Chinas Notenbank verspricht erneut Konjunkturstütze
Zentralbank verspricht Konjunkturstütze
Chinas Notenbankgouverneur Gongsheng will Geldmenge M1 neu berechnen
nh Schanghai
Chinas Zentralbank signalisiert eine konjunkturunterstützende geldpolitische Agenda im kommenden Jahr. Auf einem Finanzforum in Peking sprach Notenbankgouverneur Pan Gongsheng von „erweiterten antizyklischen Anpassungsmaßnahmen“, für die man über die notwendigen geldpolitischen Werkzeuge verfüge. Man werde ausreichend Liquidität bereitstellen und auf eine Senkung der Finanzierungskosten für Unternehmen und private Haushalte hinwirken, versicherte der Chef der People’s Bank of China (PBOC) am Dienstag.
M1 im Sinkflug
Chinas schwächelnde Binnenkonjunktur und Konsumzurückhaltung verbinden sich mit geringer Kreditvergabeaktivität und finden einen Niederschlag in einem ungewöhnlich niedrigen Wachstum beziehungsweise der Schrumpfung von Geldmengenaggregaten. Seit dem Frühjahr ist die Geldmenge M1 (Bargeld und Sichteinlagen) auf einem deutlichen Abwärtstrend. Im Oktober sank sie um gut 6% gegenüber Vorjahresmonat. Die Zentralbank nimmt diese Entwicklung nun zum Anlass für eine statistische Anpassung bei der Erfassung der Geldmenge.
M1 wird prompt neu berechnet
Künftig sollen auch eine Reihe bislang nicht erfasster Einlagenposten im Zusammenhang mit Wohnungsfinanzierungen oder Vorauszahlungen bei Nichtbank-Zahlungssystemanbietern in die M1-Geldmengendefinition einbezogen werden. Erste Überschlagsrechnungen von Analysten lassen vermuten, dass sich die offizielle Schrumpfungsrate der Geldmenge M1 in den kommenden Monaten auf etwa 1 bis 2% verringern dürfte.
Ende September hatte die PBOC mit der Senkung von Leitzinsen und Mindestreserveanforderungen eine breitere Stimulus-Offensive der Regierung eingeleitet und weitere Lockerungsmaßnahmen in Aussicht gestellt. Die Zinssenkungsrunde löste zwar zunächst eine gewaltige Hausse am Aktienmarkt aus, konnte sich allerdings nicht in einer länger anhaltenden Aktienrally verstetigen.
Investoren äußern Pessimismus
An Chinas Finanzmärkten machen sich mittlerweile erneut Spannungen bemerkbar, mit denen Investoren verstärkte Skepsis über Chinas Konjunkturanregungspotenzial zum Ausdruck bringen. Dabei spielt sowohl die Gefahr einer länger anhaltenden Deflationstendenz bei Verbraucher- und Erzeugerpreisen wie auch die Sorge über künftige Handelsspannungen mit den USA unter Präsident Trump eine entscheidende Rolle.
Yuan unter verstärktem Druck
Am Dienstag entlud sich die Nervosität der Anleger insbesondere am Devisenmarkt und sorgte für eine erneute Schwächung des Yuan gegenüber dem Dollar. In der Spitze fiel der Wechselkurs um 0,4% auf 7,3 Yuan je Dollar zurück. Damit wird ein Einjahrestief des Yuan zum Greenback markiert. Ende September hatte sich die chinesische Währung im Sog der Stimulus-Offensive zwar kräftig aufgebäumt, seitdem jedoch wieder etwa 4% gegenüber dem Dollar eingebüßt.
Bondrenditen auf Rekordtief
Als weiteres Anzeichen für latenten Konjunkturpessimismus gilt der starke Drang in sichere Bondanlagen mit entsprechendem Druck auf die Rendite von Staatsanleihen. So fiel die zehnjährige Benchmark-Rendite im Handel am Dienstag auf 1,98% zurück und durchbrach erstmals die Marke von 2% nach unten. Auch die Renditen auf kürzer laufende Staatsanleihen sowie auf 30-jährige Papiere glitten auf ein Rekordtief ab.