf eine wirtschaftliche Expansion hin. Auch im Baugewerbe zeigten die Pfeile nach oben. Der Einkaufsmanagerindex stieg hier auf 54,6 (48,4) Zähler.
Das weckt mit Blick auf den Haushaltsentwurf, den Schatzkanzler Jeremy Hunt am Mittwoch (15. März) vorstellen wird, Begehrlichkeiten, zumal die öffentliche Neuverschuldung im laufenden Fiskaljahr nicht ganz so hoch ausgefallen ist wie befürchtet. Das renommierte Nationale Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung (NIESR) schätzt, dass sich Hunts Spielraum für Steuersenkungen und Investitionen auf 166 Mrd. Pfund beläuft. Auf der Wunschliste der Denkfabrik steht eine Reduzierung der von Hunt vorangetriebenen Erhöhung der Körperschaftsteuer von 19% auf 25%. „Manchmal wird gesagt, dass Ökonomen 15 der zurückliegenden 5 Rezessionen vorhergesagt haben“, schrieb die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins in einer ersten Einschätzung der ONS-Daten. „Mit Sicherheit sieht es nun für Großbritannien wesentlich einfacher aus, im ersten Quartal ein negatives Wachstum zu vermeiden.“ Die starke Erholung im Januar gehe aber wesentlich darauf zurück, dass die Schüler in die Klassenzimmer zurückkehrten, nachdem im Dezember Streiks für Unterrichtsausfälle gesorgt hatten. Die Erholung der Exporte verlor derweil an Schwung.