Federal Reserve

Deutliches Zinssignal aus Washington

Eine geldpolitische Lockerung durch die Fed war zwar erwartet worden, die Senkung der Leitzinsen gleich um 50 Basispunkte signalisiert jedoch, dass der Rückgang der Teuerung wohl stabil ist, aber auch, dass der Jobmarkt gestützt werden muss.

Deutliches Zinssignal aus Washington

Deutliches Zinssignal der Fed

Schwäche am Arbeitsmarkt führt zu größerem Zinsschritt – Lockerungen um weitere 1,5 Prozentpunkte bis Ende 2025

Die geldpolitische Lockerung durch die Fed war zwar erwartet worden, die Senkung der Leitzinsen gleich um 50 Basispunkte signalisiert aber darüber hinaus, dass der Rückgang der Teuerung wohl anhaltend ist. Auch die Sorgen um den Jobmarkt trieben die Fed um. Insofern sind weitere Zinsschritte zu erwarten.

det Washington

Mit einer resoluten Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt hat die US-Notenbank nach einigem Zaudern die Wende in der Geldpolitik eingeleitet. Der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed hat auch signalisiert, dass weitere Zinsschritte folgen werden. Das sind gute Nachrichten für Verbraucher, für Unternehmen und für die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris.

Im Juli 2023 hatte die Notenbank den Leitzins nach elf Straffungen auf den höchsten Stand seit 2001 hochgeschraubt. Sicher war, dass angesichts der nachlassenden Inflation der Zeitpunkt für die Zinswende nun gekommen war. Gleichwohl war die Spannung vor einem FOMC-Beschluss selten so groß: Würde die Notenbank den Leitzins um 25 oder 50 Basispunkte senken?

Schwächelnder Jobmarkt

Die Entscheidung für den größeren Schritt spiegelt einerseits die Notwendigkeit wider, den schwächelnden Jobmarkt und die Konjunktur zu stützen. Schließlich sind Rezessionsängste nicht vom Tisch. Dies wurde am Donnerstag durch die Frühindikatoren unterstrichen. Wie das Conference Board meldete, gaben diese im August um 0,2% nach, der sechste Rückgang in Folge. Der Zinsschritt zeigt aber auch, dass die Fed sich angesichts des kontinuierlichen Rückgangs der Inflation weniger Gedanken über den Teuerungsdruck macht. Schließlich betonte die Abschlusserklärung des FOMC „weitere Fortschritte auf dem Weg zum Inflationsziel von 2%“.  Auch stellte Powell fest, dass trotz des soliden Wirtschaftswachstums „die Neueinstellungen an Tempo verloren haben“. 

Vor dem Hintergrund der jüngsten Daten war neben dem Zinsschritt auch zu erwarten, dass die neuen Konjunktur- und Zinsprognosen mehreren, teilweise kräftigen Revisionen unterliegen würden. So erwartet die Fed bis zum Jahresende einen Anstieg der Arbeitslosenquote von derzeit 4,2% auf 4,4%. Im Juni hatten die Währungshüter einen Wert von 4,0% prognostiziert. Berechtigt erscheint die Voraussage deswegen, weil das Stellenwachstum während der letzten drei Monate so schwach war wie zuletzt während der Anfangsphase der Corona-Pandemie. Auch zog die Arbeitslosenquote kräftig an und erreichte im Juli den höchsten Stand seit 2021. 

Einschätzung geändert

Die Notenbank schätzt aber insbesondere die weitere Zinsentwicklung ganz anders ein als vor einem Vierteljahr. So hieß es im Juni, dass das FOMC bis einschließlich Dezember nur einmal um 0,25 Prozentpunkte lockern würde. Nun rechnen die Notenbanker aber damit, bis zum Jahresende den Leitzins um weitere 50 Basispunkte und 2025 nochmals um 1,0 Prozentpunkte herunterzusetzen.        

Unterdessen könnten der Zinsbeschluss und die Aussicht auf weitere Senkungen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Wirkung entfalten. So waren die Hypothekenzinsen in der Erwartung der geldpolitischen Wende schon deutlich gesunken. Das wird insbesondere Erstkäufern, für die bisher der Eigenheimkauf unerschwinglich war, den Einstieg in den Häusermarkt erleichtern. Niedrigere Zinsen werden auch die Autofinanzierung sowie die Bezahlung anderer, langlebiger Konsumgüter verbilligen und zudem die Unternehmensinvestitionen ankurbeln.  

Trump ausmanövriert

Sollte sich zudem in den kommenden Wochen herausstellen, dass sich angesichts günstigerer Finanzierungskonditionen die Stimmung unter den Verbrauchern weiter aufhellt, dann könnte Vizepräsidentin Kamala Harris profitieren. Schließlich legt der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump ihr und Präsident Joe Biden das hohe Preisniveau zur Last. 

Nun kann Harris nicht nur auf die geringere Inflation hinweisen, die laut Fed von derzeit 2,6% nächstes Jahr auf 2,2% zurückgehen wird. Gehen die Wähler zudem davon aus, dass die nachlassende Teuerung von niedrigeren Zinsen und solidem Wachstum begleitet wird, dann könnte die Demokratin hoffen, dass sie bis zum 5. November uneinholbar vor ihrem republikanischen Rivalen liegen wird.