China-Konjunktur

Chinas Inflationsrate zieht kräftiger als erwartet an

Anziehende Lebensmittelpreise bringen die Inflationsrate in China etwas auf Trab. Doch spielen hierbei vor allem saisonale Faktoren eine Rolle. Die Verbraucher bremsen weiter.

Chinas Inflationsrate zieht kräftiger als erwartet an

Chinas Inflationsrate macht einen Hüpfer

Konsumpreisindex hebt sich von der Nulllinie ab – Kerninflation aber auf schwachem Niveau  

nh Schanghai

Im stark eingetrübten chinesischen Konsumklima setzen die jüngsten Inflationsdaten für sich genommen einen positiven Akzent: Im Juli zog der Konsumpreisindex um 0,5% gegenüber Vorjahresmonat an und hebt sich damit etwas weiter von der Deflationsschwelle ab. Bei den Erzeugerpreisen hingegen gibt es keine Bewegung. Sie sind wie auch bereits im Juni um 0,8% gegenüber Vorjahresmonat gesunken.

Positive Tendenz

In den vorangegangen vier Monaten hatten die Verbraucherpreise nur zwischen 0,1 und 0,3% zugelegt. Die Konsensschätzung der Analysten hatte für Juli einen leichteren Anstieg um 0,3% erwarten lassen. Auch im direkten Monatsvergleich sieht man eine verbesserte Tendenz. Von Juni auf Juli stiegen die Verbraucherpreise nämlich um 0,5%, während man im Vormonat auf dieser Vergleichsbasis noch bei −0,2% landete.

Märkte zunächst erfreut

Bei den Marktteilnehmern wird der etwas erhöhte Inflationsausweis mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. An der Hongkonger Börse stieg der Leitindex Hang Seng am Freitag in Reaktion auf die Preisdaten zunächst um bis zu 2,5%. Letztlich verblieb allerdings nur ein Tagesgewinn von 1,1%. Auf dem Festland verpuffte eine anfängliche Erholungsbewegung beim CSI-300-Index rasch wieder.

Saisonale Faktoren

Analysten äußern einige Zweifel, ob die neuen Preisdaten tatsächlich Aufschluss über eine Linderung latenter Deflationsgefahren bringen. Der jüngste Auftrieb geht in erster Linie auf eine Verteuerung von einigen Lebensmittelkategorien zurück, die von saisonalen Faktoren stark betroffen sind. Dabei ist es im Zusammenhang mit einer mehrwöchigen Hitzewelle und Flutschäden in einigen Regionen zu Ernteausfällen gekommen, die zu einer Verteuerung von Gemüse und Obstwaren geführt haben. Bei der im Warenkorb für die Inflationsberechnung stark gewichteten Komponente Schweinefleisch wiederum haben vor allem Basiseffekte eine treibende Wirkung entfaltet.

Preiskämpfe halten an

Der Auftrieb bei den Lebensmittelpreisen spricht damit nicht für eine generelle Belebung des Konsumklimas. Bei höherwertigen Konsumgütern wie Pkw, Smartphones und Haushaltsgeräten sieht man unveränderten Abwärtsdruck, der im Zusammenhang mit einem erbitterten Preiswettbewerb und einer allgemeinen Konsumzurückhaltung steht.

Kerninflationsrate fällt zurück

Eher ernüchternd ist denn auch die Entwicklung der Kerninflation, also der um volatile Energie- und Lebensmittelpreise bereinigten Teuerungsrate. Sie ist im Juli nämlich weiter gesunken und erreicht mit 0,4% den niedrigsten Stand seit Januar. Zu Jahresanfang war der chinesische Konsumpreisindex mit −0,5% unter die Deflationsgrenze gegangen. Damit gibt es weiter keine Anhaltspunkte für eine Belebung der Binnennachfrage.

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